Erste "Tagesschau"-Sprecherin: Dagmar Berghoff wird 80

    Dagmar Berghoff feiert 80.:Tausende Male in unseren Wohnzimmern

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    Sie war die erste Sprecherin der "Tagesschau" und prägte mit Moderation, Stil, Charme und legendärem Versprecher eine TV-Ära. Heute feiert Dagmar Berghoff ihren 80. Geburtstag.

    Dagmar Berghoff, aufgenommen am 20.01.2023
    Dagmar Berghoff besucht weiterhin Talkshows und bleibt den Medien treu: Am 25. Januar feiert die erste Sprecherin der "Tagesschau" ihren 80. Geburtstag. (Archivfoto)
    Quelle: dpa

    In der Nachmittagsausgabe der ARD-"Tagesschau" vom 16. Juni 1976 sind die Nachrichten zunächst nur Nebensache, die eigentliche Neuigkeit ist die Sprecherin im bunten Blusenkleid. 
    Sie blieb für 23 Jahre bis zu ihrem Abschied am Silvesterabend 1999 eine beliebte und geschätzte Sprecherin der meistgesehenen Sendung im deutschen Fernsehen. Heute wird Dagmar Berghoff 80 Jahre alt.

    Würdigung des Bundespräsidenten

    Anlass für Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der Fernsehmoderatorin zu gratulieren und sie als Vorbild an Gerechtigkeit und gelebter Humanität zu würdigen. Sie sei die erste Tagesschausprecherin gewesen - eine Sensation, heißt es in dem Glückwunschschreiben. Mehr als 10.000 Mal habe sie die Nachrichten in die Wohnzimmer gebracht.
    Bei allem Ruhm und bei aller Popularität sei sie sich selbst treu geblieben und habe ihre Bekanntheit genutzt, um Gutes zu tun. So sei sie etwa langjährige Schirmherrin des Kinderhilfswerks Terre des Hommes gewesen.
    Dabei war die "Tagesschau" nicht ihr einziges TV-Standbein: Jahrzehntelang war die souveräne blonde Hamburgerin auch an anderer Stelle im TV zu sehen. Etwa war sie von 1982 bis 1984 Gastgeberin der "NDR Talk Show" oder führte von 1984 bis 1992 mit Max Schautzer durchs "Wunschkonzert" der ARD. Eine Publikums-"Goldene Kamera" und zwei "Bambis" würdigen ihr Werk.

    Berghoff wollte Schauspielerin werden

    Nach schwieriger, leidvoller Kindheit wollte Berghoff sich freischwimmen und eigentlich Schauspielerin werden. Sie ging nach dem Abitur 1962 als Au-pair nach London und Paris, um Sprachen zu lernen. Und um dann mit dem Ziel einer Bühnenlaufbahn die staatliche Schauspielschule in Hamburg zu besuchen.
    Doch nach ihrem Examen machte sie zunächst eine Sprecherkarriere beim damaligen Südwestfunk (SWF) in Baden-Baden - und ging 1975 der Liebe wegen zurück nach Hamburg. Dort kam bald ein Anruf vom Norddeutschen Rundfunk (NDR) - der Rest ist Fernsehgeschichte.
    Dagmar Berghoff
    Dagmar Berghoff bei einer ihrer ersten "Tagesschau"-Moderationen im Juni 1976. (Archivfoto)
    Quelle: NDR

    Gecastet wurde sie vom damaligen Chefsprecher Karl-Heinz Köpcke (1922-1991). Der stand auch bei ihrem ersten Auftritt in der 20-Uhr-Ausgabe dicht neben ihr.

    Ich dachte, das machen die immer so. Aber er hat wohl gemeint, dass ich als Frau vielleicht doch die Nerven verliere und zusammenbreche.

    Dagmar Berghoff

    Als Quotenfrau habe sie sich nie gefühlt, das Wort habe es noch nicht gegeben.

    Von Feministinnen wurde ich ja ein wenig als Vorreiterin eingenommen. Doch das war nie meine Intention. Ich bekam nur einen tollen Job angeboten - und den habe ich gemacht.

    Dagmar Berghoff

    Unvergesslich: Der "WC"-Versprecher

    Legendär wurde 1988 ein Berghoff'scher Versprecher: die angebliche "WC"-Tennismeisterschaft in Dallas, die Boris Becker gewonnen habe - anstelle von WTC. Worauf die Sprecherin einen Lachanfall bekam und die Ansage der nachfolgenden Lottozahlen nur unter Kichern fortsetzen konnte.
    Ihre Arbeit bei der "Tagesschau" beendete die zur Chefsprecherin aufgestiegene Berghoff auf eigenen Wunsch zum Ende des Jahrtausends. "Ich hatte mir dafür die Silvesterausgabe 1999 überlegt", erzählt sie der dpa. Mehr Zeit für ihren Mann, der in Pension gegangen war, wollte sie haben. Doch leider starb Peter Matthaes nur ein Jahr später.

    Den Medien bleibt sie treu - doch selektiv

    Heute kultiviert Dagmar Berghoff die schönen Dinge des Lebens: Essen gehen, Kunstmuseen besuchen, Reisen - gern nach Frankreich. Den Medien widmet sie sich täglich - aber selektiv, um sich nicht dem Dauerfeuer an Informationen auszusetzen.
    Auch Arbeit gehört nach wie vor zu ihrem Leben. Gerade hat sie etwa Lesungen und weitere Termine mit ihrem aktuellen Buch absolviert. Dazu steht am 5. Februar auch ein Auftritt in der MDR-Talkshow "Riverboat" an.
    Quelle: dpa, AFP, KNA

    Legendäre Fernsehmomente