Das bevölkerungsreichste Land Afrikas stimmt über ein neues Staatsoberhaupt ab. So viele Menschen wie nie haben sich registrieren lassen - trotz Terror und Gewalt.
Afrikas bevölkerungsreichster Staat wählt ein neues Parlament und den Präsidenten. Vor allem die Jugend in dem von Armut und Krisen geplagten Land hofft auf den Sieg von Peter Obi.
Es ist seit Wochen das gleiche Bild in Lagos: Menschen warten in ihren Autos auf ein bisschen Benzin. Stundenlang stehen sie vor den Zapfsäulen, vielleicht wird es heute klappen, vielleicht aber auch nicht. Eine skurrile Szenerie, denn Nigeria hat eines der größten Ölvorkommen Afrikas - nur kann es das nicht raffinieren und muss es ins Ausland exportieren.
Ein Milliardengeschäft, von dem die Bevölkerung nicht profitiert. Über die Hälfte der nigerianischen Bevölkerung, so Schätzungen, leidet unter Armut. Die instabile politische Lage, Terror durch Banditen im Nordwesten und durch Islamisten im Nordosten lähmen die Wirtschaft, ausländische Investoren scheuen das Land. 216 Millionen Menschen leben in dem westafrikanischen Staat, 2050 sollen es 400 Millionen sein, doch die Zahl der Jobs wächst nur langsam.
Nun also die Wahlen für Parlament und Präsident. Der über 80-jährige Staatspräsident Muhammadu Buhari darf nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten.
Nigeria: Die meisten Präsidentschaftskandidaten sind über 70 Jahre
Doch ob ein neues Staatsoberhaupt die Lage verbessern wird? Marija Peran glaubt das nicht, sie leitet das Büro der Konrad-Adenauer-Stiftung in Nigerias Hauptstadt Abuja.
Es fällt schwer, angesichts der aussichtsreichsten Bewerber überhaupt von "Dynamik" zu sprechen. Bola Tinubu und Atiku Abubakar gehören zur eingesessenen Politelite, sie sind beide über 70 Jahre alt.
Teilung zwischen christlichem Süden und muslimischem Norden
Ihr Konkurrent Peter Obi, 61, verkörpert für viele junge Wähler*innen immerhin ein bisschen Hoffnung. Obi ist der einzige Christ im Rennen, schart aber keine große Lobby um sich.
Nigeria - grob gesagt geteilt in den christlichen Süden und den muslimischen Norden - hatte bisher immer einen Wechsel in der Religionszugehörigkeit an der Staatsspitze.
Das ist quasi eine stillschweigende Übereinkunft zur Befriedung des Landes. Diesmal aber ist das aufgeweicht. Das könnte zu zusätzlichen Unruhen führen.
Eine entscheidende Bedeutung bei den Wahlen kommt den jungen Menschen zu. Über 93 Millionen Wähler*innen haben sich insgesamt registrieren lassen, fast drei Viertel sind unter 49 Jahren. Die größte Wählergruppe sind Student*innen.
Es bestehe kein Zweifel, dass die jungen Wähler das Thema bei dieser Wahl forciert haben, so Idayat Hassan, weiter.
2022 hat Deutschland die "Benin Bronzen" an Nigeria übergeben:
Außenministerin Baerbock ist in Nigeria, um die ersten Benin-Bronzen zurückzugeben, die vor 125 Jahren gestohlen wurden. Ein Teil kann als Leihgabe in Deutschland bleiben.
Kaum Bargeld, kaum Sprit: Wahlbeteiligung dürfte leiden
Ob die Menschen jedoch wirklich zu den Wahlen gehen? Es sind ganz banale Gründe, die das erschweren könnten: Der Mangel an Benzin ist der eine, der andere ist der Mangel an Bargeld.
Bis Ende Januar mussten alte Banknoten in neue umgetauscht werden. Davon aber gibt es nicht genügend. An den Geldautomaten können maximal umgerechnet acht Euro täglich gezogen werden. Die Fahrt zum Wahllokal aber kostet Geld, gleichzeitig können Wahlhelfer*innen nicht bezahlt werden.
Ein Negativ-Rekord steht jetzt schon fest: Es werden noch weniger Frauen in den Parlamenten vertreten sein als ohnehin schon. Prognosen gehen von sechs Prozent aus - einer der schlechtesten Werte Afrikas. Idayat Hassan: "Wir möchten nicht, dass sie Subjekte der Gespräche sind, sondern dass sie die Gespräche führen."
Susann von Lojewski leitet das ZDF-Studio in Nairobi.