Muslimische Länder:Empörung nach Koran-Verbrennung
22.01.2023 | 08:57
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Eine Koran-Verbrennung vor der türkischen Botschaft in Stockholm hat Empörung in der islamischen Welt ausgelöst und die Spannungen zwischen Schweden und der Türkei verschärft.
Menschen skandieren anti-schwedische Parolen vor dem schwedischen Konsulat in Istanbul.
Quelle: dpa
Eine Koran-Verbrennung in der schwedischen Hauptstadt Stockholm - bei einer von den Behörden genehmigten Demonstration von Rechtsextremisten vor der türkischen Botschaft - hat in zahlreichen muslimischen Ländern Empörung ausgelöst.
Rufe nach Bestrafung
Der schwedische Außenminister Tobias Billstrom verurteilte die Aktion als "islamfeindliche Provokation", die "entsetzlich" sei. Er betonte:
In Schweden herrscht eine weitreichende Meinungsfreiheit, aber das bedeutet nicht, dass die schwedische Regierung oder ich selbst die geäußerten Meinungen unterstützen.
Tobias Billstrom, Außenminister von Schweden
Die Organisation für Islamische Zusammenarbeit forderte Schweden daraufhin auf, die Hintermänner eines "Hassverbrechens" zu bestrafen. Die "provokative Aktion" ziele auf Muslime ab, beleidige "ihre heiligen Werte" und sei "ein weiteres Beispiel für das alarmierende Ausmaß der Islamophobie", hieß es.
Rede des Rechtsextremisten Paludan
Saudi-Arabien betonte, wie wichtig es sei, "die Werte des Dialogs, der Toleranz und des Zusammenlebens zu verbreiten und Hass und Extremismus abzulehnen". Die Vereinigten Arabischen Emirate erklärten, sie seien gegen "alle Praktiken", die darauf abzielten, "die Sicherheit und Stabilität zu destabilisieren".
Der Rechtsextremist Rasmus Paludan, Chef der islam- und einwanderungsfeindlichen Partei Stram Kurs (Strammer Kurs), hatte am Samstag eine knapp einstündige Rede vor der türkischen Botschaft in Stockholm gehalten und im Anschluss eine Ausgabe des Koran mit einem Feuerzeug angezündet. Seine Ansprache richtete sich gegen den Islam und gegen Migranten.
Türkei sagt Besuch aus Schweden ab
Daraufhin sagte die Türkei einen für den 27. Januar geplanten Besuch des schwedischen Verteidigungsministers Pal Jonson ab. Der Sprecher des türkischen Präsidenten, Ibrahim Kalin, verurteilte den "Angriff auf heilige Werte" als "moderne Barbarei".
Jonson hatte sich während des Besuchs dafür einsetzen wollen, dass die Türkei ihren Widerstand gegen einen Nato-Beitritt Schwedens aufgibt. Die Türkei und Ungarn sind die einzigen beiden Nato-Staaten, die bislang nicht den Weg für Schwedens Beitritt zur Nato freigemacht haben.
Ankara blockiert Nato-Beitritt von Schweden
Als Voraussetzung für seine Zustimmung zum schwedischen Beitrittsantrag verlangt Ankara von Stockholm unter anderem eine härtere Gangart gegen kurdische Aktivisten, welche die türkische Regierung als "Terroristen" betrachtet.
Quelle: AFP
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