Tipps für Eltern: Wie ein Zeugnis kein Problem wird

    Tipps für Eltern:Wie ein schlechtes Zeugnis kein Problem wird

    von Torben Heine
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    Die Sommerferien stehen vor der Tür - und davor gibt es Zeugnisse. Die sind nicht immer ein Grund zur Freude: Was können Eltern und Schüler tun, wenn die Noten schlecht sind?

    Zeugnisausgabe an der Gesamtschule Münster Mitte
    Eltern sollten nicht nur Einsen oder Zweien im Zeugnis loben, sondern auch Entwicklungen des Kindes positiv hervorheben, so die Experten.
    Quelle: dpa

    Mathematik: mangelhaft. Englisch und Latein sehen auch nicht viel besser aus. Wenn die Zensuren auf dem Zeugnis der Schule nicht gut sind, haben viele Kinder und Jugendliche Angst, den Erwartungen der Eltern nicht gerecht zu werden.
    Was können Mütter und Väter tun, um die Situation zu erleichtern? Wie kann man angemessen auf schlechtere Schulnoten reagieren? Und was ist die richtige Strategie, um die Zensuren zu verbessern?

    Fokus auf gute Leistungen und Verbesserung

    "Entscheidend ist, dass Eltern ihr Kind akzeptieren, so wie es ist", sagt Klaus Seifried vom Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP). Daher sollte man den Blick nicht sofort auf Defizite richten.

    Das Zeugnis ist Ausdruck davon, dass ein Kind oder ein Jugendlicher sich ein halbes oder ein ganzes Jahr lang in der Schule angestrengt hat. Als erstes gilt es, das zu würdigen.

    Klaus Seifried, Psychologe

    Zuerst auf die Stärken zu schauen, bedeutet aber nicht nur, Einsen oder Zweien zu loben. Auch Entwicklungen des Kindes sollten Eltern positiv hervorheben: "Beispielsweise: Du hast dich ja in Englisch von einer Vier auf eine Drei verbessert, super."
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    Geschenke für gute Noten?

    Aber Achtung: Gute Noten sollten zwar ausdrücklich gewürdigt und gelobt werden - beispielsweise mit Unternehmungen wie Schwimmengehen oder dem gemeinsamen Kochen des Lieblingsgerichts. Von Geld oder anderen Geschenken als Belohnung raten Experten aber eher ab.

    Gemeinsame Zeit ist wichtiger. Die meisten Kinder und Jugendlichen in Deutschland leben ohnehin im Überfluss

    Klaus Seifried, Psychologe

    Zensuren einzeln besprechen

    Schlechtere Noten könne man in einer ruhigen Minuten einzeln mit dem Kind besprechen, rät Gertrud Plasse, schulpsychologische Dezernentin von der niedersächsischen Landesschulbehörde. "Da kann man dann schauen, wie das Kind gute Noten oder Verbesserungen erreicht hat und überlegen, wie sich diese Stärken auch auf andere Bereiche übertragen lassen."

    Ständiger Austausch mit Lehrkräften

    Wichtig für die Erstbesprechung der Zeugnisse ist laut Plasse grundlegend ein regelmäßiger Kontakt zwischen Eltern und Lehrkräften. "Niemand kommt am Zeugnistag in die Schule und kriegt dann sozusagen seinen Giftzettel präsentiert und fällt aus allen Wolken. Das Ganze ist ein kontinuierlicher Beratungsprozess."
    Die Praxiserfahrungen zeigen: Besonders beim Arbeits- und Sozialverhalten gibt es häufiger Beratungsbedarf.

    Kinder und Jugendliche können oft nicht richtig einschätzen, wie es zu den Noten in diesem Bereich kommt.

    Gertrud Plasse, schulpsychologische Dezernentin von der niedersächsischen Landesschulbehörde

    Lehrkräfte hätten hier den besten Einblick und könnten die Entstehung der Zensuren schon im Laufe des Schuljahres, etwa bei Elternabenden, begründen.

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    Auch mit Kindern regelmäßig austauschen

    Auch zwischen Eltern und Kindern sollen Schulthemen regelmäßig zur Sprache kommen. Wenn auf die Frage nach dem Schultag nur ein "gut" zurückkomme, sei das zwar normal, sagt Seifried. "Aber irgendwann suchen Kinder dann doch das Gespräch über die Schule und dafür sollten sich Eltern Zeit nehmen."
    Sollten die Beziehungen in der Familie nicht so eng sein, gebe es außerdem zahlreiche Beratungsangebote an Schulen und von den zuständigen Landesämtern.

    Schülerinnen und Schüler jedes Alters können sich bei Schul-Sorgen zunächst an ihre Klassenlehrerer wenden. Daneben gibt es an vielen Schulen auch eigene Beratungslehrer oder Schulseelsorger. Auch schulpsychologische Angebote der Länder können eine Hilfe sein. Eine Übersicht bietet die Website schulpsychologie.de.

    Hier können sich auch Eltern informieren und beraten lassen. Viele dieser Stellen bieten sowohl telefonische als auch persönliche Beratungsgespräche mit ausgebildeten Psychologen an. Die Angebote sind kostenlos. Auch gemeinsame Gespräche mit Lehrkräften oder mit den Eltern sind oft möglich.

    Rund um die Zeugnisvergaben sind die Beratungsangebote der Länder stark nachgefragt, auch vor Weihnachten gibt es regelmäßig einen erhöhten Zulauf. Auch die "Nummer gegen Kummer" (116 111) hat ein offenes Ohr für Kinder, Jugendliche und Eltern mit Sorgen rund um die Zeugnisvergabe.

    Plan für das neue Schuljahr aufstellen

    Gemeinsam können Kind und Eltern auf Grundlage der Erstbesprechung am Zeugnistag einen Plan ausarbeiten, wie es nach den Ferien weitergehen soll. Denn nach dem Schuljahr sei erst einmal Pause angesagt, meint Plasse.

    Ferien sind Ferien. Familien sollen diese nutzen, um eine stressfreie Phase zu haben, wieder aufeinander zuzugehen und einfach Dinge gemeinsam zu unternehmen.

    Gertrud Plasse, schulpsychologische Dezernentin

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    Experten gegen Bestrafungen in den Ferien

    Von Bestrafungen während der Ferien wie etwa einem Handyverbot oder Hausarrest raten sowohl Plasse als auch Seifried ab. "Strafen sind nicht hilfreich. Sie führen zu Aggressionen und Ängsten", so der Diplompsychologe Seifried. Aber klare Regeln und Grenzen seien in der Erziehung wichtig.
    Auf dem Bild sind die eingesammelten Handys in einer Box zu sehen.
    An einer Realschule in Nordrhein-Westfalen werden die Handys der Schüler von den Lehrkräften vor Unterrichtsbeginn eingesammelt. Damit will man Videoaufnahmen von Gewalt auf dem Schulgelände verhindern.16.06.2023 | 1:47 min
    Sollte sich in den Gesprächen mit den Lehrkräften gezeigt haben, dass schlechte Noten auch dadurch zustandekamen, dass das Kind sich zu wenig in der Schule anstrengt, sollte daher auch mal konfrontiert und gefordert werden, so der Experte.

    Ferien-Lernplan oder Nachhilfe?

    Ein gemeinsam entwickelter Plan für die Ferien kann in diesem Fall helfen: "Eine Woche Pause und dann täglich 30 Minuten Lernzeit", empfiehlt Seifried. Wenn das zu vielen Konflikten und Widerstand führe, sei eine Nachhilfe besser, um das Familienklima zu entlasten.

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