Studie zu Unfällen zwischen Radfahrern und Fußgängern

    Unfallstudie:Wenn Radfahrer und Fußgänger zusammenstoßen

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    In einer neuen Studie appellieren Unfallforscher: Fahrradfahrer sollten mehr Rücksicht auf Fußgänger nehmen, um Unfälle zu vermeiden.

    Fußgänger und Radfahrer bewegen sich auf einem Fußgänger- und Fahrradübergang auf einer Straße.
    Nicht nur Autos und Lastwagen erfassen und verletzen andere Verkehrsteilnehmer - auch Radfahrer und Fußgänger stoßen nicht selten zusammen.
    Quelle: picture alliance/dpa

    Fast lautlos stößt das Lastenrad mit dem Fußgänger zusammen. Der Fahrer des Rades knallt mit dem Kopf auf den Asphalt. Auch der Fußgänger liegt am Ende mit dem Kopf auf dem Boden. Durch die Wucht des Aufpralls durch das schwere Gerät dürften die Beine und Knöchel mehrfach gebrochen sein.
    Das zumindest vermutet Siegfried Brockmann nach dem Crashtest am Donnerstag in Münster. Mit dem Versuch will der Leiter Unfallforschung der Versicherer zeigen, was passieren kann, wenn ein Fußgänger und ein mit rund 24 Stundenkilometern schneller Radfahrer zusammenprallen.
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    13 Tote bei Fahrrad-Fußgänger-Unfällen

    Brockmann und sein Team werteten die Unfälle des Jahres 2022 in Deutschland aus, bei denen Radfahrer und Fußgänger beteiligt waren. 711 Menschen wurden schwer verletzt, 13 starben.
    Brockmann appelliert vor allem an die Radfahrer, mehr Rücksicht zu nehmen, auch mit Blick auf kommende Jahre: Er geht davon aus, dass sich die Zahl dieser Unfälle weiter dynamisch nach oben entwickeln wird.

    Zahl der Radfahrer nimmt zu

    "Fahrräder nehmen zahlenmäßig und nach Fahrleistung deutlich zu und mit E-Bikes und Lastenrädern werden sie auch schneller und schwerer", sagte Brockmann. Die Bevölkerung werde auf der anderen Seite immer älter.
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    Die meisten der analysierten Unfälle passierten auf dem Radweg (54 Prozent), es folgten Radwege in Fußgängerzonen (22), Gehwege (16) und gemeinsame Flächen (8).

    Unfallschwerpunkte: Fußgängerzonen und Haltestellen

    Häufig kommt es laut Brockmann dann zu Problemen, wenn Fußgänger überraschend auf die für den Radverkehr vorgesehenen Flächen treten. Unfallschwerpunkte sind dabei laut Brockmann Fußgängerzonen und Haltestellenbereiche. In vielen Fällen sind laut Studie auch parkende Autos ein Problem.
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    Für Radler freigegebene Fußgängerzonen sollte es nach Brockmanns Meinung nicht mehr geben. Auch von Radwegen, in denen die Radfahrer in beide Richtungen fahren dürfen, rät er ganz ab:

    Zweirichtungsradwege sind der Teufel.

    Unfallforscher Siegfried Brockmann

    ADFC: Straßen auf wachsenden Radverkehr nicht eingestellt

    Der Fahrradverband ADFC sieht in der Infrastruktur ein großes Problem, die Straßen seien auf den wachsenden Radverkehr überhaupt nicht eingestellt.
    Nach Veröffentlichung der Studie sagte ADFC-Sprecherin Stephanie Krone:

    Gute Radwege fehlen überall.

    ADFC-Sprecherin Stephanie Krone

    Sie ergänzte: "Was wir vorfinden, ist ein verwirrendes und teils gefährliches Flickwerk an Lösungen. Oft sind Radwege viel zu schmal, zugeparkt und gefährlich."
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    Schulterblick soll Gefahr senken

    Außerdem sagte sie: "Zahlreiche Unfälle passieren übrigens auch dadurch, dass Fußgänger Radwege oder Fahrbahnen betreten, ohne sich umzuschauen." Sie warb dabei für den Schulterblick.
    "Nur Autos kann man schon am herannahenden Lärm erkennen, Radfahrende hingegen sind leise unterwegs." Sie ergänzte, dass aber auch Radfahrer Fußgängern gegenüber besondere Rücksicht walten lassen sollten.
    Quelle: dpa
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