Berichterstattung im ZDF:Fragen und Antworten
Ist das ZDF "Staatsfernsehen"? Wer bestimmt die Themenreihenfolge im heute journal? Und: Dürfen Moderatoren eine Meinung haben? Hier finden Sie Antworten zur ZDF-Berichterstattung.
Ist das ZDF "Staatsfernsehen"? Wer bestimmt die Reihenfolge der Themen im heute journal? Und: Dürfen Moderatoren eine Meinung haben? Da Fragen wie diese immer wieder die Redaktionen des ZDF erreichen, möchten wir gerne Antworten liefern.
In einem ausführlichen Fragen-und-Antworten-Katalog erläutern wir Grundsätze unserer Arbeit, redaktionelle Entscheidungsprozesse und Hintergründe zu Aufsichtsgremien.
Das ZDF hat als öffentlich-rechtlicher Sender eine besondere Verpflichtung gegenüber seinem Publikum. Wir wissen, wie wichtig die Berichterstattung in unseren Nachrichtensendungen, Magazinen oder Dokumentationen für den Zusammenhalt der Gesellschaft ist. Wir verstehen den Fragen-und-Antworten-Katalog genau wie die "Korrekturen"-Rubrik und unsere Experten-Liste als Beitrag zur Offenheit gegenüber dem Beitragszahler.
Arbeiten im heute journal
Aufsicht und Grundsätze
Ein weiterer Unterschied ist die Finanzierung: Beim "Staatsfernsehen" bestimmt der Staat, wie viel Geld ein Sender bekommen soll. Der Finanzbedarf des öffentlich-rechtlichen Rundfunks wird dagegen von einer unabhängigen Expertenkommission KEF überprüft. Die Finanzierung eines öffentlich-rechtlichen Senders erfolgt auch nicht über staatliche Gelder, also Steuern, sondern über eine Haushaltsabgabe. Dadurch soll eine möglichst große Unabhängigkeit der öffentlich-rechtlichen Sender vom Staat ermöglicht werden.
Im ZDF-Fernsehrat sind neben Vertretern aus Arbeitgeber-, Arbeitnehmer-, Umwelt- und Wirtschaftsverbänden, Kirchen und Vertretern der Zivilgesellschaft etwa aus Wissenschaft, Kultur und Verbraucherschutz auch Politiker vertreten. Sie wirken dort als Repräsentanten von Bundesländern und des Bundes mit. Da staatliche oder staatsnahe Mitglieder keinen bestimmenden Einfluss haben dürfen, ist der Anteil vom Gesetzgeber auf ein Drittel beschränkt worden. Dass in den Kontrollorganen des ZDF auch Politiker vertreten sind, ist durchaus sachgerecht. Denn: Der öffentlich-rechtliche Rundfunk muss im Gegensatz zum privaten Rundfunk demokratisch legitimiert und kontrolliert werden. Die Zusammensetzung für Kollegialorgane muss darauf ausgerichtet sein, möglichst vielfältige Perspektiven und Erfahrungshorizonte aus allen Bereichen des Gremienwesens zu erfassen. Dazu gehören auch Politiker.
Der Fernsehrat hat die Aufgabe, für die Sendungen des ZDF Richtlinien aufzustellen und die Einhaltung dieser Richtlinien sowie des ZDF-Staatsvertrages zu überwachen. Der Fernsehrat übt auch dabei keinen unmittelbaren Einfluss auf das Programm aus. Konkret: Ihm wird keine Sendung und kein Beitrag vorab zur Kontrolle vorgelegt. Der Fernsehrat prüft das Programm vielmehr im Nachhinein, wenn Beschwerden z.B. von Bürgern oder Verbänden erhoben werden. Denn jedermann hat das Recht, sich mit Beschwerden an den Fernsehrat zu wenden. Wenn der Fernsehrat nach rechtlicher Prüfung einen Verstoß gegen Programmgrundsätze feststellt, kann er eine Rüge aussprechen und auch beschließen, dass die Rüge im ZDF-Programm veröffentlicht werden muss.
Redaktionelle Entscheidungsprozesse
Wenn ein Autor einen Nachrichtenbeitrag fertiggestellt hat, wird der Beitrag in aller Regel vom Schlussredakteur der Sendung abgenommen. Ausnahmen sind Beiträge, die aufgrund aktueller Entwicklungen unter besonderem Zeitdruck erstellt wurden. Der Schlussredakteur überprüft den Beitrag insbesondere auf Verständlichkeit, inhaltliche Korrektheit, Ausgewogenheit und sprachliche Genauigkeit. Sofern ein Verbesserungsbedarf besteht, klären Schlussredakteur und Autor Änderungen im Einvernehmen ab.
Erfahrungswerte und Studien zeigen, dass Zuschauer sich vor allem für solche Themen interessieren, die für große Gruppen der Bevölkerung gewichtige Folgen haben, Neuigkeitswert besitzen, ihre Lebenswelt betreffen und ihre politische Wahlentscheidungen beeinflussen können; außerdem für Themen, die wegen besonderer Dramatik, Kuriosität oder wissenschaftlicher Erkenntnis aus der Flut der täglichen Ereignisse herausragen. Für viele Zuschauer ist es auch wichtig, über unterschiedliche Bereiche der Gesellschaft, wie Politik, Sport und Kultur, informiert zu werden.
Wegen der begrenzten Sendezeit und dem Wunsch vieler Zuschauer nach abwechslungsreichen Themen kann nicht über jedes gesellschaftlich relevante Ereignis eines Tages berichtet werden. Über welche Themen in der Sendung in welcher Reihenfolge und Ausführlichkeit berichtet wird, wird innerhalb der Redaktion diskutiert. Im Zweifel entscheidet die sogenannte Schlussredaktion oder die Redaktionsleitung.
Außerdem findet im ZDF jeden Tag um 12 Uhr die sogenannte Schaltkonferenz statt. Dort treffen sich unter der Leitung des Chefredakteurs Redaktionsleiter und andere Führungskräfte aus dem ZDF; Studios und Redaktionen werden per Telefon- oder Videokonferenz dazu geschaltet. Neben einem Austausch über die Themen des Tages und etwaige Sondersendungen werden in jeder dieser Sitzungen ZDF-Sendungen von Kritikern aus jeweils anderen Redaktionen bewertet. Auch wird in der Schalte auf Kritik aus dem Fernsehrat, von Zuschauern oder anderen Medien eingegangen und offen über die Stichhaltigkeit dieser Kritik diskutiert.
Das ZDF strahlt allein in den verschiedenen heute-Sendungen und dem heute journal pro Jahr mehr als 8.000 Beiträge und Schaltgespräche aus. Falschmeldungen stellen dabei eine seltene Ausnahme dar. So gab es etwa in diesem Jahr nur in rund zwei Dutzend Fällen Korrekturen auf heute.de. Wenn falsch berichtet wird, handelt es sich um Fehler, die das ZDF zu vermeiden sucht, nicht um "absichtliche Handlungen", also nicht um "Lügen". Im Falle absichtlicher Falschmeldungen würden personelle, arbeitsrechtliche und organisatorische Konsequenzen gezogen.
Wenn es zu einem Thema unterschiedliche Expertenmeinungen gibt, achtet das ZDF darauf, dass auch unterschiedliche Experten im Gesamtprogramm zu Wort kommen oder durch die Moderatoren klargestellt wird, dass es auch andere Expertenmeinungen gibt. Selbstverständlich können aber nicht in jeder Sendung sämtliche gegenläufige Expertenmeinungen vorkommen, denn dies würde regelmäßig die Sendezeit sprengen.
Das ZDF greift auch auf eigene Experten zurück. Dies sind ZDF-Journalisten etwa aus den Fachredaktionen des ZDF, die sich mit bestimmten Themen wie beispielsweise Umwelt, Terrorismus, Rechtsfragen oder Doping intensiv und seit vielen Jahren beschäftigen.
Durch die kontroverse Debatte können sich die Zuschauer eine Meinung bilden oder ihre bisherige hinterfragen. Nicht immer ist es möglich, alle denkbaren Positionen in einer Sendung abzubilden.
Moderatoren und Redakteure
Anders sieht es zum Beispiel bei Magazin-Sendungen aus, wie etwa dem heute journal oder in besonderer Weise bei dem kritischen Investigativmagazin Frontal 21. Am Abend haben viele Zuschauer das Bedürfnis nach Einordnung, Gewichtung und Bewertung der Ereignisse des Tages, zeigen Studien. Dieser Erwartungshaltung tragen die Moderatoren des heute journal Rechnung.
Es gehört auch zur Aufgabe von Korrespondenten und Reportern, auf Grundlage ihrer Recherchen und - häufig jahrelangen - Erfahrungen vor Ort Einordnungen vorzunehmen. Sowohl bei den Moderatoren als auch bei den Reportern geht es dabei weniger um individuelle Meinungen, sondern vielmehr um – sachlich begründbare – Haltungen und Blickwinkel unter denen die Bedeutung der Ereignisse des Tages ausgelotet werden.
Das ZDF achtet aber darauf, dass Interessenkonflikte vermieden werden. Deswegen brauchen alle Mitarbeiter des ZDF eine Genehmigung, wenn sie eine Nebentätigkeit in Verbänden, Stiftungen oder anderen Einrichtungen ausüben wollen. Die Genehmigung wird versagt, wenn zu befürchten ist, dass die Nebentätigkeit die journalistische Objektivität beeinträchtigen könnte.
Zudem wird einer interessengeleiteten Berichterstattung auch dadurch entgegengewirkt, dass das ZDF darauf achtet, dass Journalisten in den Redaktionen des ZDF in Bezug auf ihre Herkunft, ihr Geschlecht und ihre Grundüberzeugungen zu gesellschaftlich strittigen Fragen möglichst die Unterschiedlichkeit unserer Gesellschaft widerspiegeln.
Berichterstattung
Zuweilen kommt es vor, dass etwa in sozialen Netzwerken schon Meldungen kursieren, während sich das ZDF mit der Berichterstattung noch zurückhält. Dies liegt daran, dass im ZDF zur Vermeidung von Falschmeldungen das Zwei-Quellen-Prinzip gilt. Dies bedeutet, dass Informationen, wie etwa ein Anschlag oder Unglücksfall, nur dann als feststehend dargestellt werden, wenn zwei unabhängige Quellen den Vorfall bestätigen. Wenn nur ein Medium über ein Ereignis berichtet, steht für das ZDF hingegen noch nicht fest, dass die Meldung auch tatsächlich stimmt. Dies wird deutlich gemacht, indem auf das andere Medium hingewiesen wird (z.B. "wie die 'Süddeutsche Zeitung' berichtet ..."). Eine Ausnahme vom Zwei-Quellen-Prinzip wird gemacht, wenn Informationen von einer sogenannten Primärquelle stammen. Das sind zum Beispiel Behördenangaben über Arbeitslosenzahlen.
Mit der isolierten Erwähnung eines bestimmten Persönlichkeitsmerkmals wird unter Umständen gegenüber dem Zuschauer suggeriert, dass dieses Merkmal für das Verständnis der Tat und der Täterpersönlichkeit von Bedeutung ist. Damit einher geht die Gefahr der Gruppendiskriminierung durch die Berichterstattung. Das ZDF ist gemäß seiner Programmrichtlinien angehalten, die Zugehörigkeit eines Straftäters zu einer Gruppe nur dann zu nennen, wenn dies für das Verständnis der Tatumstände und gesellschaftlichen Hintergründe tatsächlich von Bedeutung ist.
Wenn es um die Frage geht, ob ein Angeklagter im Bild gezeigt werden kann oder soll, müssen verantwortungsvolle Medien abwägen. Wiegt das Interesse der Öffentlichkeit an einer Namens- und Bildnisveröffentlichung schwerer oder das Anonymisierungsinteresse eines Angeklagten, der nicht genannt und gezeigt werden will? Diese Abwägung stellt eine nicht immer leicht zu treffende Einzelfallentscheidung dar. Daher kommt es in Grenzfällen vor, dass einige Medien Angeklagte unverpixelt zeigen, andere aber verpixelt.
Manchmal werden Interviewpartner auch gebeten, ihre Aussage nochmals in anderen Worten zu wiederholen, damit diese kürzer oder verständlicher ist und damit für den Beitrag besser Verwendung finden kann. Teilweise werden zur besseren Darstellung bestimmter Vorgänge in der Vergangenheit auch Szenen nachgestellt. In diesem Fall erfolgt während der Ausstrahlung grundsätzlich die Einblendung: "Szene nachgestellt".
Bei herausragenden wichtigen Ereignissen beschließt die Chefredaktion, dass eine Sondersendung im ZDF ausgestrahlt wird, etwa ein ZDF spezial oder ein heute spezial.
Wesentlich für eine Reportage ist, dass dem Zuschauer das Geschehen nicht nur mitgeteilt, sondern auch gezeigt wird und er somit Geschehnisse besser nachvollziehen kann. In einer Reportage wird ein Sachverhalt oft aus der Sicht einer bestimmten Person dargestellt, indem diese z.B. filmisch begleitet wird. Im ZDF gibt es einerseits lange Sendungen, die sich ausschließlich der Reportage widmen, andererseits können Reportagen von etwa drei bis zehn Minuten Länge auch in Magazinsendungen, wie etwa Frontal 21, dem auslandsjournal oder dem heute journal auftauchen.
In einem Kommentar äußert ein Journalist oder eine andere Person ihre persönliche "Meinung". Ein Kommentar muss grundsätzlich als solcher gekennzeichnet werden, entweder durch Vorankündigung oder Einblendung von "Kommentar", "Meinung" oder "Zwischenruf".