Drohendes Defizit: Grimme-Institut hat Geldprobleme

    Drohendes Defizit:Grimme-Institut hat Geldprobleme

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    Das Grimme-Institut verleiht den begehrten Grimme-Preis und sieht sich als "Qualitätswächter" der Medien. Doch die Kosten sind zu hoch, ein sechsstelliges Defizit droht.

    Grimme-Preise stehen bei der Bekanntgabe der Gewinnerinnen und Gewinner der Grimme-Preise im Kölner Filmhaus
    Der Grimme-Preis ist einer der begehrtesten Preise der Medienlandschaft.
    Quelle: dpa

    Das durch seine TV-Preise bekannte Grimme-Institut in Marl steht zum 50-jährigen Bestehen vor einem erheblichen Finanzloch: Im laufenden Jahr gab es eine "Unterdeckung" von rund 323.000 Euro bei gut drei Millionen Euro Etat.

    Lücke durch Förderzusagen abgedeckt

    Das sagte Institutschefin Frauke Gerlach anlässlich des Jubiläums. 2024 werde sich das Defizit voraussichtlich auf rund 430.000 Euro steigern. Grund seien höhere Tarifabschlüsse, "explodierte" Veranstaltungs- und deutlich höhere Energiekosten für den Marler Institutssitz.
    Das Finanzloch für 2023 sei bereits durch höhere Förderzusagen des Landes abgedeckt, sagte Gerlach. Für 2024 bemühe sich das Institut um weitere Einsparungen. Zugleich hoffe sie auf Unterstützung der Gesellschafter und von Sponsoren.

    Ich bin optimistisch, dass wir alle gemeinsam eine Lösung finden.

    Frauke Gerlach, Leiterin des Grimme-Instituts

    Institut feiert 59-jähriges Bestehen

    Das Medieninstitut mit seinen aktuell 21 Vollzeitstellen war 1973 vom Deutschen Volkshochschul-Verband (DVV) gegründet worden. Es bietet Medienbildung und Forschung, verleiht alljährlich die in der Fernsehbranche begehrten Grimme-Preise für vorbildliches Fernsehen und den Grimme Online Award für Qualitätsangebote im Internet.
    Anlässlich des Jubiläums ist am 10. September ein Tag der Offenen Tür mit Filmvorführungen in Marl geplant. Am 13. November soll es außerdem einen Festakt im NRW-Landtag unter anderem mit der ARD-Moderatorin Caren Miosga geben. Beide Feiern liefen aber in finanziell sehr bescheidenem Rahmen ab, Miosga etwa bekomme für ihren Auftritt kein Honorar, versicherte die Institutschefin.

    Gerlach: Grimme-Institut fördert Qualität

    Das Grimme-Institut werde auch in einer Zeit zunehmender Online-TV-Angebote und steigender Bedeutung der sozialen Medien weiter gebraucht, betonte Gerlach. "Grimme wirkt mit Qualitätsdiskursen in die Branche hinein und hat über Jahre die Qualität gefördert." Ein wichtiges Thema der Zukunft seien dabei die Authentizität von Bildern und die Gefahren von Manipulation und Fake News.
    Anteilseigner sind neben dem DVV das Land NRW, das 80 Prozent des Etats trägt, der WDR und das ZDF, die Landesmedienanstalt und die Medienstiftung NRW und die Stadt Marl.

    Vertrag der Direktorin läuft kommendes Jahr aus

    Die Grimme-Chefin hatte vor kurzem in einem Interview der Funke-Mediengruppe einen Rückzug der öffentlich-rechtlichen Medien bei teuren Bieterwettkämpfen um Fußballrechte empfohlen. Dazu stehe sie weiter, sagte Gerlach. Sie sei kritisiert, aber auch vielfach gelobt worden für den Vorschlag. Viele Bürger empfänden die hohen Preise im Fußball offensichtlich als nicht mehr nachvollziehbar.
    Der Vertrag der 59-jährigen Institutsdirektorin läuft im April 2024 aus. "In Anbetracht der konstruktiven Zusammenarbeit mit den Gesellschaftern, dem Grimme-Team und mir, könnte ich mir gegenwärtig eine dritte Amtszeit vorstellen", sagte sie.
    Quelle: dpa

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