Wirtschaftsweise rechnen 2023 mit Rezession

    Forderung der Wirtschaftsweisen:Topverdiener sollen Entlastungen finanzieren

    Dominik Rzepka Twitter Avatar
    von Dominik Rzepka
    |

    Energiekrise und Inflation sind eine große Belastung für die Deutschen, sagen die Wirtschaftsweisen. Sie fordern Entlastungen - und wollen vor allem Wohlhabendere zur Kasse bitten.

    Ein Einkaufswagen mit Lebensmitteln
    Quelle: dpa

    Deutschland rutscht im kommenden Jahr in die Rezession. Für 2022 rechnen die sogenannten Wirtschaftsweisen zwar noch mit einem Wachstum des Bruttoinlandprodukts von 1,7 Prozent. 2023 erwarten sie aber ein Minus von 0,2 Prozent. Laut Expertinnen und Experten des sogenannten Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung belasten vor allem Energiekrise und Inflation die Konjunktur.
    Die Inflation liege in diesem Jahr bei acht Prozent, im kommenden Jahr dürfte sie etwas geringer ausfallen, so die Vorsitzende des Sachverständigenrats:

    Die Inflation dürfte auch im kommenden Jahr hochbleiben, sie dürfte aber im Verlauf des Jahres abnehmen.

    Monika Schnitzer, Vorsitzende Sachverständigenrat

    Vor allem ärmere Haushalte müssten deshalb ihren Konsum besonders stark einschränken. Sie müssten einen größeren Anteil ihres Nettoeinkommens für Energie und Lebensmittel ausgeben. "Angesichts der enormen Preissteigerungen sind umfangreiche Entlastungsmaßnahmen grundsätzlich gerechtfertigt", schreiben die Wirtschaftsweisen in ihrem Bericht.
    So teuer sind Lebensmittel geworden
    ZDFheute Infografik
    Ein Klick für den Datenschutz
    Für die Darstellung von ZDFheute Infografiken nutzen wir die Software von Datawrapper. Erst wenn Sie hier klicken, werden die Grafiken nachgeladen. Ihre IP-Adresse wird dabei an externe Server von Datawrapper übertragen. Über den Datenschutz von Datawrapper können Sie sich auf der Seite des Anbieters informieren. Um Ihre künftigen Besuche zu erleichtern, speichern wir Ihre Zustimmung in den Datenschutzeinstellungen. Ihre Zustimmung können Sie im Bereich „Meine News“ jederzeit widerrufen.

    Energie-Soli für Topverdiener gefordert

    Allerdings kritisieren sie, dass die bisherigen Entlastungen der Bundesregierung nicht zielgenau seien. Die Expertinnen und Experten nennen als Negativbeispiel den sogenannten Tankrabatt, der auch Wohlhabenden zugute gekommen sei. Stattdessen müssten ärmere Haushalte entlastet werden, finanziert durch Wohlhabendere.

    Einkommensstarke Haushalte könnten auch streng befristet über einen Energie-Solidaritätszuschlag oder eine Erhöhung des Spitzensteuersatzes an der Finanzierung der Entlastungsmaßnahmen beteiligt werden.

    Achim Truger, Wirtschaftsweiser

    Das würde dazu beitragen, die Zielgenauigkeit des Gesamtpakets aus Entlastungen und Belastungen zu erhöhen und die Energiekrise solidarisch zu bewältigen. Truger forderte, die Abschaffung der sogenannten kalten Progression zu verschieben.

    SPD und Grüne dafür, CDU und FDP dagegen

    Zustimmung kam von der SPD und den Grünen, Ablehnung von der Regierungspartei FDP und der oppositionellen CDU. Finanzminister Christian Lindner schloss Steuererhöhungen aus. "Die Bundesregierung wird nicht zusätzlich die Steuern erhöhen", betonte der FDP-Politiker.
    Die Wirtschaft und die Bürger seien stark genug durch die gestiegenen Preise belastet. SPD-Chefin Saskia Esken dagegen begrüßte, "dass die Wirtschaftsweisen in ihrem Jahresgutachten Forderungen der SPD aufgreifen und vorschlagen, Besserverdienende und Menschen mit sehr hohen Vermögen stärker an der Bewältigung der Krisen zu beteiligen".
    Die CDU-Mittelstandspolitikerin Gitta Connemann kritisierte die Steuervorschläge der Wirtschaftsweisen im "Handelsblatt" als "realitätsfern und toxisch".
    Zweifel äußerte auch der Ifo-Präsident Clemens Fuest: "Wenn man mitten in einer Wirtschaftskrise Einkommensteuern erhöhen will, muss man das sehr gut begründen", sagte der Wirtschaftsforscher der "Rheinischen Post". "Ein einmal eingeführter Einkommensteuerzuschlag wird nicht so schnell wieder abgeschafft, wie das Beispiel des Solidaritätszuschlags zeigt."

    Mehr zur Energiekrise