Gründer von Optiker-Kette: Günther Fielmann ist tot

    Gründer von Optiker-Kette:Günther Fielmann mit 84 Jahren gestorben

    |

    Fast aus dem Nichts schuf er ein Brillen-Imperium mit mehr als 23.000 Mitarbeitern. Sein Herz gehörte auch dem Öko-Landbau. Nun ist Günther Fielmann mit 84 Jahren gestorben.

    Archiv: Günther Fielmann steht am Rande einer Bilanz-Pressekonferenz in Hamburg neben Regalen mit Brillengestellen.
    Bis 2019 war Günther Fielmann Vorstandschef der Optiker-Kette. Er war aber auch leidenschaftlicher Öko-Landwirt und bewirtschaftete über 2.000 Hektar Land.
    Quelle: dpa

    Seinen Namen kannte so gut wie jeder: Günther Fielmann. Und wer den Namen kannte, wusste auch, was er verkauft: Brillen. Fielmann ist die mit Abstand größte Optiker-Kette in Deutschland und ist auch im Ausland aktiv. Am Mittwoch starb der Gründer der Optiker-Kette im Alter von 84 Jahren in seinem Wohnort Lütjensee in Schleswig-Holstein. Er sei im Kreise seiner Familie friedlich eingeschlafen.
    Noch bis 2019 war Fielmann Vorstandschefs des Unternehmens, zuletzt gemeinsam mit seinem Sohn Marc. In seinen letzten Berufsjahren erfüllte sich Günther Fielmann einen Herzenswunsch und übertrug die Führung nach und nach an den Junior. Nach dem Wechsel zog er sich weitgehend aus der Öffentlichkeit zurück, widmete sich vor allem der Bio-Landwirtschaft. Auf seinen drei Betrieben in Schleswig-Holstein züchtete er Pferde, Rinder und Schafe.

    Mehr als 1.000 Fielmann-Filialen

    Sein Imperium mit mehr als 1.000 Niederlassungen und rund 23.000 Beschäftigten schuf Fielmann aus dem Nichts. Nach einer Optiker-Lehre und einem Berufsstart als Angestellter eröffnete Fielmann 1972 im Alter von 33 Jahren im niedersächsischen Cuxhaven sein erstes Geschäft. Das war so etwas wie der Urknall in der bis dahin wenig innovativen Optiker-Branche. Fielmann begnügte sich mit einer geringeren Marge, schaltete den Zwischenhandel aus, gab den Kunden Garantien - der junge Unternehmer setzte auf strikte Kundenorientierung.
    Der Durchbruch kam 1981, als Fielmann den Krankenkassen die Kassenbrille abhandelte und durch eine Vielzahl von modernen Modellen ersetzte. "Bis dahin musste jeder Brillenträger den Nachweis seines geringen Einkommens auf der Nase tragen", erinnerte sich Fielmann. Kassenbrillen wurden erstattet, wer mehr wollte, musste zahlen - die traditionellen Optiker erreichten so Margen von bis zu 30 Prozent.

    Fielmann expandierte auch ins Ausland

    In Kiel eröffnete Fielmann 1982 sein erstes Super-Center, ein Fachgeschäft neuer Dimension mit 7.000 Brillen. In den 80er Jahren erreicht die Fielmann-Kette eine Größe, in der nicht mehr jede große Neueröffnung den Bestand des Unternehmens bedrohte.
    Es folgte der Börsengang 1994 und die Expansion ins Ausland, die allerdings verhalten blieb und sich vor allem auf die Schweiz und Österreich fokussierte. Erst mit dem Eintritt von Sohn Marc in den Vorstand kam ab 2015 mehr Schwung in die Expansion, vor allem in Norditalien und Slowenien. Das Unternehmen ist schuldenfrei, hoch liquide und zu mehr als 70 Prozent in Familienbesitz. Längst ist Fielmann nicht nur Händler und Handwerker, sondern auch Produzent von Brillen mit einem Produktionszentrum im brandenburgischen Rathenow.

    "Es gibt auch eine Welt neben der Augenoptik"

    Neben seinen unternehmerischen Erfolgen engagierte sich Fielmann als Öko-Landwirt. Mehr als 2.300 Öko-Artikel sind im Hofladen von Hof Lütjensee zu kaufen. Mit den weiteren Betrieben Hof Ritzerau und Gut Schierensee in Kiel, wo Fielmann auch wohnte, bewirtschaftete er mehr als 2.000 Hektar Land. Auch das Schloss Plön hat Fielmann gekauft und renoviert - dort werden Augenoptiker für die gesamte Branche ausgebildet.
    "Es gibt auch eine Welt neben der Augenoptik", sagte er einmal der "Welt am Sonntag". Fielmann spendete viel - für Bildung, Wissenschaft und Kultur, Ökologie und Naturschutz. Er beteiligte seine Beschäftigten über Aktien am Unternehmen und pflanzte seit 1986 für jeden jedes Jahr einen Baum. Für seine Verdienste ernannte ihn das Land Schleswig-Holstein zum Ehrenbürger. Der Aufbau seines Unternehmens bedeutete viel Arbeit, viel Zeit für Privatleben blieb nicht. Der Unternehmensgründer hat erst mit 48 Jahren geheiratet und Kinder bekommen.
    Quelle: dpa