"Bunga-Bunga"-Parties: Korruption: Freispruch für Berlusconi

    Vorwurf der Zeugenbestechung:"Bunga-Bunga": Freispruch für Berlusconi

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    Hat Italiens Ex-Ministerpräsident Berlusconi Zeugen bestochen, damit sie die Unwahrheit über seine berüchtigten "Bunga Bunga"-Partys sagen? Nein, urteilt ein Gericht in Mailand.

    Archiv:  Silvio Berlusconi am 14.11.2019 in Venedig
    Italiens Ex-Ministerpräsident Berlusconi ist vom Vorwurf der Zeugenbestechung freigesprochen worden.
    Quelle: dpa

    Im Korruptionsprozess um die sogenannten "Bunga-Bunga"-Partys mit jungen Frauen ist Italiens Ex-Ministerpräsident Silvio Berlusconi vom Vorwurf der Zeugenbestechung freigesprochen worden. Ein Gericht in Mailand kam zu dem Schluss, der 86-jährige heutige Senator habe keine Zeugen bestochen, damit sie die Unwahrheit über die berüchtigten Partys sagen.

    Bereits zwei Freisprüche in "Bunga-Bunga"-Affäre

    Wie schon in vorigen Verfahren in Siena und Rom entgeht Berlusconi damit auch diesmal einer Verurteilung und Haftstrafe. Die Richter sahen es als erwiesen an, dass Berlusconi und weitere Angeklagte - zumeist junge Frauen - die ihnen zur Last gelegten Taten nicht begangen haben.
    Die Staatsanwaltschaft hatte dem Milliardär vorgeworfen, die Frauen bezahlt zu haben, damit sie in den ersten Prozessen die Unwahrheit sagen. In jenen Verfahren war Berlusconi wegen Amtsmissbrauchs und Förderung von Prostitution Minderjähriger angeklagt, aus Mangel an Beweisen dann aber freigesprochen worden.

    Glückwünsche von Meloni

    Der skandalumtoste Unternehmer und Abgeordnete habe einen Freispruch der bestmöglichen Art erzielt, resümierte dessen Anwalt nach Angaben der Nachrichtenagentur Ansa. "Wir sind enorm zufrieden."
    Von den Koalitionspartnern in der rechten Regierung wurde Berlusconi beglückwünscht, allen voran Ministerpräsidentin Giorgia Meloni. Nach dem Freispruch sagte sie:

    Das ist eine ausgezeichnete Nachricht.

    Giorgia Meloni, Ministerpräsidentin Italien

    Meloni hatte schon am Montag entschieden, dass sich die Regierung als Nebenklägerin zurückziehe und keinen Schadenersatz von Berlusconi wolle. 2017 war die damalige Mitte-Links-Regierung in das Verfahren eingetreten.

    Vorwurf von Draghi: Weltweiter Misskredit

    Noch im Frühjahr 2022 forderte die Anwältin des Büros von Ministerpräsident Mario Draghi Schadenersatz in Höhe von 10,5 Millionen Euro von Berlusconi, weil dieser durch sein Verhalten Italien in "weltweiten Misskredit" gebracht habe.
    Der Prozess trägt den Namen "Ruby drei" (Ruby ter), benannt nach einer der Escort-Damen von damals, die sich Ruby Rubacuori (Ruby Herzensbrecherin) nannte und zum Zeitpunkt der Feiern in Berlusconis Villa 17 Jahre alt war. Die gebürtige Marokkanerin, die eigentlich Karima el Mahroug heißt, war ebenfalls als Angeklagte im Gericht und sagte nach dem Freispruch:

    Der Albtraum ist vorbei.

    Karima el Mahroug alias Ruby Rubacuori, Escort-Dame

    Statt Schweigegeld "Kompensation für Rufschädigung"

    Mit El Mahroug soll Berlusconi ab 2010 Sex gegen Geld gehabt haben. Sie soll in einem aufgezeichneten Gespräch von regelmäßigen Orgien in Berlusconis Villa berichtet haben, später war sie aber zurückgerudert und hatte behauptet, sie habe sich alles nur ausgedacht. Gerichte hatten erfolglos versucht Berlusconi nachzuweisen, dass er von El Mahrougs Minderjährigkeit wusste und einer Reihe an Zeugen Schweigegeld in Millionenhöhe gezahlt hatte.
    Berlusconi hatte die mutmaßlichen Sexpartys, die als "Bunga Bunga" bekannt wurden, als "elegante Dinner" bezeichnet; das Geld, die Häuser und die Autos, die Zeugen von ihm bekamen, waren laut seinen Verteidigern Kompensationen für die Rufschädigung, die der Prozess mit sich bringe. Berlusconi stehe allein "wegen des Verbrechens der Großzügigkeit" vor Gericht. Der Fall hielt Italien mehr als ein Jahrzehnt in Atem.
    Berlusconi war zwischen 1994 und 2011 dreimal Ministerpräsident in Italien. Wegen Dutzender Vorwürfe war er jedoch auch ein Dauergast vor Gericht, hat die überwiegende Mehrheit seiner Prozesse aber gewonnen und nie Zeit hinter Gittern verbracht. Nach einer Verurteilung wegen Steuerhinterziehung wurde er ein Jahr von allen politischen Ämtern verbannt. Danach kehrte er auf die politische Bühne zurück und wurde 2022 als Senator wiedergewählt. Seine Partei Forza Italia ist Teil der Regierungskoalition von Giorgia Meloni.
    Quelle: dpa, AFP

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