Bis Ende des Jahrhunderts könnten weltweit eine Million Arten ausgestorben sein. Experten mahnen zu mehr Schutz von Lebensräumen und raschem Handeln gegen die Erderwärmung.
Nicht nur in tropischen Wäldern und eisigen Polarregionen sind Tiere und Pflanzen vom Aussterben bedroht - auch vor unserer Haustür sind mehrere Tausend Arten in Gefahr.
Die Lage sei ernst, sagt der Generaldirektor der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, Klement Tockner, der Deutschen Presse-Agentur.
Mehr als 71.500 Tier-, Pflanzen- und Pilzarten gibt es nach Angaben des Bundesamts für Naturschutz (BfN) in Deutschland. Rund 9.000 von ihnen sind bestandsgefährdet. Anlässlich des Tags des Artenschutzes, der sich zum 50. Mal jährt, weist Tockner darauf hin, dass es sich dabei nur um bekannte Arten handelt.
Was das Artensterben für unsere Zukunft bedeutet:
Seit ein Meteorit vor 65 Millionen Jahren die Dinosaurier auslöschte, hat es auf der Erde kein so rasantes Artensterben gegeben wie heute.
WWF: Größtes Artensterben seit Ende der Dinosaurier
Etwa ein Drittel der Arten hierzulande sei noch nicht bekannt. "Arten sterben aus, bevor wir sie überhaupt entdeckt haben", sagt der Ökologe.
"Wir erleben das größte Artensterben seit dem Ende der Dinosaurier", sagt der Programmleiter Flächennaturschutz in Deutschland der Umweltorganisation WWF, Albert Wotke. Ändere sich nichts, könnten bis Ende des Jahrhunderts weltweit eine Million Arten ausgestorben sein. Eine bundesweite Rote Liste des BfN erfasst den Gefährdungsgrad von über 30.000 Arten in Deutschland.
Die Klimakrise und das weltweite Artensterben sind eng miteinander verwoben. Die durchschnittliche Oberflächentemperatur der Erde ist laut WWF seit der Industrialisierung um etwa ein Grad Celsius gestiegen. Ein aktueller Bericht des Weltklimarats geht davon aus, dass sich die Erderhitzung noch drastischer auf Land- und Meeresökosysteme auswirkt als ursprünglich angenommen.
Auch Erfolge beim Schutz von Ökosystemen
Hinzu kommt die menschliche Nutzung der Lebensräume vieler Arten - für viele Tiere und Pflanzen wird es eng. Doch es gibt Grund zur Hoffnung.
Und Artenschutz hat Erfolge: Der Seeadler kam in der Bundesrepublik nur noch mit vier Paaren vor, in der DDR waren es etwa 60 Paare. Heute leben nach Angaben des Umweltministeriums 850 Paare in Deutschland. Auch der Kranich, der heute mit rund 10.000 Paaren hierzulande brütet, war in der Bundesrepublik fast ausgestorben.
- Comeback für Spix-Ara und Buckelwal
Das Artensterben schreitet voran. Trotzdem gab es 2022 auch Gewinner in der Tierwelt, so eine WWF-Bilanz. Zu ihnen zählen etwa der Spix-Ara, das Banteng-Wildrind und der Tiger.