Viele Tote: Junta-Luftangriff auf Zivilisten in Myanmar

    Wohl mindestens 90 Tote:Myanmar: Junta-Luftangriff auf Zivilisten

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    Die Militärjunta in Myanmar hat bei einem Luftangriff auf ein Dorf nach Augenzeugenberichten mindestens 90 Menschen getötet. Im Ort hatten sich Oppositionelle versammelt.

    Nachdem Junta-Streitkräfte in Myanmar einen verheerenden Luftangriff mit Dutzenden Toten auf ein Dorf durchgeführt haben, herrscht Entsetzen im Land. "Wir können nicht genau sagen, wie viele Tote es sind, aber es sind mindestens 90 oder 100", sagte am Mittwoch ein Augenzeuge, der die Gemeinde Pazigyi nach dem Angriff erreicht hatte.
    "Mindestens 50 weitere Menschen sind schwer verletzt und werden im Krankenhaus versorgt." Die Zahl der Opfer könne wegen der Schwere der Verletzungen weiter steigen, erklärte der Mann.
    UN-Generalsekretär António Guterres verurteilte den Angriff einem Sprecher zufolge ebenfalls "auf das Schärfste". UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk erklärte in Genf, einmal mehr habe das Militär in dem südostasiatischen Land seine "klaren rechtlichen Verpflichtungen" missachtet, "bei Kampfhandlungen für den Schutz von Zivilisten zu sorgen".

    Militärjunta zielt auf oppositionelle Volksverteidigungskräfte

    Das Militär hatte am Dienstagmorgen Raketen auf den Ort in der Region Saigang im Zentrum des Landes abgefeuert, als dort eine Eröffnungszeremonie für ein neues Büro der Junta-feindlichen Volksverteidigungskräfte abgehalten wurde. Die Teilnehmer seien gerade beim Essen gewesen, darunter auch mindestens 20 Kinder, sagte der Augenzeuge. Der Angriff habe etwa 15 Minuten gedauert.
    Es wurden die Leichen von 53 Opfern geborgen - viele der Toten seien in viele Teile zerrissen worden. Deshalb sei es schwer, die genaue Opferzahl zu bestimmen. "Als wir die Leichen am Abend bergen wollten, haben sie einen weiteren Luftangriff gestartet. Ich habe keine Worte dafür, wie brutal die Junta mit Zivilisten umgeht", sagte der Mann der Deutschen Presse-Agentur am Telefon.

    International ist die Empörung groß

    Die EU sei "zutiefst schockiert" über "Berichte über die jüngste Gräueltat des Militärregimes", erklärte Nabila Massrali, Sprecherin des EU-Chefdiplomaten Josep Borrell, am Mittwoch im Kurzbotschaftendienst Twitter. Das Auswärtige Amt forderte die Junta auf, die "Gewalt gegen das Volk sofort zu beenden".
    Nabila Massrali schreibt auf Twitter
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    Auch die US-Regierung reagierte empört auf den Angriff. "Wir verurteilen die Luftangriffe des Regimes auf das Schärfste und fordern das Regime auf, die Gewalt zu beenden", schrieb der ranghohe US-Diplomat Derek Chollet auf Twitter. Er nannte den Angriff "verwerflich".

    Amnesty: Junta wendet "widerwärtige Taktiken" an

    Zuletzt war es in der Region zu Kämpfen zwischen dem Militär und bewaffneten Gruppen gekommen, die Widerstand gegen die Junta leisten. Generäle hatten sich im früheren Birma im Februar 2021 an die Macht geputscht. Die damalige Regierungschefin Aung San Suu Kyi wurde festgenommen und wegen angeblicher Vergehen zu mehr als 30 Jahren Haft verurteilt.
    Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi bei einer Pressekonferenz in Tokyo im Jahr 2018
    In Myanmar ist die Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi zu sieben weiteren Jahren Haft verurteilt worden. Das Militär hatte im Februar 2021 ihre gewählte Regierung gestürzt.30.12.2022 | 0:25 min
    Das Militär geht brutal gegen seine Gegner vor. "Rechtswidrige Luftangriffe, bei denen Zivilisten getötet und verletzt und Häuser zerstört werden, sind ein Markenzeichen des myanmarischen Militärs, das verabscheuungswürdige Anstrengungen unternimmt, um den Widerstand zu brechen und der Bevölkerung Angst einzuflößen", sagte Montse Ferrer von Amnesty International.
    Sie sprach von "widerwärtigen Taktiken" und forderte die Internationale Gemeinschaft auf, Lieferungen von Flugtreibstoff an das Land einzustellen und mehr zu tun, um die Angriffe der Junta zu stoppen.
    Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) rechnet mit einer einschüchternden Wirkung des Angriffs auf die myanmarische Gesellschaft. "Das wird vermutlich größere Angst bei der Bevölkerung auslösen", sagte der HRW-Vizedirektor für Asien, Phil Robertson. Gemeinden würden künftig wohl vor "Massenversammlungen" zurückschrecken - aus Angst, bombardiert oder anderweitig angegriffen zu werden.
    Quelle: dpa

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