Schach-WM: "Nepo" oder Ding, wer folgt auf Carlsen?

    Schach-WM ab Montag:"Nepo" oder Ding, wer folgt auf Carlsen?

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    König Carlsen hat abgedankt, die Schachwelt sucht einen neuen. Das Duell Nepomnjaschtschi gegen Ding ist eine Konstellation, die es noch nie in der Geschichte der Schach-WM gab.

    Großmeister Jan Nepomnjaschtschi beim WR Chess Masters in Düsseldorf am 24.02 2023
    Hat schon Mal um die Weltmeisterschaft gespielt und gilt als leichter Favorit: Jan Nepomnjaschtschi, hier beim "WR Chess Masters 2023" in Düsseldorf.
    Quelle: IMAGO / Wienold

    Die Schachwelt sucht ab Ostersonntag einen Nachfolger für ihren müden König. Da der Norweger Magnus Carlsen nach zehn Jahren auf dem Thron die Lust verloren hat, spielen Jan "Nepo" Nepomnjaschtschi, ein Russe unter neutralem Status, und der Chinese Ding Liren um den WM-Titel.

    Diesmal kein Champion am Brett

    Der Titelkampf in Astana/Kasachstan ist ein Novum in der Schachgeschichte. In allen bisherigen Duellen nach der Premiere im Jahr 1886 waren die Rollen stets klar verteilt, wenn es einen Zweikampf um den Titel gab. Auf der einen Seite des Brettes ein Champion, auf der anderen Seite der Herausforderer.
    Doch diesmal wollte der Weltmeister nicht mehr. Carlsen tritt nicht zur Titelverteidigung an, schon im vergangenen Jahr hatte er angekündigt, dass ihm "die Motivation" für ein weiteres Duell fehle.
    Ding Liren beim Tata Steel Chess Tournament 2023 in Wijk aan Zee am 29. Januar 2023.
    Ding Liren (Bild) rückte beim Kandidatenturnier 2022 für den Russen Sergei Karjakin nach, da dieser wegen öffentlicher Unterstützung der russischen Invasion gesperrt wurde. Ding Liren wurde bei dem Turnier Zweiter hinter Jan Nepomnjaschtschi und qualifizierte sich damit für die WM. Das Bild entstand beim "Tata Steel Chess Tournament 2023" in Wijk aan Zee.
    Quelle: IMAGO / Xinhua

    Nepomnjaschtschi (32) kann das gut verstehen. "Ein WM-Kampf ist ein sehr energieintensives Unterfangen. Man muss dem ein halbes Jahr alles unterordnen. Und er hat diese WM-Matches mehr als einmal gespielt", sagte er im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung".

    Zweiter WM-Kampf für Nepomnjaschtschi

    Im Dezember 2021 hatte Nepomnjaschtschi - dessen Name übersetzt "derjenige, der sich nicht erinnert" bedeutet - das Duell gegen Carlsen verloren, nun bekommt er nach seinem Sieg beim Kandidatenturnier 2022 die nächste WM-Chance. Nepomnjaschtschi kann als erster Russe nach Wladimir Kramnik (bis 2007) den Titel holen, Ding wäre bei einem Sieg erster chinesischer Weltmeister.
    Der 30-Jährige ist der erste Chinese, der überhaupt um den Titel spielt. Doch wer sich auch immer durchsetzt: Er wird in Carlsens Schatten stehen. Der bleibt die Nummer eins im Ranking - und dazu Champion im Blitz- und Schnellschach.

    Kritik von Kasparow

    Der frühere Langzeitweltmeister Garri Kasparow (Russland) bezeichnete das Duell zwischen Nepomnjaschtschi und Ding daher als "amputiertes Event. Ich kann es kaum als WM-Match bezeichnen", sagte Kasparow:

    Für mich sollte im Match um die Weltmeisterschaft der stärkste Spieler des Planeten antreten - und das ist hier nicht der Fall.

    Garri Kasparow

    Und dennoch erwartet Kasparow "eine große Show". Der Weltverband FIDE überhöhte das Duell zum Kampf der "unstoppable minds" - frei übersetzt der "unaufhaltsamen Gehirne".

    Wie ist der Modus?
    • Vor Wettkampfbeginn (9. April) wird ausgelost, wer zuerst mit Weiß oder Schwarz spielt. Danach wird abgewechselt.
    • Gespielt werden 14 Partien mit langer Bedenkzeit. Das bedeutet 120 Minuten für die ersten 40 Züge, gefolgt von 60 Minuten für die nächsten 20 Züge und 15 Minuten für den Rest der Partie mit einer Steigerung von 30 Sekunden pro Zug ab Zug Nummer 61. Sieben Ruhetage sind eingeplant.
    • Bei einem Sieg gibt es einen Punkt, bei Unentschieden bekommt jeder Spieler einen halben Punkt. Wer zuerst 7,5 Punkte erreicht, gewinnt. Bei einem Gleichstand folgt die Entscheidung im Tie-Break, der für den 30. April angesetzt ist.
    • Jeder Spieltag beginnt um 11 Uhr MESZ.

    Wer ist Favorit?
    • Jan Nepomnjaschtschi gilt als leichter Favorit auf den Titel. Der 32-Jährige gewann die Mehrzahl der bisher 73 gespielten Partien gegen Ding Liren, von denen pandemisch-bedingt jedoch ein Großteil online stattfand.
    • Beim letzten klassischen Aufeinandertreffen 2022 gewann Nepomnjaschtschi gegen seinen zwei Jahre jüngeren Kontrahenten Ding mit 32 Zügen.

    Wie ist Nepomnjaschtschis Bezug zu Russland?
    • Nepomnjaschtschi wird nicht unter der russischen, sondern einer neutralen Flagge teilnehmen. Er hatte sich schon im März 2022 in einem offenen Brief gegen den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine ausgesprochen.

    Wie hoch ist das Preisgeld?
    • Das Preisgeld beträgt zwei Millionen Euro. 60 Prozent davon gehen an den Sieger, 40 Prozent an den Zweitplatzierten. Sollte erst nach den 14 Partien ein Gewinner feststehen, ändert sich das Verhältnis jedoch. Dann erhält der Sieger 1,1 Millionen Euro und der Verlierer 900.000 Euro.

    Quelle: SID
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