Fußball - Europeada: Fest der nationalen Minderheiten

    Europeada im Fußball:Ein Fest der nationalen Minderheiten

    von Ralf Lorenzen
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    In Kärnten wird am Sonntag die Fußball-EM der nationalen Minderheiten eröffnet. Aus Deutschland sind die Sorben aus der Lausitz sowie die dänische Minderheit dabei.

    Team der Dänen aus Deutschland
    Team der Dänen aus Deutschland
    Quelle: ZDF/S. Geißler

    Am vergangenen Sonntag nahm Tore Wächter seinen Platz auf der Trainerbank im Stadion der schleswig-holsteinischen Stadt Eckernförde noch mit etwas gemischten Gefühlen ein. Im Testspiel der Fußballauswahl der dänischen Minderheit gegen den Oberligisten SV Eckernförde trat er praktisch gegen sich selbst an. Bei der einen Mannschaft ist Wächter Trainer, bei der anderen Co-Trainer. Passend dazu endete das Spiel 2:2.

    Kärnten feiert die Europeada

    Ein Testspiel hätte zur gleichen Zeit Istvan Mezei in Budapest auch gern gemacht. Aber er hatte genug zu tun. Er musste die logistischen Voraussetzungen schaffen, dass die Spieler der von ihm betreuten ungarischen Roma-Nationalmannschaft sich am Samstag in den Bus setzen können, um an den Klopeiner See bei Klagenfurt zu fahren.
    Denn dort nehmen beide Mannschaften ab Sonntag zusammen mit 17 anderen Männer- und 4 Frauenteams von 20 unterschiedlichen sprachlichen Minderheiten eine Woche lang an der "Europeada 2020" teil. Organisiert werden das Turnier und das umfangreiche Begegnungsprogramm von der Föderalistischen Union Europäischer Nationalitäten (FUEN), die ihren Hauptsitz in Flensburg hat. 

    Vorbild deutsch-dänisches Grenzland

    Gösta Toft
    Gösta Toft
    Quelle: ZDF/europeada

    In Europa gibt es über 400 Minderheiten, knapp 100 sind unter dem Dach der 1949 in Paris gegründeten FUEN organsiert. Deren Ziel ist der "Einsatz für die Erhaltung und Förderung der Identität, Sprache, Kultur, Rechte und Einzigartigkeit der europäischen Minderheiten". Als Modell für ein gelungenes Zusammenleben von Minderheiten wird oft das Grenzland zwischen Deutschland und Dänemark genannt.

    "Hier arbeiten vier Minderheiten zusammen", sagt der Vizepräsident der FUEN, Gösta Toft, im Gespräch mit ZDFheute. "Die Dänen, Friesen, Sinti und Roma in Deutschland sowie die Deutschen Nordschleswiger in Dänemark kooperieren über die Grenze hinweg und haben auch mit den Mehrheiten eine gute Zusammenarbeit. Das ist gelebte Vielfalt, die oft unterbewertet wird."
    Teams der Europeada 2022
    ZDFheute Infografik
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    Große Gefühle bei dänischer Hymne

    Für Toft, der selbst Mitglied der deutschen Minderheit in Dänemark ist, bedeutet die Europeada mehr als Fußball.  "Es ist ein Fest der lebendigen Vielfalt Europas. Und jeder sieht, dass er mit seiner Minderheitenerfahrung nicht allein ist. Immerhin gehört jeder siebte Bürger in Europa einer ethnischen oder sprachlichen Minderheit an."
    Die drei Vorgängerturniere fanden bei den Rätoromanen in der Schweiz (2008), den Sorben in der Lausitz (2012) sowie in Südtirol (2016) statt. An den letzten beiden nahm Tore Wächter als Torwart teil. Daher weiß er, dass das Turnier Identifikation mit der Minderheit stärkt. Der Teammanager habe einmal gesagt, so Wächter:

    Wenn wir dort die dänische Hymne singen, hat das die gleiche Bedeutung, als wenn wir das im Parken in Kopenhagen tun würden.

    Tore Wächter

    Der Parken ist das größte Stadion Dänemarks.

    Puskas stand beim Roma-Team Pate

    Gleich zwei Hymnen hat das Team der ungarischen Roma im Gepäck: die ungarische und eine eigens für sie geschriebene. 1995 gründete der Ex-Fußballer Istvan Mezei mit Unterstützung seines Freundes Ferenc Puskas diese Mannschaft. Er wählte sie aus tausenden Roma im ganzen Land aus, die er mit einem Netzwerk ehrenamtlicher Betreuer das ganze Jahr über an ihren Wohnorten fördert.
    Istan Mezei (li.) mit Autor Ralf Lorenzen
    Istan Mezei (li.) mit Autor Ralf Lorenzen
    Quelle: privat

    2012 in der Lausitz wurden sie Vizeeuropameister, regelmäßig messen sie sich unter anderem mit dem Team der Schweizer Garde im Vatikan. Dort und bei der Europeada finden sie die Anerkennung, die ihnen in ihrem von Diskriminierung geprägten Alltag oft versagt bleibt.

    Immer mit Respekt für den Gegner

    Auch in Kärnten wird der 75-jährige Mezei seinen Jungs wie vor jedem Spiel feierlich das Versprechen ablegen lassen "dass ich im Interesse des Sieges auf dem Platz mein Möglichstes tun werde, aber dass ich meinen Gegner respektieren werde". Am Sonntag um 14 Uhr treffen sie zum Turnierbeginn auf die Mannschaft der Pomaken aus Bulgarien, während das Team von Tore Wächter zeitgleich gegen die Tschechen und Slowaken aus Rumänien antritt.

    Die Teams bei der Europeada 2022