Nato-Beitritt Schwedens rückt näher: Zieldatum bekannt

    Nach Türkei-Blockade:Schweden soll Ende November Nato beitreten

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    Monatelang hatte der türkische Präsident Erdogan Schwedens Beitritt in die Nato blockiert. Im Juli dann die Kehrtwende. Wann das Land tatsächlich Mitglied ist, wird nun konkreter.

    Schwedens Premierminister Ulf Kristersson (L) and NATO Generalsekretär Jens Stoltenberg
    Schwedens Premierminister Ulf Kristersson und Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg.
    Quelle: epa

    Nach Monaten der Ungewissheit soll Schweden nun im kommenden Monat offiziell als 32. Mitglied in die Nato aufgenommen werden. In einem Schreiben an die derzeitigen Mitglieder des Verteidigungsbündnisses nannte Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg ein Außenministertreffen am 28. und 29. November als Zieldatum, wie mehrere Diplomaten am Dienstag in Brüssel bestätigten.
    Stoltenberg geht demnach davon aus, dass die Türkei und Ungarn bis dahin die noch ausstehenden Zustimmungsverfahren abgeschlossen haben. Auf einer Pressekonferenz mit dem schwedischen Regierungschef Ulf Kristersson sagte Stoltenberg:

    Ich freue mich darauf, Schweden in sehr naher Zukunft als vollwertigen Nato-Verbündeten willkommen heißen zu dürfen.

    Jens Stoltenberg, Nato-Generalsekretär

    Schweden verfüge über hoch qualifizierte Streitkräfte und jahrelange Erfahrung bei Einsätzen mit der Nato. "Schweden ist voll und ganz bereit, der Nato beizutreten. Die Zeit ist gekommen", sagte Stoltenberg. Er zähle nun auf eine zügige Ratifizierung durch das türkische Parlament.
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    Stoltenberg erwartet rasche türkische Ratifizierung

    Auf die Frage, ob er mit einer schwedischen Mitgliedschaft bis zum Außenministertreffen Ende November rechne, sagte Stoltenberg, er gehe von einer "schnellen" türkischen Ratifizierung aus. Ein konkretes Datum dafür wollte er jedoch ebenso wie Kristersson nicht nennen.
    Nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine im Februar 2022 hatte sich Schweden gemeinsam mit Finnland entschlossen, nach langer Zeit der militärischen Bündnisfreiheit die Aufnahme in die Nato zu beantragen. Finnland wurde bereits am 4. April dieses Jahres als 31. Mitglied in die Nato aufgenommen.
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    Türkei und Ungarn blockierten Beitritt bislang

    Schweden dagegen wurde von türkischer und ungarischer Seite bis heute hingehalten: Als einzige der 31 Mitglieder haben die beiden Länder den schwedischen Beitritt noch nicht ratifiziert, was vor allem an der Blockadehaltung des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan lag.
    Er warf der schwedischen Politik in erster Linie einen mangelnden Einsatz gegen "Terrororganisationen" wie die kurdische Arbeiterpartei PKK vor. Schweden reagierte unter anderem mit der Verschärfung seiner Terrorgesetze.
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    Sowohl auf dem Nato-Gipfel in Madrid im Sommer 2022 als auch auf demjenigen in Vilnius in diesem Juli schien die Blockade dann offiziell gelöst - dennoch wurde den Schweden der Beitritt weiterhin verwehrt.
    Als Hürden erwiesen sich unter anderem mehrere Koranverbrennungen in dem skandinavischen EU-Land, die unter Muslimen teils scharf kritisiert wurden. In Ungarn rieb man sich derweil an schwedischen Aussagen zu Rechtsstaatlichkeit und Korruption im Land.
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    Türkei muss Schweden-Beitritt noch ratifizieren - Zustimmung wahrscheinlich

    Nun kommt jedoch weitere Bewegung in den Beitrittsprozess, die das Ende des diplomatischen Leidenswegs von Schweden bedeuten könnte. Am Montag hatte Erdogan dem türkischen Parlament den schwedischen Beitrittsantrag zur Ratifizierung vorgelegt.
    Eine Zustimmung der Großen Nationalversammlung gilt als wahrscheinlich, allerdings war zunächst unklar, wann sie über den Antrag abstimmt. Bevor die Versammlung darüber beraten kann, muss der Antrag etwa noch die Kommission für Außenbeziehungen passieren.

    Opposition in Ungarn macht Druck

    Und dann wäre da noch Ungarn. Zwei dortige Oppositionsparteien - die sozialistische MSZP und die öko-linke PM - forderten am Dienstag, dass das Parlament die Ratifizierung so schnell wie möglich auf die Tagesordnung nimmt.
    Über das Tempo der Ratifizierung bestimmt letztlich aber die Partei Fidesz von Ministerpräsident Viktor Orban, die den entsprechenden Entwurf schon im vorigen Jahr im Parlament eingebracht hatte. Ungarn habe mehrmals beteuert, den Prozess nicht verzögern zu wollen und nicht das letzte Land bei der Ratifizierung sein zu wollen, betonte Stoltenberg dazu in Stockholm.
    Quelle: dpa

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