Leverkusens Maximalisten: Erst Liga, dann Rom

Der Begriff "Revanche" mag nicht so richtig in den Wortschatz von Xabi Alonso passen. Deshalb bevorzugte der edelmütige Cheftrainer der Leverkusener bei der ersten emotionalen Einstimmung auf die erneuten Duelle seiner Mannschaft gegen die AS Rom auch einen dezenteren Ausdruck.

"Im Fußball gibt es immer wieder eine neue Möglichkeit", erwähnte der 42-jährige Spanier also, "und die wollen wir diesmal besser nutzen". Besser als im letzten Frühjahr, als die Roma ebenfalls Bayers Halbfinalgegner in der Europa League war.

Nach dem 0:1 im Hinspiel in der Ewigen Stadt schieden die Rheinländer durch ein 0:0 im zweiten Duell aus. Nun gelang ihnen mit einem 1:1 bei West Ham United der neuerliche Sprung unter die Top Vier im Wettbewerb. Das Hinspiel hatte Alonsos Ensemble 2:0 gewonnen.

Ganz den Gewohnheiten der Leverkusener entsprechend, fiel der Ausgleich durch Jeremie Frimpong erst in der 89. Minute. Es war in dieser Saison bereits der 27. Treffer, den der frisch gekürte deutsche Meister nach der 80. Minute erzielte. Und parallel dazu schwangen sich die Rheinländer zu Europarekordlern auf.

Mit 44 Pflichtspielen am Stück ohne Niederlage haben sie die zwölf Jahre alte Bestmarke von Juventus Turin - gültig für die Top-5-Ligen auf dem Kontinent - nun aus den Annalen gelöscht. Und weiter fortgeführt war das von Sport-Geschäftsführer Simon Rolfes ausgegebene Motto:

Nach dem Titel in der heimischen Liga sollen in diesem Frühjahr auch noch die Trophäen für Europa League und DFB-Pokal in die Vereinsvitrine wandern. Auf dem Weg dorthin steht am Sonntag allerdings zunächst der Liga-Alltag in Dortmund an.

Beim BVB feilen die Leverkusener dann weiter an dem möglichen Clou, am 18. Mai als erster Klub in der Bundesligageschichte ungeschlagen über die Ziellinie zu rutschen. Coach Alonso beschreibt dabei die aktuelle Gewichtung:

Im Duell mit West Ham, derzeit auf Rang acht in der Premier League, mussten die Gäste jedoch erst einmal 45 Minuten lang die wuchtige Dominanz der Londoner ertragen. "Rückspiele in Europa sind immer hart. Und das Beste an der ersten Halbzeit war das Ergebnis", stellte Alonso zum 0:1-Pausenrückstand nüchtern fest.

Zur zweiten Hälfte kamen Angreifer Victor Boniface für Patrik Schick und Frimpong für Nathan Tella aufs Feld. Und gegen die Engländer, die ihrem extrem hohen Tempo aus dem ersten Durchgang zunehmend Tribut zollten, fand die Werkself nun immer mehr zu ihrem eigenen Stil aus schneller Ballzirkulation und Spielkontrolle.

"Dass wir nach schlechten ersten 45 Minuten eine, glaube ich, perfekte zweite Halbzeit gespielt haben, zeigt einmal mehr den Charakter, die Mentalität dieser Mannschaft", betonte Mittelfeld-Stratege Granit Xhaka.

Ihren von der Roma vor einem Jahr verletzten Stolz können die Leverkusener dann am 2. und 9. Mai, in den beiden Halbfinalspielen gegen das Team aus der italienischen Metropole, wieder aufbauen.

Neben Dortmund wartet in der Liga mit Stuttgart zuvor aber noch ein anderes Top-Team als Gegner. Ehe es dann in die beiden Duelle mit der Roma geht, über die Bayers Abwehrchef Jonathan Tah nicht ganz so edelmütig wie Bank-Vorstand Xabi Alonso sagt: "Sehr schön, ich freu’ mich sehr auf die Revanche. Wir sind alle sehr heiß darauf, wieder gegen sie anzutreten."