Die Kunst des Miteinander-Redens

    Was tun gegen die digitale Pöbelei?:Die Kunst des Miteinander-Redens

    von Christhard Läpple
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    Screenshot: Die Kunst des Miteinander-Redens

    Hass und Hetze, Polarisierung und Pöbelei - was tun gegen die Giftspritzerei im Netz? Die Kommunikationsexperten Pörksen und Schulz von Thun schlagen Wege aus dem digitalen Dilemma vor. Gefordert ist: die Mitte der Gesellschaft.

    "Ich bin das Ideal - du bist der Skandal!" So funktioniert die Sofort-Eskalation im Netz am einfachsten. Hass und Hetze bestimmen die Debatten. Viele gießen Öl ins Feuer, attackieren anonym den anderen. Diese Dynamik der Polarisierung ist eine Art Volkssport geworden.
    Sie bedeutet am Ende: Alle Migranten sind Messerstecher und alle Politiker Volksverräter. Alle AfD-Mitglieder Nazis und alle Linken Stasis. Diese Generalisierung wirkt wie ein Brandbeschleuniger. Nur wird auf diese Art kein Problem gelöst. Weder im privaten Umfeld noch beim politischen Gau wie gerade in Thüringen.
    Die Kommunikationsexperten Bernhard Pörksen und Friedemann Schulz von Thun haben genau zur richtigen Zeit ihr neues Buch vorgelegt: "Die Kunst des Miteinander-Redens. Über den Dialog in Gesellschaft und Politik". Was ist zu tun, wenn das Smartphone zur Giftspritze wird? Welche Auswege gibt aus der Ego-Falle? Der Spirale der verbalen Aufrüstung? Auf 222 gut lesbaren Seiten präsentieren die beiden renommierten Autoren keine Allheilmittel, aber Wege aus dem digitalen Dilemma.

    Zuhören, Luft holen, abwarten

    Ihr Kerngedanke: Wahrheit beginnt immer zu zweit. In Zeiten des kommunikativen Klimawandels empfehlen sie einen "Wandel durch Annäherung". Was die Kommunikationsprofis damit meinen? Ganz einfach: Zuhören. Luft holen. Abwarten. Ein Minimum an Wertschätzung für die andere Position entwickeln. Gespräche suchen. Kompromisse finden. Wichtig sei, nicht die andere Person zu diffamieren, sondern die gegnerische Position offen zu kritisieren.
    Gute Gespräche sind möglich und nötig, betonen Pörksen und Schulz von Thun. Die Demokratie befinde sich im Reifetest. Denn das Internet abzuschaffen sei keine Lösung. Im Gegenteil. Sie empfehlen daher "raus aus der Dunkelheit der Internets hinein ins Licht des Dialogs." Es lohnt sich.

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