"Guide Michelin" verteilt so viele Sterne wie nie

    Neuer Gourmet-Führer:Michelin verteilt so viele Sterne wie nie

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    Noch nie zuvor hat der "Guide Michelin" in Deutschland so viele Sterne verteilt wie in diesem Jahr. Der Aufsteiger des Jahres kocht in München.

    Baden-Württemberg, Karlsruhe: Jan Hartwig vom Restaurant "Jan" in München wird bei der Preisverleihung des Restaurantführers Guide Michelin für Deutschland mit dem dritten Stern ausgezeichnet.
    Aufsteiger des Jahres ist Jan Hartwig, der mit seinem Restaurant "Jan" im Münchner Museumsquartier aus dem Stand in den Sterne-Olymp sprang.
    Quelle: dpa

    Sterneregen über Deutschland: Im vergangenen Jahr haben so viele Spitzenköche und -köchinnen einen Michelin-Stern für ihr Restaurant erkocht wie nie zuvor. In der am heutigen Dienstag in Karlsruhe präsentierten neuen Ausgabe des Restaurantführers "Guide Michelin" sind bundesweit 334 Gourmet-Lokale mit den begehrten Sternen ausgezeichnet worden - damit wurde sogar noch der Vorjahresrekord getoppt (327).
    Der Direktor des "Guide Michelin" für Deutschland und die Schweiz, Ralf Flinkenflügel, sprach von einer bemerkenswerten Beständigkeit in der Qualität der deutschen Gastronomie.

    Hinter dem renommierten roten Restaurantführer steht der gleichnamige französische Reifenhersteller. Die ersten Michelin-Sterne in Deutschland wurden 1966 verliehen. Bei drei Sternen ist Schluss - eine größere Auszeichnung vergibt der "Guide Michelin" nicht. Allerdings bedeutet auch ein einziger Stern schon, dass es sich um eine wirklich großartige Küchenleistung handelt.

    Neben dem "Guide Michelin" erscheint auch der Restaurantführer "Gault & Millau" regelmäßig als wichtiger internationaler Gourmet-Ratgeber. Er vergibt 0 bis 20 Punkte für die Restaurants.

    Sterne-Tester würdigen Umgang der Gastronomie mit Krisen

    Beeindruckt waren die Tester insbesondere vom Engagement, dem Mut und von der Flexibilität, mit denen die Gastronomen den schwierigen wirtschaftlichen Zeiten und dem Fachkräftemangel trotzen. Erfreulich sei auch das zunehmende Bewusstsein für eine nachhaltigere Arbeitsweise.

    Viele machen sich für Nachhaltigkeit stark und setzen in ihrer Küche auf Regionalität und Saisonalität.

    Guide Michelin 2023

    Aufsteiger des Jahres ist Jan Hartwig, der mit seinem Restaurant "Jan" im Münchner Museumsquartier aus dem Stand in den Sterne-Olymp sprang. Küchenchef Hartwig wurde für seine kreative Küche und seine perfekte Handwerkskunst direkt mit der Top-Wertung von drei Sternen ausgezeichnet.
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    Süden und Südwesten kulinarischer Hotspot - Großstädte holen auf

    Damit gibt es jetzt in Deutschland 10 Restaurants mit drei Sternen, 50 Restaurants mit zwei Sternen und 274 Restaurants mit einem Stern. Noch hat der Süden und Südwesten in der Spitzengastronomie die Nase vorn - doch Großstädte sind ein interessantes Pflaster. "Gerade in Berlin hat sich sehr viel getan", sagt Flinkenflügel. Angetan ist er von der Vielfalt und Unkompliziertheit in der Hauptstadt.

    Es war ein ungewöhnliches Jahr in einem schwierigen Umfeld. Mit so einem positiven Ergebnis hätten wir niemals gerechnet.

    Ralf Flinkenflügel, "Guide Michelin" für Deutschland und die Schweiz

    Zwar sind die Lokale nach der Corona-Zeit wieder gut besucht. Doch die Zeiten sind wirtschaftlich schwierig, und es fehlen Fachkräfte.
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    TV-Koch Frank Rosin unter den Sterne-Verlierern

    Daher gibt es nicht nur Gewinner: In 28 Fällen wurden Sterne gestrichen. So hat Fernsehkoch Frank Rosin mit seinem "Rosin" im nordrhein-westfälischen Dorsten nur noch einen Stern. "Die Qualität war nicht mehr auf dem Niveau wie in den vergangenen Jahren", hieß es von Michelin.
    Teils kamen Sterne auch wegen Schließungen abhanden, wegen eines Teamwechsels oder - wie im Fall Winkler - mit dem Tod des Patrons: Dem "Restaurant Heinz Winkler" im bayerischen Aschau wurden zwei Sterne gestrichen, weil die Kochlegende Ende Oktober starb. "Das hat eine gewisse Tragik", bedauert Flinkenflügel. Das Restaurant wolle sich im Mai neu aufstellen und versuchen, an vergangene Erfolge anzuknüpfen.
    Quelle: dpa

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