Das Gute zum Wochenende: Reparieren statt wegschmeißen

    Update

    Das Gute zum Wochenende:Reparieren lohnt sich wieder

    Steffen Bayer
    von Steffen Bayer
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    ZDFheute Good News

    Guten Morgen,

    ein eigener Fernseher! Das war einmal der pure Luxus. Als vor 60 Jahren das ZDF gegründet wurde, waren die Geräte dick und schwer, rauschten, flimmerten, doch sie waren etwas sehr Besonderes: ein Wertgegenstand, den sich nicht jeder leisten konnte.
    Selbstverständlich, dass solche Luxusgeräte repariert wurden, wenn sie einmal kaputt gingen. Elektrogeräte als Wegwerfware? Damals undenkbar. Und manchmal stimmt der Satz sogar: "Früher war alles besser."
    Das hat jetzt auch die EU entdeckt, die gerade einen Gesetzentwurf für ein Recht auf Reparatur vorgestellt hat. Denn viele entsorgte Waren - die laut EU-Kommission noch repariert werden könnten, werden vorzeitig weggeworfen. Dies habe jedes Jahr 30 Millionen Tonnen verschwendeter Ressourcen und 261 Millionen Tonnen an Treibhausemmissionen in Europa zur Folge.
    Weltweit wächst das Problem mit dem Elektroschrott. Technik ist billiger geworden, Röhrenfernseher wurden durch Flachbildschirme ersetzt und technische Geräte, die es zur ZDF-Gründungszeit noch gar nicht gab, sind neu hinzugekommen: Handys, Laptops oder auch zum Beispiel Saugroboter. Und vieles landet - statt repariert zu werden - einfach auf dem Müll, wenn es einmal kaputt gegangen ist: eine riesige Ressourcenverschwendung.
    Höchste Zeit, dass die Politik versucht, diesen Wegwerfwahn in Griff zu bekommen. So sollen Käufer nach dem Willen der EU-Kommission für fünf bis zehn Jahre, also auch nach Ablauf der gesetzlichen Garantie, bei Herstellern eine Reparatur einfordern können für Produkte, die nach EU-Recht technisch reparierbar sind. Dafür müssen Hersteller Ersatzteile zur Verfügung stellen, auch für unabhängige Werkstätten. Denn reparieren lohnt sich nur, wenn es auch bezahlbar bleibt. Bis die Vorschläge Gesetz werden, kann es noch dauern, denn erst müssen sich das Europaparlament und die EU-Staaten auf eine konkrete Ausgestaltung der Regeln einigen.
    Vielen Visionärinnen und Visionären geht das alles nicht schnell genug. Elie Assémat ist so einer. In Straßburg hat der gelernte Physiker die Genossenschaft Commown mitgegründet. Das Geschäftsmodell klingt ganz simpel, hat aber großes Potenzial. Geräte wie Handys oder Laptops werden nicht gekauft, sondern bei der Genossenschaft gemietet. Geht ein Gerät kaputt, wird es repariert. Dauert die Reparatur länger, stellt Commown sofort ein Ersatzgerät zur Verfügung. Für Stammkunden kostet dieser Service 13 Euro für ein Handy im Monat.
    Alte Handys und Smartphones liegen in einem Container, ehe sie geschreddert werden
    Quelle: dpa

    Das Ganze funktioniert, weil die Genossenschaft nur Geräte von Nischenherstellern anbietet, die modular aufgebaut, leicht zu öffnen und leicht reparierbar sind. Elektroschrott soll so erst gar nicht entstehen: "Wir versuchen die Geräte so lange wie möglich im Umlauf zu halten, einschließlich der Teile", so der Gründer Elie Assémat. Doch irgendwann einmal werden auch die besten reparierbaren Handys ihren Geist aufgeben.
    Und selbst dann können sie noch für Nützliches taugen, denn Smartphones sind wahre Schatztruhen. Kobalt, Tantal, seltene Erden, Kupfer, Silber und Gold findet man in den ausrangierten Geräten und die Recyclingmöglichkeiten werden immer besser. So können zum Beispiel aus einer Tonne Handys 250 g Gold gewonnen werden. Die Schatzsuche im Schrott lohnt sich genauso wie das Reparieren.
    Ich wünsche Ihnen ein gutes Wochenende und viel Spaß beim Weiterlesen.
    Ihr Steffen Bayer, Redakteur plan b

    Was noch gut war diese Woche

    CO2-freie Papierherstellung: Der schwedische Papierhersteller Essity, vor allem bekannt für "Zewa" und "Tempo", hat als erstes Unternehmen seiner Branche Papier CO2-frei hergestellt. Eigentlich ist die Herstellung sehr energieintensiv. Dafür wird vor allem Erdgas genutzt. Bei dem neuen Verfahren wurde Strom aus Erneuerbaren Energien und "grüner" Wasserstoff verwendet. Doch noch gibt es nicht genug Wasserstoff, um die Herstellung komplett umstellen zu können. Das Unternehmen will aber die Wasserstoffnutzung weiter vorantreiben.
    Geschlechtseintrag soll einfacher geändert werden können: Die Bundesregierung hat sich beim geplanten Selbstbestimmungsgesetz geeinigt. Trans-, intergeschlechtliche und nicht-binäre Menschen sollen in Zukunft nur noch eine einfache Selbstauskunft beim Standesamt machen müssen, um ihren amtlichen Geschlechtseintrag und Vornamen ändern zu können. Bislang müssen Betroffene für eine Änderung der Einträge zwei psychologische Gutachten einreichen. Dann entscheidet das Amtsgericht. Das empfanden viele als entwürdigend. Das Selbstbestimmungsgesetz soll das 40 Jahre alte Transsexuellengesetz ersetzen.
    Englisches Rechenzentrum heizt Schwimmbäder: Rechenzentren, in denen Server stehen, produzieren viel Wärme und müssen ständig gekühlt werden. Ein englisches Unternehmen hat jetzt einen Heizkessel entwickelt, der die Wärme der Server nutzt, um das Wasser in Schwimmbädern zu heizen. Wegen der gestiegenen Energiekosten haben viele öffentliche Bäder Probleme, ihren Betrieb aufrechtzuerhalten. Mit dieser Erfindung könnten einige Schwimmbäder vor der Schließung gerettet werden.

    Ihre Portion Konstruktives am Wochenende

    Schnell wachsende Urwälder mitten in der Stadt? Unsere neue "plan b"-Dokumentation zeigt Ihnen, wie so etwas geht: Miniwälder auf kleinsten Flächen, zum Beispiel zwischen einem Parkhaus und einer Klinik. Gut für das Klima, gut für die Lufttemperatur in unseren aufgeheizten Städten und gut für die Biodiversität: Denn dort, wo kleine Wälder sind, ist auch Raum für Insekten und Vögel.
    Urwald
    13.07.2023 | 29:45 min
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    Zusammengestellt von Steffen Bayer und Grit Cross.