Im Exil gestorben: Pakistans Ex-Präsident Musharraf ist tot

    Im Exil gestorben:Pakistans Ex-Präsident Musharraf ist tot

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    Er putschte sich 1999 in Pakistan an die Macht und regierte das Land bis 2008: Jetzt ist der frühere pakistanische Präsident Pervez Musharraf im Alter von 79 Jahren gestorben.

    Der frühere pakistanische Präsident und Militärmachthaber Pervez Musharraf ist tot. Er starb am Sonntag in Dubai nach langer Krankheit. Musharraf wurde 79 Jahre alt. 2018 wurde bei Musharraf die chronische Stoffwechselkrankheit Amyloidose diagnostiziert.
    Musharraf wurde 1943 in Neu Delhi geboren. Nach der Teilung Indiens zog die muslimische Familie nach Pakistan. Sein Vater war Diplomat. Musharraf verbrachte als Kind sieben Jahre in der Türkei. Seine Soldatenlaufbahn begann an der pakistanischen Militärakademie. 1964 wurde er Offizier in einem Artillerieregiment und kämpfte 1965 und 1971 gegen Indien.

    Musharraf putscht sich 1999 an die Macht

    1998 wurde Musharraf zum Armeechef befördert. Ein Jahr später, im Oktober 1999, putschte er sich an die Macht. Er kam so seiner Absetzung durch Nawaz Sharif zuvor. Er verteidigte sich damit, Sharif habe die Armee schwächen wollen. Im Ausland machte er sich dadurch unbeliebt, Pakistan wurde vorläufig aus der Commonwealth-Organisation ausgeschlossen.
    Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 in New York und Washington schloss sich Musharraf dem von US-Präsident George W. Bush geführten Antiterrorkampf an. Aus Sicht der einflussreichen Islamisten im Land wurde Musharraf damit zum Verräter - mehrere Mordanschläge und Todesdrohungen durch die Taliban folgten.
    Pakistan machte zuletzt international Schlagzeilen wegen eines verheerenden Selbstmordanschlags in einer Moschee:
    Auch wenn er sich offiziell auf die Seite der USA stellte - religiöse Extremisten ließ Musharraf lange Zeit weitgehend unbehelligt gewähren. Wegen seiner Hilfe für die USA wurde er auch als "Busharraf" verspottet. Pakistan wurde damals wie heute verdächtigt, ein doppeltes Spiel zu spielen.

    2007 tritt Musharraf als Militärchef zurück

    Die Zahl der Kritiker auch im Land nahm immer weiter zu. Als Zugeständnis trat Musharraf 2007 als Militärchef zurück. Beobachter sahen dies als Schlüsselmoment: Damit verlor er seine wichtigste Machtbasis.
    Dann kündigte er eine freie und faire Parlamentswahl an. Die Wahl geriet zu einem Fiasko für den Präsidenten und die Regierungspartei, die Pakistanische Muslim-Liga. Musharraf stand zwar selbst nicht zur Wahl, die Abstimmung wurde aber als Referendum über seine Politik gewertet. Die Opposition siegte haushoch und trieb Musharrafs Entmachtung voran.

    Mehrere Jahre lebt Musharraf im Exil

    Nach seinem Rücktritt 2008 ging er ins selbstgewählte Exil. 2013 kehrte er nach Pakistan zurück, um bei der Parlamentswahl zu kandidieren, was ihm allerdings ein Gericht untersagte.
    Die Jahre nach seiner Rückkehr waren von Anklagen und Prozessen gezeichnet. Musharraf wurde unter Hausarrest gestellt, und mehrere Gerichtsverfahren wurden gegen ihn eröffnet, darunter für die mutmaßliche Beteiligung an der Ermordung der Oppositionspolitikerin und ehemaligen Premierministerin Benazir Bhutto.

    Todesurteil wieder aufgehoben

    2014 später folgte eine Anklage gegen ihn wegen Hochverrats. Ihm wurde vorgeworfen, mit der Verhängung des Ausnahmezustandes 2007 die Verfassung außer Kraft gesetzt zu haben. Musharraf wies die Vorwürfe als politisch motiviert zurück. 2016 wurde ihm gestattet, das Land zu verlassen, um sich in Dubai medizinisch behandeln zu lassen. Zuvor hatte er versprochen, sich nach seiner Rückkehr allen Vorwürfen zu stellen.
    Im Dezember 2019 verurteilte ein Sondergericht in der Hauptstadt Islamabad Musharraf überraschend zum Tode. Das Urteil wurde aber bereits weniger als einen Monat später wieder aufgehoben. In seine Heimat kehrte er nicht mehr zurück.
    Quelle: von Veronika Eschbacher, dpa

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