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DIHK-Umfrage unter Betrieben:Mangel an Azubis spitzt sich zu
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Fast jeder zweite Ausbildungsbetrieb in Deutschland schafft es nicht, alle Plätze zu besetzen. Welche Branchen betroffen sind und wo die Gründe liegen.
Besonders in der Industrie haben viele Betriebe Probleme, Azubis zu finden.
Quelle: dpa
Immer mehr Betriebe in Deutschland suchen dringend Azubis. Einer Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) zufolge konnte im vergangenen Jahr fast jeder zweite ihrer Ausbildungsbetriebe (49 Prozent) nicht alle Plätze besetzen - ein Negativrekord.
Mehr als ein Drittel der Betriebe mit Besetzungsschwierigkeiten gab zudem an, keine einzige Bewerbung erhalten zu haben - hochgerechnet könnte das in ganz Deutschland laut DIHK knapp 30.000 Firmen betreffen.
DIHK: Azubis sind Basis für Industrie
"Der Fachkräftemangel fängt bereits bei den Auszubildenden an", so der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer Achim Dercks. In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Lage der Kammer zufolge immer weiter zugespitzt. Inzwischen ist man alarmiert:
Ohne junge Nachwuchskräfte fehlt uns bald die Basis für unsere Industrie, für den Mittelstand, für die kleinen Betriebe - und damit für den Wohlstand auch der jungen Generationen.
Achim Dercks, DIHK-Hauptgeschäftsführer
Besonders kleine Betriebe hätten zu kämpfen. Am schwierigsten sei die Besetzung von Ausbildungsplätzen in diesen Bereichen:
- Industrie
- Gastgewerbe
- Handel
- Verkehrsbranche
- Baugewerbe
An der Umfrage der Industrie- und Handelskammern beteiligten sich 13.077 Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen.
Azubi-Mangel: Demografischer Wandel als Ursache
In den vergangenen Jahren hatten die Firmen auch die Corona-Pandemie mit Einschränkungen bei Berufsorientierung und Ausbildungsplatzsuche für die schwierige Lage verantwortlich gemacht. Doch klar ist: Hauptgrund ist der demografische Wandel - es kommen einfach nicht genügend jüngere Arbeitnehmer nach, wenn ältere aus dem Berufsleben ausscheiden.
Mängel sieht die Kammer aber auch bei der Berufsorientierung in der Schule. Dercks sagt:
Wirtschafts-, Finanz- oder Mint-Themen müssen im Unterricht eine größere Rolle spielen.
Achim Dercks, DIHK-Hauptgeschäftsführer
Mint steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. Außerdem brauchten die Azubis wenigstens ein Minimum an Deutschkenntnissen, Lernbereitschaft und Umgangsformen. An einer soliden Grundausbildung mangele es aber zunehmend.
"Unser Bildungssystem muss an dieser Stelle besser werden. Die Unternehmen nehmen aus der Not heraus immer mehr selbst in die Hand und unterstützen junge Menschen mit Startschwierigkeiten auf verschiedenste Weise", sagte Dercks. Das reiche von Nachhilfe in Deutsch und Mathe bis hin zu Coaching in Sachen Selbstmanagement und Motivation.
85.000 mehr Stellen als Bewerber
Nach Daten der Bundesagentur für Arbeit hat die Bewerberzahl auf Ausbildungsstellen zuletzt um drei Prozent zugenommen. Rechnerisch gab es bis Juli aber 85.000 mehr gemeldete Ausbildungsstellen als Bewerberinnen und Bewerber.
Besetzungsprobleme hatten vor allem die Baubranche, Gastronomie, Metall- und Elektroberufe, Verkauf und Logistik. Vergleichsweise wenige offene Stellen dagegen gab es in der Softwareentwicklung, in der Tischlerei, in Kfz-Technik und Gartenbau, sowie in Maler- und Lackierberufen. Relativ geringe Chancen auf Ausbildungsplätze haben junge Leute demnach in der Tierpflege und in künstlerisch-kreativen Berufen wie Mediengestaltung, Raumausstattung, Kamera- oder Tontechnik.
Azubis aus dem Ausland als Hoffnung?
Jeder zweite Betrieb versucht laut DIHK-Umfrage inzwischen auch Auszubildende aus dem Ausland zu gewinnen. Besonders Sprachkenntnisse sind aber weiterhin eine Hürde: 81 Prozent der Betriebe sehen in unzureichenden Deutschkenntnissen ihrer ausländischen Azubis die größte Herausforderung. Umständliche bürokratische Prozesse bei Visa- und Aufenthaltsverfahren erschweren die Einstellung noch dazu.
Quelle: dpa
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Quelle: dpa
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