Ohne die Fortschritte im Bereich Macht wäre der Indexwert insgesamt laut des Europäischen Instituts für Gleichstellungsfragen gesunken. (Symbolbild)
Quelle: Philip Toscano/dpa
Die Gleichstellung von Frauen mit Männern in der EU hat in der
Corona-Pandemie teilweise Rückschritte verzeichnet. Das geht aus dem am Montag veröffentlichten
Gleichstellungsindex des Europäischen Instituts für Gleichstellungsfragen (EIGE) im litauischen Vilnius hervor.
Die Direktorin der EU-Agentur, Carlien Scheele, nannte die Umkehrungen "beunruhigend". EU-Gleichstellungskommissarin Helena Dalli betonte, Frauen in ihrer Vielfalt dürften "nicht außen vor bleiben".
Insgesamt minimale Verbesserung - Rückschritte in einigen Bereichen
Der Index bezieht in seiner jüngsten Ausgabe Daten aus dem ersten Pandemiejahr 2020 ein. Auf einer Skala von 100 Punkten - dies wäre vollkommene Gleichstellung - erreicht der Index einen Gesamtwert von 68,6. Das sind zwar 0,6 Punkte mehr als im Vorjahr - erstmals seit seiner Einführung vor zwölf Jahren weist der Index aber in den Bereichen Arbeit, Bildung und Gesundheit rückläufige Werte aus.
Das Institut sprach von "gravierenden Alarmsignalen". EIGE-Direktorin Scheele sagte, die Ergebnisse belegten, "dass bestimmte Personengruppen, die in Krisenzeiten in der Regel anfälliger sind als andere, immer dann besonders gefährdet sind, wenn geschlechtsspezifische Aspekte massiv zum Tragen kommen".
Fortschritte in erster Linie im Bereich "Macht"
Ohne die im Bereich Macht verzeichneten Fortschritte wäre der Indexwert insgesamt laut der Forschungseinrichtung gesunken. Diese Fortschritte seien zu einem Großteil auf die gestiegene Beteiligung von Frauen an wirtschaftlichen und politischen Entscheidungsprozessen zurückzuführen, die wiederum mit der Einführung gesetzlicher
Quoten in einigen wenigen EU-Mitgliedstaaten in Zusammenhang stehe.
Insgesamt weisen die Länder nach wie vor sehr unterschiedliche Werte auf. Die höchsten Punktzahlen erzielten Schweden (83,9), Dänemark (77,8) und die Niederlande (77,3). Auf der anderen Seite haben Griechenland (53,4), Ungarn (53,7) und Rumänien (54,2) die größten Schwierigkeiten, die Gleichstellung voranzutreiben.
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von Michaela Waldow
EIGE-Index: Gleichstellung in Deutschland kaum verbessert
Deutschland rangiert mit 68,7 Punkten knapp über dem
europäischen Schnitt, allerdings mit einem Zuwachs von nur 0,1 Punkten gegenüber dem Vorjahr. Den höchsten Gleichstellungswert zeigt Deutschland weiter im Bereich Gesundheit mit 90,0 Punkten, jedoch mit einem Abschlag von 0,7 Prozent.
Beim zweithöchsten Indexbereich Geld sank der Wert Deutschlands sogar um 3,5 Punkte auf jetzt 83,5. Es folgen Arbeit (72,9 Punkte, plus 0,5), Zeit (65,0 Punkte, konstant) Macht (64,8 Punkte, plus 2,0) und Bildung (54,7 Punkte, konstant).
Quelle: KNA