So ist Galeria Karstadt Kaufhof in die Krise gerutscht

Der letzte große deutsche Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof schließt 16 seiner verbliebenen 92 Filialen. Der Verfall der einst stolzen Warenhausketten Karstadt und Kaufhof hat schon vor Jahren begonnen. Eine Chronik:

2005 - Thomas Middelhoff übernimmt das Ruder bei der kriselnden Kette Karstadt, die 1881 von Rudolph Karstadt in Wismar gegründet worden war. Der ehemalige Bertelsmann-Chef sagt, Karstadt sei in einer Notlage - und er werde nun die Umsätze in die Höhe schrauben. Aus seinen Plänen die Kette auf ganz Europa auszudehnen wird nichts.

2006 - Middelhoff verkauft im März die Warenhausimmobilien für 3,7 Milliarden Euro mehrheitlich an den Fonds "Highstreet" von Goldman Sachs. Auch Immobilien-Anteile der Karstadt-Muttergesellschaft Arcandor werden für rund 800 Millionen Euro veräußert. Der zunächst als Befreiungsschlag gefeierte Verkauf erweist sich in der Folge als große Belastung: Karstadt ist nun Mieter der Warenhäuser und zahlt immer höhere Mieten.

2009 - Die Karstadt-Mutter Arcandor rutscht in die Pleite. Große Teile des insolventen Handels- und Reisekonzerns sind in der Vergangenheit verkauft oder an Kreditgeber verpfändet worden.

2010 - Im Juni erhält der Investor Nicolas Berggruen von Görg den Zuschlag zum Kauf von Karstadt. Der von Berggruen eingesetzte Karstadt-Chef Andrew Jennings setzt auf die Kampagne "Feel London". Die Botschaft: Bei Karstadt gibt es all die neuen und hippen Mode-Marken, für die man sonst nach London reisen müsste. Die Strategie greift nicht, Jennings muss gehen.

2014 - Der Tiroler Immobilien-Investor Rene Benko übernimmt mit seiner Signa Holding Karstadt von Investor Berggruen. Signa hatte sich zuvor schon Warenhaus-Immobilien der Kette gesichert. Benko kündigt an, er wolle Karstadt nun gründlich sanieren.

2015 - Karstadt-Konkurrent Kaufhof, 1879 vom Kaufmann Leonhard Tietz in Stralsund gegründet, wird von dem bisherigen Eigner Metro an den kanadischen Handelskonzern Hudson's Bay (HBC) verkauft. HBC sieht die Kette als Sprungbrett nach Europa und sie versprechen, die Filialen mit Online-Shops zu verschränken. Doch der Erfolg bleibt aus.

2018 - HBC und Signa machen gemeinsame Sache - sie legen Karstadt und Kaufhof zu einem Unternehmen mit damals noch 32.000 Beschäftigten zusammen.

2021 - Während das Geschäft von Online-Händlern wie Amazon boomt, kämpft Galeria Karstadt Kaufhof in der Corona-Krise ums Überleben. Nach einem Corona-Lockdown mit behördlich verordneten Filialschließungen erhält das Unternehmen einen Staatskredit von 460 Millionen Euro.

2022 - Ein Jahr später erhält der Konzern von der Bundesregierung weitere 220 Millionen Euro. Doch die Konsumstimmung hellt sich im Jahresverlauf wegen der hohen Inflation nicht auf. Das Unternehmen will mindestens ein Drittel seiner 131 Filialen aufgeben.

2023 - Gläubiger der Warenhauskette beschließen einen Sanierungsplan mit großer Mehrheit: Von 129 Warenhäusern sollen 47 schließen, Tausende von Stellen fallen weg. Zugleich gerät Eigentümer Signa mit seinen milliardenschweren Immobilienpaketen wegen steigender Zinsen und der hohen Inflation unter Druck.

2024 - Im Sog der Signa-Pleite stellt Galeria einen weiteren Insolvenzantrag - auch um sich von dem Eigentümer zu befreien. Weil Signa die versprochenen Finanzmittel von 200 Millionen Euro nicht aufbringen kann, gilt Galeria als überschuldet. Signa gehören auch 18 Immobilien der Galeria-Warenhäuser.

9. April 2024 - Die Investoren Richard Baker und Bernd Beetz übernehmen die Warenhauskette. Baker war über HBC bereits einige Jahre lang an Galeria Kaufhof beteiligt.

27. April 2024 - Die Warenhauskette schließt 16 ihrer noch verbliebenen Kaufhäuser und baut deutschlandweit rund 1.400 von derzeit noch 12.800 vorhandenen Arbeitsplätzen ab.