Was zur Explosion in einem Hochhaus in Ratingen bekannt ist

    Explosion in Ratingen:Polizei: Einsatzkräfte gezielt angegriffen

    |

    Nach der Explosion in einem Hochhaus in Ratingen spricht die Polizei Düsseldorf von einer gezielten Attacke auf die Einsatzkräfte. Was bisher zum Fall bekannt ist.

    Nach der Explosion im nordrhein-westfälischen Ratingen bemühen sich die Ermittlungsbehörden weiter, das Geschehen aufzuklären. Gegen den Verdächtigen ist inzwischen Haftbefehl wegen versuchten Mordes in neun Fällen erlassen worden. Das gaben die Ermittler am Freitag in Düsseldorf bekannt.
    Der Mann wurde am Nachmittag einem Haftrichter vorgeführt. Das Ergebnis stand noch aus. Auch die Hintergründe der Tat sind noch unklar.

    Polizei geht von gezielter Attacke aus

    Weil es Sorgen um die Bewohner in der Wohnung im zehnten Stock gab, sollte am Donnerstag deren Tür geöffnet werden. Der Briefkasten quoll über und niemand öffnete. Für die Einsatzkräfte war es zunächst wie ein Routineeinsatz.
    Doch als Polizei und Feuerwehr vor der Wohnungstür standen, sei diese von dem 57-Jährigen plötzlich aufgerissen worden, hatte Polizeisprecher Raimund Dockter berichtet.
    Es kam zu einer Explosion, bei der fünf Einsatzkräfte lebensgefährlich verletzt wurden. Die Polizei ging von einem "gezielten Angriff" aus. Der Bewohner soll gezielt eine brennende Flüssigkeit auf die Kräfte von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst geschleudert haben, sagte Dietmar Henning von der Polizei Düsseldorf am Freitag.

    Die Einsatzkräfte haben dann, selber brennend, den Ort verlassen.

    Dietmar Henning, Polizei Düsseldorf

    Nach der Explosion soll der Verdächtige einen Brand gelegt haben. Er war schließlich von Spezialkräften überwältigt und festgenommen worden, als diese die Wohnung stürmten.

    Zwei Leichen in Hochhaus gefunden

    In der Wohnung waren Einsatzkräfte dann auf die Leiche einer Frau gestoßen. Sie sei bereits obduziert worden, hieß es am Freitag. Die Frau sei schon vor mehreren Wochen gestorben. Laut Heike Schultz, Kriminaldirektorin bei der Polizei Düsseldorf, sei der gefundene Leichnam "vermutlich" die Mutter. Genau wisse man das aber noch nicht.
    ZDF-Korrespondetn Lothar Becker in Ratingen
    In Ratingen nahe Düsseldorf hat es in einem Hochhaus eine Explosion gegeben.11.05.2023 | 1:41 min
    Zudem sei ein älterer Mann, der in dem Haus gelebt habe, gestorben, sagte Silke Wehmhörner, ebenfalls von der Polizei Düsseldorf. Nach Medienberichten hatte der Mann durch den mehrstündigen Einsatz nicht mehr versorgt werden können.

    Tatverdächtiger für Polizei kein Unbekannter

    Der Tatverdächtige soll nach Angaben der Ermittler der sogenannten Prepper-Szene angehören. Die Wohnung habe den Eindruck gemacht, dass viele Vorräte angelegt worden seien. Zudem ließen Ermittlungen den Eindruck zu, dass der Mann zurückgezogen gelebt habe. In einer Befragung habe er sich noch nicht zu den Tatvorwürfen geäußert, sagte Heike Schultz.
    Nach dem Einsatz hat die Polizei mehrere Waffen gefunden. Eine PTB-Waffe sowie mehrere Messer und Dolche seien sichergestellt worden, sagte Schultz. Außerdem sei ein Gefäß gefunden worden, aus dem der Verdächtige die brennbare Flüssigkeit auf die Einsatzkräfte geschleudert haben soll. Bei der Flüssigkeit soll es sich nach ersten Erkenntnissen um Benzin gehandelt haben, möglicherweise seien auch weitere Stoffe dazugemischt worden.
    Der 57-Jährige war für Polizei und Justiz kein Unbekannter. Wegen eines nicht gezahlten Geldbetrags habe ein Vollstreckungshaftbefehl gegen ihn vorgelegen, hatte die Staatsanwaltschaft vor der Pressekonferenz mitgeteilt. Er habe auch Voreintragungen, "aber nichts Einschlägiges, nichts Vergleichbares", sagte eine Sprecherin.

    Tathintergründe bislang nicht geklärt

    Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund der Tat gibt es bislang nicht: Man stehe mit den örtlichen Behörden in Kontakt, sagte ein Sprecher der Bundesanwaltschaft. Derzeit lagen demnach aber keine Anhaltspunkte für eine Übernahme der Ermittlungen vor. Heike Schultz sagte:

    Wir haben Hinweise darauf, dass er auch ein Corona-Leugner ist, konkrete Hinweise darauf.

    Heike Schultz, Polizei Düsseldorf

    Ob es einen Zusammenhang zur Tat gebe, sei nicht geklärt.
    Die schwerst verletzten Feuerwehrleute und Polizisten kämpften am Freitag weiterhin um ihr Leben. Fünf Schwerverletzte von Feuerwehr und Rettungsdienst befänden sich im künstlichen Koma, teilte die Ratinger Feuerwehr mit. Insgesamt sprach die Polizei am Freitag von 22 Leichtverletzten in ihren Reihen.
    Quelle: dpa