Handball-Bundesliga auf "ambitioniertem Weg"

    Stärkste Liga Europas:Handball-Bundesliga auf "ambitioniertem Weg"

    von Erik Eggers
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    Die Professionalisierung in der Handball-Bundesliga schreitet voran. Die Etats der Klubs steigen und neue Umsatzrekorde werden erzielt. Der Spannung tut das keinen Abbruch.

     Berlins Mathias Gidsel wirft den Ball auf das Tor gegen Magnus Saugstrup von SC Magdeburg. Am 06.09.2023 in Berlin.
    Mathias Gidsel von Tabellenführer Füchse Berlin in Aktion
    Quelle: dpa

    Die Tabelle, besagt eine Weisheit des professionellen Mannschaftssports, lügt nicht. Umso aufsehenerregender ist die aktuelle Lage in der Handball-Bundesliga (HBL). Dort nämlich rangiert der Rekordmeister THW Kiel, der Branchenführer der letzten drei Jahrzehnte, nach dem 9. Spieltag nur drei Punkte vor einem Abstiegsrang und hat kaum noch Chancen auf die Meisterschaft. Im Pokal schaut er nach einer spektakulären Niederlage gegen den Tabellenletzten Wetzlar nur noch zu.

    Spitze rückt enger zusammen

    Die Liga ist also sportlich eng zusammengerückt, die Serie ist hochspannend, dies allerdings schon seit vielen Jahren. Während der deutsche Fußball im letzten Jahrzehnt zu einer Monokultur mutierte, feierten im Handball in derselben Zeit vier Klubs einen Meistertitel, neben dem THW Kiel noch der SC Magdeburg, die Rhein Neckar-Löwen und die SG Flensburg-Handewitt. Sollten die Füchse Berlin und die MT Melsungen ihre aktuellen Startrekorde ausbauen, könnte sich bald ein fünfter Verein hinzugesellen.
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    Was liegt dem zugrunde?

    In der Bundesliga gehe es "auf allen Ebenen deutlich professioneller zu", erklärte der Manager des VfL Gummersbach, Christoph Schindler, nun gegenüber der "FAZ". HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann hatte schon vor der Serie gegenüber dem Fachmagazin "HANDBALL inside" betont, dass die Etats deutlich gestiegen seien, von 115 Millionen Euro in der Vor-Corona-Saison 2019/20 auf nun 145 Millionen Euro.
    Wenn man Bohmann aufmerksam zuhört, sind die Finanzen auch im Handball der entscheidende Faktor, dann wirft auch im Handball das Geld die wichtigen Tore.

    Früher brauchte man als Erstligist drei Millionen Etat, um sicher nicht abzusteigen. Jetzt sind es fast fünf.

    HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann

    Aufsteiger sorgt für Wirbel

    Ein Webfehler in diesem Bild ist der Aufsteiger ThSV Eisenach, der neben den Füchsen und Melsungen die Mannschaft der Stunde ist. Die Thüringer, deren Schweizer Trainer Misha Kaufmann sehr unorthodox verteidigen lässt, nämlich mit vorgezogenen Abwehrspielern in verschiedenen Systemen, haben zuletzt die Rhein Neckar-Löwen zu Hause geschlagen und nur einen Pluspunkt weniger auf dem Konto als Kiel.
    Folgt man Bohmann, müssten sie aber Tabellenschlusslicht sein, weil sie laut Eisenachs Manager Rene Witte nur über einen Etat in Höhe von 2,5 Millionen Euro verfügen. Ihnen sei völlig bewusst, damit wirtschaftlich nicht konkurrenzfähig zu sein. "Das wird auf lange Zeit nicht reichen", sagt Witte.

    Wenn wir einen Personaletat von fünf Millionen Euro hätte, dann würde ich hier leben wir ein Prinz.

    Eisenach-Manager Rene Witte

    Gestiegene Kosten

    Ohnehin seien die gestiegenen Etats zu relativieren, da die gestiegenen Umsätze nicht sämtlich in die Personaletats fließen. "Die Kosten auf der Ausgabenseite sind enorm gewachsen", erklärt Witte. Das gelte für das Catering wie für die Auswärtsreisen, also hinsichtlich der Kosten für Busfahrten und Hotel. Ins gleiche Horn bläst auch Eike Korsen, der Geschäftsführer der TSV Hannover-Burgdorf. Vor dem Hintergrund des neuen TV-Vertrages mit DYN hätten die Klubs auch viel in neues Personal investieren müssen. "Wir sind auf einem ambitionierten Weg, und das gilt für viele Ebenen", sagt Korsen.

    Wir haben die stärkste Liga Europas, das eindeutig, aber es gibt in vielen anderen Ligen auch Vereine, die gutes Geld bezahlen, deshalb ist es nicht einfach, gute Spieler zu verpflichten.

    Rene Witte

    Die Suche nach geeigneten Profis sei kompliziert, führt Witte weiter aus. Das Gleiche gilt umso mehr für den Branchenführer THW Kiel. Der hat vor der Saison mit Sander Sagosen und Torhüter Niklas Landin zwei Weltklasseprofis verloren und ist nicht mehr überragend besetzt. Die beste Liga der Welt profitiert derzeit also auch von der Schwäche des Rekordmeisters.
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