Im Alter von 96 Jahren: "Mr. Sportschau" Huberty gestorben

    Im Alter von 96 Jahren:"Mr. Sportschau" Ernst Huberty gestorben

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    Ernst Huberty ist tot. Der als "Mr. Sportschau" bekannte Moderator starb am Montag im Alter von 96 Jahren. Er moderierte 1961 die erste Sendung der "Sportschau" im WDR.

    Nordrhein-Westfalen, Hürth: Der Moderator Ernst Huberty. Archivbild
    Trauer um ein Urgestein der Sportberichtserstattung: Ernst Huberty moderierte am 4. Juni 1961 die erste Sportschau. Nun ist der "Mr. Sportschau" im Alter von 96 Jahren verstorben.25.04.2023 | 0:49 min
    "Mr. Sportschau" Ernst Huberty ist tot. Der langjährige Moderator und Kommentator verstarb am Montag im Alter von 96 Jahren. "Wir nehmen traurig Abschied von Ernst Huberty. Als "Mr. Sportschau", wie ihn das Publikum liebevoll nannte, hat er als erster Moderator diese Sendung entscheidend geprägt: wohltuend unaufgeregt und mit großer Seriosität", sagte WDR-Intendant Tom Buhrow.

    Ernst Huberty bleibt uns allen nicht nur als Moderator der Sportschau, sondern auch als Sportreporter-Legende ewig in Erinnerung.

    Tom Buhrow,WDR-Intendant

    Kommentator des Jahrhundertspiels

    Huberty moderierte am 4. Juni 1961 die allererste Sportschau. Unvergessen bleibt er als Kommentator des Jahrhundertspiels zwischen Deutschland und Italien im Halbfinale der Fußball-WM 1970 in Mexiko (3:4 n.V.).
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    Huberty wurde 1927 in Trier geboren. Nachdem er zunächst beim Südwestfunk in Baden-Baden als Sportreporter und Moderator gearbeitet hatte, kam er 1957 zum WDR, wo er Mitglied der Redaktion "Hier und Heute" wurde. Drei Jahre später wechselte er zur Sportredaktion, moderierte von 1961 bis 1982 die Sportschau und kommentierte Live-Spiele. 1970 übernahm er zudem die Leitung der Abteilung Sport im WDR.

    Ruhiger und zurückgenommener Kommentarstil

    Wenn "Tagesschau"-Sprecher Karl-Heinz Köpcke (1922-1991) derjenige war, der die deutschen Nachrichten vom bellenden Kommiss-Ton der Nazizeit befreite, dann hat Ernst Huberty eben dies für die Sportberichterstattung geleistet. Ruhig und zurückgenommen war sein Kommentarstil, selbst in hochemotionalen Momenten.
    Der italienische Stürmer Gianni Rivera und der deutsche Abwehrspieler Karl-Heinz Schnellinger
    WM 1970: Gianni Rivera und Karl-Heinz Schnellinger beim von Huberty kommentierten Jahrhundertspiel zwischen Italien und Deutschland.
    Quelle: dpa

    Seine berühmtesten Reporterworte sind bezeichnenderweise "Ausgerechnet Schnellinger". Das war 1970, als Karl-Heinz Schnellinger im WM-Halbfinale gegen Italien in der 90. Minute den Ausgleichstreffer erzielte - ausgerechnet er, der seit Jahren in Italien spielte. Huberty schrie das nicht heraus. Er sagte es einfach.

    Spesenaffäre beendet Zeit als WDR-Sportchef

    In den 1970er Jahren war die "Sportschau" Kult. Jeder, wirklich jeder, kannte Ernst Huberty mit seinem astrein gekämmten silbernen Klappscheitel. Bis zu 15 Millionen Zuschauer schalteten jedes Mal ein. Das samstägliche Ritual für Millionen deutscher Nachwuchshoffnungen sah damals so aus: Erstens Fußballplatz. Zweitens "Sportschau". Drittens Badewanne.
    Dann kam 1982 der tiefe Fall: Wegen einer Spesenaffäre wurde Huberty als WDR-Sportchef abgesetzt und ins Dritte Programm verbannt. Andere hätte das verbittert, ihn nicht. Zehn Jahre später sagte er rückblickend: "Unterm Strich ist übrig geblieben, dass ich in meinem Leben viel gelernt habe und dass ich mich völlig umstellen musste, eine ganz andere Arbeit leisten (musste) in diesem Hause, und die hat mir sehr gutgetan, die war für mein ganzes Leben ungeheuer wichtig."

    Ausbilder bis ins hohe Alter

    Bis zum 87. Lebensjahr bildete er noch Moderatoren aus. Eine geradezu unglaubliche Begebenheit schilderte Oliver Welke in einer WDR-Hommage zu Hubertys Neunzigstem: "Ich hatte mal einen Coaching-Termin mit ihm, und er kam 'n kleinen Tick zu spät, was sehr ungewöhnlich ist, weil Ernst Huberty kommt immer superpünktlich. Mir fiel auf, dass es auf einmal ein bisschen nach Rauch roch in dem Zimmer. Und dann sagte er in seiner formvollendeten Art, er müsse sich entschuldigen, er würde ein bisschen nach Rauch riechen, sein Haus sei gestern abgebrannt." Zusammen mit seiner Frau Inge hatte er sich gerade noch retten können. Aber das war natürlich kein Grund für ihn, den Termin abzusagen.
    Ob er Angst vor dem Tod habe, wurde Huberty 2017 in dem WDR-Film vom einstigen "Sportschau"-Chef Steffen Simon gefragt. "Eigentlich nicht", war die lakonische Antwort. Vielleicht werde er dank der modernen Medizin noch etwas länger leben. "Werden wir sehen." Um sich dann zu korrigieren: "Ich nicht. Du wirst es sehen." 
    Quelle: dpa
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