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Wirtschaftskrise in Ägypten : Hühnerfüße statt Hühnchen

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Inflation, eine abstürzende Währung und Rekord-Verschuldung: Ägypten schaut in den Abgrund.

Am 25. Januar ist in Ägypten der Jahrestag der Revolution. Die Lebensbedingungen jetzt, zwölf Jahre später, werden immer härter im bevölkerungsreichsten arabischen Land.

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"Wie es den Menschen hier geht? Wir wissen es nicht genau, weil wir keine freie Presse haben. Aber ich spüre ihren Ärger, den Druck, der auf ihnen lastet", sagt Wael Gamal, ein bekannter Wirtschaftsjournalist, der in der Menschenrechtsorganisation "Ägyptische Initiative für Persönlichkeitsrechte" arbeitet. Wer ins Gespräch kommt auf den Märkten Kairos, in Unternehmen, auf der Straße, merkt schnell ihren Unmut.

Stellen Sie sich vor, vor kurzem haben die da oben uns empfohlen, Hühnerfüße zu essen, als Proteinquelle, weil sich viele kein Hühnchen mehr leisten können. So etwas höre ich zum ersten Mal.
Shadia Samir, Friseurin

Die sechzigjährige Friseurin Shadia Samir empört sich. Eine von rund 60 Millionen Ägyptern, die - nach Schätzungen der Weltbank - bereits vor der Krise arm oder hilfsbedürftig waren - und jetzt noch tiefer sinken.

Ägypten: Zweitgrößter Schuldner des IWF

Alle Augen im Land sind auf den Dollarkurs gerichtet. In einem Jahr verlor das Pfund, Ägyptens Währung, die Hälfte seines Wertes. Die Corona-Pandemie und die russische Invasion der Ukraine haben die ausländischen Währungsreserven immer weiter schrumpfen lassen, weltweit steigende Benzinpreise trieben die Inflation hoch.

Ägypten, das für sein Überleben auf Importe angewiesen ist, avancierte zum zweitgrößten Schuldner des Internationalen Währungsfonds - und gab Milliarden für Megaprojekte aus: Eine neue Hauptstadt in der Wüste mit dem höchsten Turm Afrikas und der größten Moschee, eine Luxusstadt am Mittelmeer, neue Straßen, Brücken und Paläste für Präsident Abdel Fattah al-Sisi – vieles gebaut von Unternehmen, die der Armee unterstehen.

ZDF-Korrespondentin Golineh Atai im Gespräch über eine Welt im Wandel

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"Diese Projekte wurden nie sorgfältig geprüft, nie demokratisch ausverhandelt. Was eine Katastrophe an sich ist. Sie sind weiße Elefanten. Sie sehen prächtig aus, man fühlt sich stark mit ihnen. Aber sie produzieren nichts", erklärt Wirtschaftsjournalist Gamal.

Sind Ägyptens Megaprojekte für die Wirtschaft notwendig?

Bislang halfen die Golfmonarchien dem Regime aus, gab der Internationale Währungsfonds immer weiter Kredite und drückten westliche Länder ein Auge zu - das Mantra von "Ägypten ist zu groß, um zu scheitern" wirkte. Doch nun hat der IWF seinen neuen Kredit von drei Milliarden Dollar an strenge Auflagen geknüpft: Ein flexibler Wechselkurs des Pfunds - und ein Rückzug des Militärs aus der Wirtschaft.

Aber ob das Al-Sisi-Regime seine Wirtschaftsinteressen aufgeben wird, ist fraglich. Wahrscheinlich werde es diese Reformen so lange wie möglich verzögern und verwässern, prognostizieren Ökonomen.

Auf Kritik reagiert der Präsident zunehmend empfindlich. "Schwätzt nicht so viel Blödsinn", empfahl er jüngst. Die - ohnehin zensierten - Medien rügte er, ständig in Panik geratene Ägyptern zu zeigen, so als ob das Ende der Welt bevorstünde. Seine Megaprojekte verteidigte er als notwendig für die Entwicklung eines Landes, dessen Bevölkerung explodiert.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat seine globale Wachstumsvorhersage für das Jahr 2023 auf 2,7 Prozent gesenkt und vor dem Risiko einer globalen Rezession gewarnt.

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Arabischer Frühling: Jahrestag der Revolution

Der Jahrestag der ägyptischen Revolution am 25. Januar ist immer noch ein Feiertag. Aber die Revolution vor zwölf Jahren ist Geschichte. Für Brot, Freiheit, Gerechtigkeit und Würde gingen Millionen auf die Straße. Heute geht es den Ägyptern schlechter als damals, viele wünschen sich den gestürzten Präsident Hosni Mubarak zurück.

Einer der Revolutionäre von damals ist vor kurzem begnadigt worden. Der Anwalt und Sozialdemokrat Ziad Al-Aleimi wollte mit einem säkularen Oppositionsbündnis bei den Parlamentswahlen antreten. Dafür musste er ins Gefängnis, heute gilt er offiziell immer noch als Terrorist. Ohne einen Rechtsstaat, ohne Investitionssicherheit, ohne einen freien Wettbewerb, sagt er, werde es keinen Ausweg aus der Krise geben:

In unseren schlimmsten Albträumen hätten wir uns nicht vorgestellt, dass wir hier stehen, zwölf Jahre später. Das Land braucht eine echte politische Debatte, eine Öffnung.
Ziad Al-Aleimi, Anwalt und Sozialdemokrat

Auch der Westen, der stets Al-Sisis Regime unterstützte, trage Verantwortung für Ägyptens Kollaps: "Wenn der Westen denkt, dass seine Bürger das Recht haben, Freiheit, Demokratie und soziale Gerechtigkeit zu genießen, dann ist ihre Unterstützung für das, was diesen Werten widerspricht, ein Verbrechen. Die westlichen Staatslenker werden sich unseren Fragen stellen müssen."

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