The Ocean Race: Weltumseglung wird weiblicher

    Segelregatta Ocean Race:Die Weltumseglung wird weiblicher

    von Tatjana Pokorny
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    Nie war der Einfluss von Frauen so stark wie im 14. Ocean Race. Ein Viertel der Weltumsegler ist weiblich. Der historische Höchststand schafft Chancen – auch für eine Deutsche.

    Seglerin Susann Beucke
    Susann Beucke tritt bei dem legendären Ocean Race an.
    Quelle: Team Holcim - PRB

    Mindestens ein Viertel der vierköpfigen Crews muss weiblich sein. So schreibt es das Reglement für die 14. Auflage der bekanntesten Mannschaftsweltumseglung The Ocean Race vor. Nie zuvor waren die Frauen prozentual so stark vertreten. 
    Historisch beträgt ihr Anteil am Ocean Race bei insgesamt 2.085 Teilnehmern in 50 Jahren Renngeschichte nur knapp sechs Prozent. Im aktuellen Ocean Race stellen sie 25 Prozent der Akteure.
    Die erfahrenste unter allen Seglerinnen der diesjährigen Edition ist die dreimalige Weltumseglerin Abby Ehler. Die 46-Jährige sagt der ZDFheute: "Es gibt keinen Grund, warum wir nicht auf Augenhöhe agieren sollten. In der Welt, auf die wir uns zubewegen, spielen Erfahrung und Können, aber nicht mehr das Geschlecht eine Rolle."
    Die erfahrene dreimalige Weltumseglerin Abby Ehler aus Großbritannien.
    Die erfahrene dreimalige Weltumseglerin Abby Ehler aus Großbritannien.
    Quelle: Team Holcim – PRB

    Senkrechtstarterin Beucke: Von Olympia zum Meeresmarathon

    Die Britin bestreitet jetzt ihren vierten Meeres-Marathon. Das kann kaum einer der Männer in den fünf Teams bei dieser Runde um die Welt von sich behaupten. Boris Herrmann aus Hamburg sowie Robert Stanjek und sein Crew-Kamerad Phillip Kasüske aus Berlin stehen vor ihrer Ocean-Race-Premiere. Ebenso gilt das für die 31-jährige Susann Beucke aus Strande bei Kiel. 
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    Der einzigen deutschen Teilnehmerin am Ocean Race 2023 ist mit ihrem Platz im Schweizer Team Holcim – PRB von Kevin Escoffier ein Coup gelungen. Im Sommer 2021 hatte Beucke mit ihrer Steuerfrau Tina Lutz noch olympisches Silber in einer kleinen Rennjolle gewonnen. Danach hatte sie den Umstieg ins XL-Format des Segelsports gewagt: das Hochseesegeln.
    Bei Olympia 2021 in Tokio gewann Beucke (l.) mit ihrer Teamgefährtin Tina Lutz die Silbermedaille.
    Bei Olympia 2021 in Tokio gewann Beucke (l.) mit ihrer Teamgefährtin Tina Lutz die Silbermedaille.
    Quelle: IMAGO / Agencia EFE

    Fernziel Vendée Globe, Zwischenhoch in Ocean Race

    Seit Anfang 2022 trainiert die ehrgeizige Deutsche in Frankreich für eine Profikarriere im Extremsegelsport. Beuckes Fernziel ist die Teilnahme an der Solo-Weltumseglung Vendée Globe, mit der Boris Herrmann zum Sportstar aufstieg. Ihr erstes Jahr im anspruchsvollen Figaro-Rennzirkus – der härtesten Schule für angehende Seesegel-Cracks – war fordernd. Beucke trainierte unermüdlich, segelte als Neueinsteigerin bei Regatten aber zunächst hinterher.
    Boris Herrmann auf seinem Segelboot
    Vendée Globe: Die wohl härteste Segelregatta der Welt. Boris Herrmann auf 28.000 Seemeilen rund um die Welt. Beeindruckende Bilder, große Emotionen und ein dramatisches Ende.31.01.2021 | 42:59 min
    Ihr Mut wurde jetzt dennoch belohnt: Nach knapp einem Jahr im neuen Umfeld, holte Ocean-Race-Skipper Kevin Escoffier die deutsche Senkrechtstarterin in sein Team Holcim – PRB an. Für Beucke eine Blitzkarriere. "Ich bin so stolz, dass mich Kevin gefragt hat", sagt sie im Gespräch mit der ZDFheute.

     Für mich erfüllt sich mit der Ocean-Race-Premiere ein Lebenstraum.

    Susann Beucke

    Beucke weiß: "Es wird unheimlich hart werden." Ein bisschen leichter macht es ihr vielleicht die WhatsApp-Gruppe "TOR Chicas", die spanische Abkürzung für "Mädels im The Ocean Race". In dieser Gruppe sind nur weibliche Teammitglieder der Segel- und Landmannschaften der Ocean-Race-Teams miteinander verbunden. "Wir feuern uns gegenseitig an, geben Rat, unterstützen die Neuen", sagt Annie Lush.
    Die 42-jährige Britin bringt Erfahrung aus zwei Weltumseglungen mit ins Guyot Environment – Team Europe. Co-Skipper Robert Stanjek hat sie geholt. Welchen Tipp Annie Lush Neueinsteigerinnen wie Sanni Beucke geben würde? 

    Hut festhalten, Augen auf und Mund zu.

    Anny Lush

    Den Tipp habe sie von einem berühmten Navigator bekommen, der ihn von seinem Vater hatte. Er sei goldrichtig. Lush erklärt: "Du musst dich gut organisieren können, immer alles im 360-Grad-Blick behalten und die Klappe nicht zu weit aufreißen."
    Für Letzteres wird vor allem auf den härtesten Etappen der Weltumseglung im Southern Ocean kaum Luft sein. Männer wie Frauen werden bis an ihre Grenzen gefordert sein. Im Gegensatz zu den früheren Ocean-Race-Booten vom TYP VO65 fällt der Faktor der rein physischen Stärke auf den neuen Imocas aber weniger ins Gewicht.

    Ausgleich im Ocean Race: Bis 2030 so viele Frauen wie Männer

    Weshalb Frauen ebenbürtig mit den Männern agieren können. "Noch konsequenter wäre es deshalb gewesen, die Crews gleich mit 50:50 zwischen Männern und Frauen festzulegen", sagt "Malizia – Seaexplorer"-Skipper Boris Herrmann. Offiziell ist der Ausgleich von Männern und Frauen im Ocean Race bis spätestens 2030 geplant. 
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