Hochschullehrer des Jahres: Handicap mit Forschung verwoben

    Hochschullehrer des Jahres:Eigenes Handicap mit Forschung verwoben

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    Der Preis "Hochschullehrer des Jahres" wird seit 2006 jährlich vom Deutschen Hochschulverband vergeben. Dieses Jahr wird der Wissenschaftler Bertolt Meyer ausgezeichnet.

    Er erhält die Auszeichnung für sein außergewöhnliches Engagement für mehr Vielfalt auch außerhalb des akademischen Umfelds.
    Bertolt Meyer erhält die Auszeichnung für sein außergewöhnliches Engagement für mehr Vielfalt auch außerhalb des akademischen Umfelds.
    Quelle: dpa

    Wie neue Technik den Umgang von Menschen miteinander verändert, hat Bertolt Meyer am eigenen Leib erfahren. Ohne Hand geboren, wuchs er mit einer sichtbaren Körperbehinderung auf. Ständig sei ihm ungefragt Hilfe angeboten worden, erzählt der Wissenschaftler. "Das nervt total."
    Mit seiner neuen Handprothese habe sich einiges massiv geändert. Seither würden Menschen anders mit seiner Behinderung umgehen, sagt der Psychologie-Professor der Technischen Universität Chemnitz.

    Unsere Studien zeigen: Einen behinderten Körper aufzurüsten in Richtung einer gesellschaftlichen Norm - etwa mit einer schicken Armprothese oder Hörimplantaten - hat auch einen psychologischen Nutzen. Das kompensiert ein Stigma.

    Bertolt Meyer, Wissenschaftler

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    Verschmelzung von Mensch und Technik

    Doch wie verhält es sich, wenn der Mensch dabei andere ohne Behinderung übertrifft? Etwa wenn ein körperbehinderter Sportler mit Prothese weiter springt als ein Sportler ohne Behinderung? Dann ändere sich das Bild, sei von Techno-Doping die Rede, schildert Meyer. Denn andere sähen plötzlich ihren Status bedroht. Und wie verhält es sich, wenn gar ein gesunder Körper technisch aufgerüstet wird?
    Zu Fragen der Vielfalt am Arbeitsplatz und der Verschmelzung von Mensch und Technik forscht Meyer mit seinem Team am Institut für Psychologie in Chemnitz. Er behandelt unter anderem den Einsatz von sogenannten Exoskeletten, die Pflegekräften bei schweren körperlichen Arbeiten helfen sollen.

    Was macht das mit der Selbstwahrnehmung der Pflegekraft? Und mit den alten Menschen im Heim?

    Bertolt Meyer, Wissenschaftler

    Derzeit werde versucht, viele gesellschaftliche Probleme durch technische Mittel zu lösen, erklärt er. "Dadurch geraten andere Ansätze aus dem Blickfeld."
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    Verständnis für die Arbeit von Wissenschaft

    Doch Meyer lebt seinen Drang zu forschen und zu lehren nicht nur in Hörsaal und Universität aus. Als Moderator geht er für den Fernsehsender Arte aktuellen Themen nach und holt verschiedene Meinungen von Wissenschaftlern ein. "Agree to Disagree!" heißt die Reihe, mit der er auch mehr Verständnis für die Arbeit von Wissenschaft schaffen will.

    Ich will zeigen, dass es normal ist, dass Wissenschaftler zu unterschiedlichen Erkenntnissen kommen.

    Bertolt Meyer, Wissenschaftler

    Dabei geht es um Themen wie Gentechnik am Menschen, ob Automatisierung Arbeitsplätze vernichtet oder Nutzen und Gefahren von Social Media. Er wolle auch zeigen, was seine Wissenschaftskollegen antreibe, erzählt der Psychologe.
    Der Psychologieprofessor Bertolt Meyer im Gespräch mit David Damschen
    Nur fürs Tippen am Computer oder Klavierspielen ist die mit sechs Elektromotoren ausgestattete Prothese von Bertolt Meyer zu langsam.
    Quelle: phoenix

    Barrieren überwinden

    In Meyers Forschung gehe es häufig darum, Stereotype abzubauen und Barrieren zu überwinden, lobt der Deutsche Hochschulverband. Mit seinen Wissenschaftsformaten wie dem bei Arte führe er zudem Menschen mit unterschiedlichen Haltungen und konträren Positionen zusammen. Daher hat ihm der Verband den mit 10.000 Euro dotierten Preis "Hochschullehrer des Jahres" zuerkannt. Er wird am Montagabend bei der Gala der Deutschen Wissenschaft in Berlin überreicht.
    Der Preis wird seit 2006 jährlich von dem Verband vergeben - einer Berufsvertretung von Wissenschaftlern mit mehr als 33.000 Mitgliedern. Geehrt werden Forscher, die durch außergewöhnliches Engagement das Ansehen ihres Berufsstandes in der Öffentlichkeit gefördert haben.
    Quelle: dpa

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