Angst vor Bankenkrise: Anleger flüchten aus Credit Suisse

    Unsicherheit trotz Übernahme:Anleger flüchten aus Credit Suisse

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    Trotz der Übernahme der angeschlagenen Schweizer Bank Credit Suisse durch die Rivalin UBS zeigen sich die Anleger verunsichert. Der Kurs der Credit Suisse fiel unter den Kaufpreis.

    Nach der mühsam ausgehandelten Übernahme der angeschlagenen Credit Suisse durch die Schweizer Großbank UBS herrscht an internationalen Finanzmärkten weiter Unruhe. Sowohl der Milliardendeal in der Schweiz als auch die Maßnahmen mehrerer Notenbanken zur Liquiditätsversorgung des Finanzsystems konnten gegen die Ängste vor einer möglichen Bankenkrise nur wenig ausrichten.
    Die wichtigsten asiatischen Börsen haben überwiegend nachgegeben. Der Kurs der Deutschen Bank etwa brach um fast zehn Prozent ein, derjenige der Commerzbank um über sieben Prozent.
    In Frankreich war etwa die BNP Paribas betroffen, ihr Kurs gab um acht Prozent nach. In der Schweiz straften die Anleger die UBS ab, ihr Kurs gab kurz nach Handelsbeginn an der Börse in Zürich um fast neun Prozent nach.

    Anleger steigen bei Credit Suisse aus

    Anleger stiegen im großen Stil bei der Bank aus. Die Titel der Schweizer Großbank sackten am Montag im frühen Handel um 63 Prozent auf 0,68 Franken ab - unter den von der UBS bezahlten Kaufpreis von 0,76 Franken. Die Anteile der UBS brachen 13 Prozent auf 14,92 Franken ein. Europaweit rutschten Titel von Finanzdienstleistern und Versicherern zum Teil tief ins Minus.
    Allerdings hielten sich die Verluste in Grenzen, nachdem es in der vergangenen Woche deutlich bergab gegangen war. Die Stimmung für die Banken bleibt angeschlagen. Der Euro reagierte am Montagmorgen zunächst kaum.

    Sorge um globalen Bankensektor bleibt

    Laut ZDF-Wirtschaftsexpertin Stephanie Barrett bringt die milliardenschwere Bankübernahme trotzdem etwas Entspannung an die Märkte.

    Es ist auf jeden Fall Erleichterung darüber zu spüren, dass der potentielle Brandherd in der Schweiz ausgeschaltet wurde und das war wichtig.

    Stephanie Barrett, ZDF-Wirtschaftsexpertin

    "Die Credit Suisse zählt zu den 30 global systemrelevanten Banken, deren Ausfall das internationale Finanzsystem erheblich erschüttern würde", so Barrett im ZDF-Morgenmagazin weiter.

    Die Sorge um den globalen Bankensektor sollte Anleger aber trotzdem weiter in Atem halten. Es bleiben einfach die Zweifel an möglicherweise schlummernden Risiken im Bankensystem.

    Stephanie Barrett, ZDF-Wirtschaftsexpertin

    Schweizerische Nationalbank und Regierung unterstützen die Übernahme

    Die UBS übernimmt den kleineren Lokalrivalen für drei Milliarden Franken (gut 3 Mrd Euro). Zusätzlich steht sie für Verluste von bis zu fünf Milliarden Franken gerade. Hinzu kommen eine staatliche Verlustgarantie von 9 Milliarden Franken sowie Liquiditätszusagen im Umfang von bis zu 200 Milliarden Franken.
    Andere Notenbanken begrüßten in einer ersten Reaktion die Maßnahmen.
    Die Schweizerische Nationalbank (SNB) unterstützt die Transaktion mit Liquiditätshilfen und gewährt den Banken ein Darlehen von bis zu 100 Milliarden Franken. Zusätzlich könne die SNB der Credit Suisse ein mit einer Ausfallgarantie des Bundes gesichertes Liquiditätshilfe-Darlehen von bis zu 100 Milliarden Franken gewähren, hieß es. Die Schweizer Regierung sicherte der UBS eine Garantie von 9 Milliarden Franken zu.

    Übernahme durch UBS ist bedeutendste Bankenfusion seit Finanzkrise

    Eine Übernahme der zweitgrößten Schweizer Bank Credit Suisse durch die größere UBS ist die bedeutendste Bankenfusion in Europa seit der Finanzkrise vor 15 Jahren.

    Dadurch entsteht de facto ein Mammut-Institut, größer als die Deutsche Bank und damit noch systemrelevanter.

    Stephanie Barrett, ZDF-Wirtschaftsexpertin

    Immerhin schlüpfe die Credit Suisse damit aber unter das Dach einer grundsoliden und gesunden Bank, die - nachdem sie selbst einmal gerettet werden musste - hohe Gewinne einfahre und großes Vertrauen genieße, so Barrett.

    Übernahme sollte Flächenbrand verhindern

    Der Schweizer Bundespräsident Alain Berset sagte, "der Bundesrat ist überzeugt, dass die Übernahme die beste Lösung ist, um das Vertrauen wiederherzustellen". Credit Suisse habe das Vertrauen der Kunden verloren, Liquidität habe gewährleistet werden müssen.
    Die Transaktion sei wichtig für die Stabilität des schweizerischen Finanzplatzes, hieß es weiter. SNB-Präsident Thomas Jordan betonte, die Reputation sei für die Volkswirtschaft der Schweiz zentral.
    Vorausgegangen war ein Verhandlungsmarathon, an dem die beiden Banken sowie Spitzenvertreter von Politik und Aufsichtsbehörden teilgenommen hatten. Staat und Aufsichtsbehörden ging es darum, einen Flächenbrand zu verhindern.

    Mögliche Stellenstreichungen bei Credit Suisse noch unklar

    Die Credit Suisse hatte zuletzt unter erheblichem Vertrauensverlust der Anleger gelitten. Der Aktienkurs war auf ein Rekordtief gefallen, nachdem der größte Investor der Bank die Bereitstellung von weiterem Kapital ausgeschlossen hatte und das Institut weiter mit Geldabflüssen zu kämpfen hatte.
    Mit der Fusion zu einem neuen Branchenriesen soll laut UBS ein Finanzinstitut mit einem verwalteten Vermögen von mehr als 5 Billionen US-Dollar entstehen. Zu möglichen Stellenstreichungen könnten keine Aussagen gemacht werden, hieß es am Sonntagabend. Zusammen beschäftigen beide Institute etwa 120.000 Mitarbeitende.
    Quelle: ZDF, dpa, Reuters