Dürre in Italien: Trockenheit verändert Gardasee

    Dürre in Italien:Trockenheit verändert Gardasee

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    Es sieht schön aus am Gardasee. Ein heller Weg verläuft durchs blaue Wasser, führt zu einer kleinen Insel. Touristen freut das. Doch die Idylle hat einen trockenen Beigeschmack.

    Gardasee-Dürre
    Ein trockener Sommer 2022 und ein Winter mit geringen Niederschlägen – der Wasserstand des Gardasees ist zu tief.28.02.2023 | 2:15 min
    "Es ist ein bisschen, als würde man übers Wasser wandeln", freut sich Afra Vorhauser nach einem Spaziergang über eine neu aufgetauchte Landbrücke zur Insel San Biagio im Gardasee. Die historische Winterdürre, unter der Norditalien seit Monaten leidet, beschert dem Gardasee eine ganz neue Art von Tourismus. Der Wasserspiegel liegt in diesem Winter bis zu 60 Zentimeter unter dem Durchschnittsniveau der vergangenen Jahrzehnte.
    "Es ist ein bildschöner Anblick, aber zugleich traurig, weil er durch die Dürre verursacht ist", sagt Albert Pampuri, der mit seiner Frau und zwei Freunden vom nahegelegenen Brescia hierher geradelt ist. "Wir hoffen, dass es nicht lange so bleibt", fügt der 62-Jährige hinzu.
    Italien auf dem Trockenen und auch Frankreich macht die Dürre zu schaffen:

    Schmaler Pfad zur Insel

    Wie Vorhauser und Pampuri strömen Besucher zu Fuß oder mit dem Fahrrad über den schmalen Pfad, der die Insel San Biago neuerdings mit dem Ufer verbindet. Die Insel mit ihren Zypressen und felsigen weißen Stränden war in der Vergangenheit nur mit dem Boot zu erreichen.
    Das ungewöhnliche Phänomen erinnert an die Installation "Floating Piers" des Verhüllungskünstlers Christo, der 2016 mit gelbem Stoff bespannte Stege auf dem nahegelegenen Iseo-See schwimmen ließ. "Aber das waren künstliche Brücken, während dies ein Naturkunstwerk ist", sagt die 48-jährige Lehrerin Agata Carteri.
    Vor fünf Jahren ist Matteo Fiori nach San Biagio gewatet, seinen Rucksack hoch über den Kopf gestemmt. "Das Wasser reichte mir bis zur Brust, das war ein Abenteuer", erinnert sich der 45-jährige Sozialarbeiter, während er mit seiner Familie die Landbrücke betrachtet. Rundherum picknicken Familien im Gras, Kinder klettern auf den Felsen am Strand herum.

    Neue Art von Tourismus

    "Die Neugier, Dinge zu sehen, die normalerweise von Wasser bedeckt sind", ermögliche eine neue Art von Tourismus, sagt der Chef der lokalen Tourismusagentur VisitGarda, Paolo Artelio. Dazu gehören die Grotten des Catull, die Ruinen einer römischen Villa auf der Halbinsel Sirmione, die dank des niedrigen Wasserstands jetzt teilweise frei liegen.
    Die Kombination von wenig Schnee in den umliegenden Bergen, warmen Temperaturen und sechs Wochen ohne Regen hat den Wasserspiegel des Gardasees auf das niedrigste Niveau seit 30 Jahren sinken lassen. Nach einer Rekorddürre im vergangenen Sommer, die Ernten zerstörte, gibt es in Norditalien wieder Warnzeichen wie einen niedrigen Wasserspiegel von Po, Lago Maggiore und Comer See. Der Mangel an Schnee macht auch den Skigebieten Sorgen.
    Sehen Sie hier eine Dokumentation von Harald Lesch zum Stand der weltweiten Klimaforschung:
    Aber die kleine Gemeinde Manerba del Garda profitiert von der neuen Landbrücke nach San Biagio. "Die Insel ist eine beliebte Attraktion außerhalb der Saison geworden", erzählt Bürgermeister Flaviano Mattioti. "Aber wenn der Wasserspiegel nicht steigt, müssen wir die Häfen ausbaggern, damit die Touristenboote anlegen können. Das wäre das erste Mal."
    Fast 28 Millionen Touristen besuchen den Gardasee jedes Jahr, 40 Prozent von ihnen kommen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Behördenvertreter legen Wert darauf, dass sich für die Touristen vorerst nichts ändert. Der Gardasee sei im Schnitt immer noch 136 Meter tief, sagt Pierlucio Ceresa, der Generalsekretär des Verbands der Gardasee-Gemeinden. Die Touristen könnten "surfen, segeln und schwimmen, wie sie lustig sind". Es sei "verfrüht, eine Katastrophe auszurufen". Wenn es in den kommenden Wochen regne, "wird sich die Situation normalisieren".
    Quelle: Brigitte Hagemann, AFP

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