Letzter Weckruf: DFB-Frauen kurz vor der WM von der Rolle

    Letzter Weckruf:DFB-Frauen kurz vor der WM von der Rolle

    von Frank Hellmann, Fürth
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    Die deutschen Fußballerinnen nähren vor der WM-Abreise Zweifel statt Zuversicht zu wecken. Die vermasselte Generalprobe gegen Sambia gehört kritisch aufgearbeitet.

    Lea Schüller (l) und Alexandra Popp
    Nicht zu fassen: Lea Schüller (l.) und Alexandra Popp im Spiel gegen Sambia.
    Quelle: dpa

    Die Szenerie rund um den Fürther Sportpark Ronhof wirkte nahezu grotesk: Deutsche Fußballerinnen, die auf einer angedeuteten Ehrenrunde warmen Applaus empfingen. Hunderte Fans, die sich an den Absperrgittern vor dem Mannschaftsbus drängten.
    Die DFB-Frauen können sich auch nach verstörenden Vorstellungen noch des Zuspruchs sicher sein, was nach einer vermasselten WM-Generalprobe gegen den unkonventionellen WM-Neuling Sambia (2:3) ja kein schlechtes Zeichen ist. Doch nur Aufmunterung wird bei der Endrunde in Australien und Neuseeland (20. Juli bis 20. August) eben nicht reichen.

    Es wirft einiges über den Haufen,

    sagte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg mit sorgenvoller Miene - und meinte damit ihre verletzt ausgewechselten Spielerinnen Lena Oberdorf (Oberschenkel), Marina Hegering (Tritt in die Ferse) und Carolin Simon (Knie durchgestreckt).
    Doch eigentlich scheinen alle erkennbar angeschlagen. Die Überzeugung und das Selbstvertrauen bröckeln vor dem Abflug am Dienstag nach Sydney. Von einer Titelform ist das Team gut zwei Wochen vor WM-Start noch fast so weit weg wie Australien von Deutschland.

    DFB-Frauen: Es fehlt vorne und hinten

    Zum Teil erfüllten einige Erklärungen nach der Blamage gegen den WM-Novizen und Weltranglisten-77. den Tatbestand der Schönfärberei. Der Ball sei ja "gut gelaufen", meinte Mittelfeldspielerin Sara Däbritz. Das mag ja streckenweise gelten. Aber das Grundgerüst der EM-Heldinnen, das in fast identischer Besetzung und derselben taktischen Ausrichtung wie vor einem Jahr anfangs auf dem Rasen gestand, hat seinen Bonus aufgebraucht.
    Vorne fehlte Durchschlagskraft, hinten Wehrhaftigkeit. Fast jeder Ballverlust beschwor eine brenzlige Situation herauf. "Wir müssen schneller ins Gegenpressing kommen, wir sind nicht kompakt genug", mahnte "schwer genervt" Kapitänin Alexandra Popp.

    Natürlich bin ich angefressen, ich kann nicht verlieren!

    Alexandra Popp


    Torjägerin Popp und die eingewechselte Lea Schüller köpften nach einer Umstellung auf eine 3-5-2-Formation beim späten Aufbäumen in der Nachspielzeit zwar das 2:2, doch wie dann die mit einem beeindruckenden Speed gesegnete Barbra Banda in der zwölften Minute (!) der Draufgabe erneut konterte, muss der letzte Weckruf sein.

    Turnier in Australien/Neuseeland
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    FAQ

    Sambias Kapitänin eine Ausnahmeerscheinung

    Nie hat die wiederholt überlaufene Verteidigerin Kathrin Hendrich nach eigenem Bekunden gegen eine schnellere Stürmerin gespielt. Die 23-jährige Kapitänin der "Copper Queens" ist insofern eine Ausnahmeerscheinung, weil sie wegen erhöhter Testosteronwerte im vergangenen Jahr nicht zum Afrika-Cup zugelassen worden ist. Doch darüber sollte sich jetzt niemand beschweren, zumal die FIFA den Fall nicht verfolgt - und der zweifache Weltmeister Deutschland mit sich selbst gut genug zu tun hat.
    Voss-Tecklenburg hob die Stimme, als sie mit Blick auf die WM-Gruppenspiele gegen Marokko (24. Juli), Kolumbien (30. Juli) und Südkorea (3. August) sagte: "Gegen Kolumbien kommt die gleiche Physis, das gleiche Tempo auf uns zu." Sie erwarte die "klare Mentalität", die Situationen konsequenter zu verteidigen. Es braucht definitiv ein anderes Zweikampfverhalten, sonst wird bereits diese bunte Vorrunde zur Zitterpartie.

    DFB-Frauen nun kein Top-Favorit mehr

    Fünf Länderspiele in 2023 - gegen Schweden (0:0), Niederlande (1:0), Brasilien (1:2), Vietnam (2:1) und nun Sambia - lieferten mehr Fragen als Antworten.
    "In der Summe zu viele Fehler. In der Summe ein durchwachsenes Jahr", konstatierte eine sorgenvolle Bundestrainerin, die zwar "nicht alles zerreden" wollte, aber doch deutliche Worte fand: "Mentalität und Körperlichkeit" müsse man reinkriegen, da müsse es endlich "klares Handeln und ein Learning" geben.
    Gleichwohl auch kein Grund für Panikstimmung im DFB-Team.

    Wir sind nicht mutlos, wir sind selbstkritisch und bleiben hartnäckig.

    Martina Voss-Tecklenburg

    Die Daueroptimistin wollten in dem Dämpfer im Frankenland auch eine Chance erkannt haben: "Vielleicht gucken die anderen jetzt weniger auf uns." Das könnte sogar stimmen: In der Aufzählung der WM-Favoriten wird Deutschland nun auch bei den Frauen wohl nicht mehr an erster Stelle genannt.

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