Indigene in Kanada: Weitere Kindergräber entdeckt?

    Kirchen-Internat in Kanada:Weitere Gräber indigener Kinder entdeckt?

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    In Kanada sind auf einem Internatsgelände vermutlich weitere Gräber von indigenen Kindern entdeckt worden. Darauf wiesen Bodenradar-Untersuchungen hin, hieß es.

    Archiv: Das ehemalige Gelände der St. Joseph s Mission Residential School in Williams Lake, B.C., Kanada
    Das ehemalige Gelände der St. Joseph's Mission Residential School in Williams Lake (Archivbild)
    Quelle: imago

    Auf einem Internatsgelände im Westen Kanadas sind vermutlich 66 weitere Gräber indigener Kinder gefunden worden. Darauf wiesen Bodenradar-Untersuchungen an der St. Joseph's Mission Residential School nahe der Stadt Williams Lake in der Provinz British Columbia hin.
    Dies teilten Ermittler am Mittwoch (Ortszeit) auf einer Pressekonferenz mit, berichtete die Zeitung "Toronto Star".
    In der Schule, die die meiste Zeit von der katholischen Kirche betrieben wurde, wurden demnach zwischen 1891 und 1981 indigene Kinder unterrichtet.
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    Rund 150.000 Kinder ihren Familien weggenommen

    Es kämen noch mehr Beweise für den "Horror und das Leiden" der indigenen Kinder ans Licht, sagte Willie Sellars von der Indigenen-Gemeinde Williams Lake First Nation auf der Pressekonferenz. Bereits im vergangenen Jahr waren auf dem Gelände 93 mutmaßliche Gräber mit Hilfe von Bodenradar gefunden worden.
    Solche wiederholten Gräberfunde hatten in Kanada in den vergangenen Jahren zu zahlreichen Protesten geführt und auch weit über die Grenzen des Landes hinaus für Entsetzen und Empörung gesorgt.
    Ein Mann mit langem Zopf und Brille, der ein altes Foto in der Hand hält und ansieht.
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    Von den 1880er Jahren an waren in dem Land über Jahrzehnte hinweg geschätzt rund 150.000 indigene Kinder ihren Familien entrissen und in von der Kirche geführten Internaten untergebracht.

    Letzte Kirchen-Internate in Kanada schlossen 1996

    Das vom Staat initiierte und von der Kirche mitgetragene Programm sollte die Kinder an die westlich-christliche Gesellschaft anpassen. In den Schulen erlebten viele Kinder Gewalt, sexuellen Missbrauch, Hunger und Krankheiten. Hunderte kamen nie wieder nach Hause. Die letzten kirchengeführten Internate schlossen 1996.
    Im Juli 2022 reiste Papst Franziskus nach Kanada und bat die Ureinwohner um Vergebung für ihr Leid in katholischen Internaten. Die Politik der Assimilierung und Entrechtung sei für die Menschen in diesen Gebieten "verheerend" und "katastrophal" gewesen, sagte der Argentinier damals in einer Rede.
    Quelle: dpa