Katar-WM: So kann Deutschland Spanien schlagen

    DFB-Team vor dem K.o.-Spiel:So kann Deutschland Spanien schlagen

    von Tobias Escher
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    Deutschland will gegen Spanien gewinnen. Das wird alles andere als leicht. Keine Nation sammelt im Schnitt mehr Ballbesitz. Gerade das deutsche Mittelfeld wird gefragt sein.

    Vorbereitung auf die WM in Katar, Nationalmannschaft Deutschland, Training im Al-Shamal Stadion, Deutschlands Bundestrainer Hansi Flick (r) spricht mit Thomas Müller.
    Deutschlands Bundestrainer Hansi Flick mit Thomas Müller.
    Quelle: dpa

    Mit Spanien wartet ein Gegner, der das wohl beste Ballbesitzspiel aller WM-Teilnehmer pflegt. Die Mannschaft von Luis Enrique kann jeden Gegner dominieren. Manchmal vergessen sie jedoch das Toreschießen.

    Spanien: Nie unter 60 Prozent Ballbesitz

    Die Spanier erfüllen voll und ganz das Klischee des "Tiki-Taka"-Fußballs. Seit September 2020 sammelten sie in jedem Pflichtspiel mindestens 60 Prozent Ballbesitz. Selbst im EM-Halbfinale gegen Italien oder beim 6:0-Sieg über Deutschland lag ihr Wert über 70 Prozent. Passen, Annehmen, Weiterpassen: Diese Spielphilosophie lernen die Spanier bereits in den Jugendteams.
    Zwei Männer im Deutschlandtrikot sitzen am Strand von Doha. Im Hintergrund sieht man die beleuchtete Stadt.
    Am Sonntag spielt die Fußballnationalmannschaft gegen Spanien. Clemens und Christian sind zwei von nur wenigen Deutschen, die zur WM nach Katar gereist sind. Sie wollen sich vor Ort selbst einen Eindruck verschaffen.25.11.2022 | 1:47 min
    Herzstück der spanischen Mannschaft ist das Mittelfeld. Sechser Sergio Busquets, der einzig verbliebene Weltmeister von 2010, gestaltet das Spiel aus der Tiefe. Die Achter Gavi und Pedri bieten sich in den Halbräumen an. Sie positionieren sich clever im Raum und sind technisch stark, sodass sie immer wieder zwischen den gegnerischen Linien an den Ball gelangen.

    Deutschland - Spanien: Auf den Zehner kommt es an

    Die Spanier wollen eigene Angriffe nicht erzwingen. Das Mittelfeld-Trio streut immer wieder Pausen ein, bricht Angriffe ab, verlagert das Spiel. Spanien wartet, bis der zurückfallende Stürmer oder die breit stehenden Außenverteidiger in Stellung sind. Dann geht es schnell: Mit wenigen Kontakten und hohem Tempo laufen die Spanier in den Strafraum.




    Um das zu verhindern, darf der Gegner Spaniens Zentrum keine Sekunde aus den Augen lassen. Der Schweiz gelang dies beim 2:1-Erfolg in der Nations League. Aus ihrem 4-2-3-1-System heraus spielten sie im Mittelfeld eine enge Manndeckung, der Zehner übernahm eine äußerst defensive Rolle. Auch bei Deutschland wird der Zehner verhindern müssen, dass Busquets seinen Rhythmus findet. Es ist gut möglich, dass Flick Thomas Müller in eine defensivere Rolle beordert oder gar Ilkay Gündogan auf die Zehn stellt.

    Die entscheidende Eigenschaft: Pressingresistenz

    Angesichts des hohen Fokus auf das Ballbesitzspiel unterschätzt man leicht Spaniens zweite Stärke: Sie verfügen über eine herausragende Defensive. Aus dem Spiel heraus sind die Spanier kaum zu knacken. Die Schweiz erzielte beide Treffer nach Standards. Spanien sorgt dafür, dass der Gegner selten den Ball hat - und wenn er den Ball hält, stören sie ihn sofort.
    Spanien setzt auf ein aggressives 4-3-3-Pressing. Der Mittelstürmer leitet den Aufbau auf die äußeren Innenverteidiger, diese werden sofort angelaufen. Enrique legt hohen Wert auf korrekte Abstände zwischen den Mannschaftsteilen. Eine kleine Schwachstelle: Gerade im Mittelfeld möchte Spanien Situationen im Eins-gegen-Eins lösen. Hier wird die Eigenschaft der deutschen Spieler gefragt sein, sich unter hohem Druck durchzusetzen.

    Spaniens Schwäche: die Chancenverwertung

    Personell gibt es auf spanischer Seite nur ein Fragezeichen. Gegen Costa Rica begann im Sturmzentrum Marco Asensio. Er ließ sich als Stürmer häufig fallen. Gegen stärkere Gegner setzt Enrique meist auf Alvaro Morata. Er bietet mehr Präsenz an der letzten Linie und im Strafraum.
    Nach einem 7:0-Auftaktsieg mag man es kaum vermuten, doch eine Schwäche der Spanier ist ihre Chancenverwertung. Kein europäischer WM-Teilnehmer benötigte in der Qualifikation mehr Schüsse für ein Tor. Bei dieser WM möchte Spanien diesen Makel über die einrückenden Außenstürmer beheben. Gerade Dani Olmo lief gegen Costa Rica häufig in die Tiefe. Die deutschen Innen- und Außenverteidiger müssen sich wesentlich besser abstimmen als gegen Japan, um diese Läufe zu verfolgen. Nur so kann das frühe Ausscheiden abgewendet werden.
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