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Unsichtbares Grauen an Schulen : Wie erklärt der Iran vergiftete Schülerinnen?

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Hunderte Schülerinnen im Iran zeigen schwere Vergiftungssymptome. Einige Eltern machen den Staat dafür verantwortlich. Der widerspricht sich bei seinen Erklärungsversuchen.

Im Iran kam es an mehreren Mädchenschulen zu einer Vergiftungswelle. Oppositionelle im Exil vermuten dahinter islamistische Einflüsse - mit Billigung der iranischen Führung.

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Es sind vor allem Handy-Videos, die den Schrecken vermitteln. Vor drei Monaten, in der erzkonservativen Stadt Ghom, geschah es zum ersten Mal: Nach dem Schulbesuch klagten Mädchen über Schwindel, Übelkeit und Atemnot.

Inzwischen gibt es Fälle in zehn Provinzen des Iran und mindestens 58 Schulen. In den letzten Tagen waren gleich mehrere Schulen in Teheran betroffen, allein elf sollen es in der Stadt Ardabil sein. Hunderte von Schülerinnen wurden mit Vergiftungserscheinungen ins Krankenhaus eingeliefert.

Die iranische Aktivistin Masih Alinejad berichtet hier über die Situation in ihrem Land:

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Auf den Videos, die über Social Media geteilt, oder direkt an Freunde und Aktivisten ins Ausland geschickt werden, sieht man unglaubliche Szenen. Mädchen, die um Luft ringen; schreien, sie bekämen keine Luft, andere kauern zusammengesunken auf dem Boden ihres Schulhofes, dazwischen aufgeregte Eltern, zuweilen Rettungskräfte und Sicherheitskräfte, die aber vor allem protestierende Eltern drangsalieren. Eine Mutter etwa wird mit unglaublicher Brutalität an den Haaren in ein Auto gezerrt.

Iraner machen Staat für Vergiftungen verantwortlich

Das führt bei vielen Iranern zu dem Eindruck, dass der Staat selbst hinter den Vergiftungen stecken könnte. Masih Alinejad lebt in New York. Die Aktivistin lacht höhnisch, bei der Frage, welche radikalen Gruppen ein Interesse daran haben könnten:

Welche Gruppe sollte denn noch radikaler sein als der islamische Staat?
Masih Alinejad, Aktivistin

Die meisten Iraner machten das Regime selbst für die Attacken verantwortlich. Es wolle sich rächen, so die Aktivistin. "Die Leute schreien 'Tod Chamenei' vor den Schultoren. Sie sagen mir: Es ist die Islamische Republik, die hinter diesen Attacken steckt, denn die Islamische Republik hat Angst vor mutigen Mädchen, Mädchen, die den Hijab abnehmen, die den Hauptpfeiler eines Regimes der Gender-Apartheid erschüttern und die den Massenprotest angeführt haben, gleich nachdem Jina Masah Amini ermordet wurde."

Wenn der Westen nicht reagiere, könne das iranische Regime weiter töten, sagte Aktivistin Masih Alinejad bei ZDFheute live:

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Im vergangenen September war die 23-jährige Jina Mahsa Amini von der Sittenpolizei verhaftet worden, weil sie ihren Hijab nicht richtig trug. Kurz darauf verstarb sie laut Krankenhausbericht an einem Schädel-Hirn-Trauma. Im ganzen Land kam es zu Protesten, den größten seit 1979.

Die Regierung reagierte mit brachialer Gewalt, es gab Hunderte von Toten, Tausende von Festnahmen, mehrere Teilnehmer wurden hingerichtet. Die Proteste sind inzwischen zwar abgeflaut, doch gerade in den letzten Wochen - auch aufgrund einer krass ansteigenden Inflation - traten Stahlarbeiter in den Streik, kam es zu Protesten von Rentnern und Studierenden.

Im Iran ist der systemkritischer Demonstrant Madschid-Resa R. hingerichtet worden:

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Sollen Mädchen von Bildung ferngehalten werden?

Wenn es sich bei den Vergiftungen tatsächlich um mutwillige Angriffe handeln sollte, wird vermutet, dass die Täter ein Interesse daran haben, junge Frauen von Bildungsinstitutionen fernzuhalten und sie gleichzeitig so einzuschüchtern, dass sie sich nicht auf die Straße trauen. "Es gibt Menschen, die nicht wollen, dass Frauen ihren Status in der Gesellschaft verbessern", sagt eine Frau, die anonym bleiben will, dem ZDF.

Die Wirkung der Ereignisse jedenfalls ist eindeutig. Auch die Eltern von Kindern, die noch nicht betroffen waren, wollen diese nicht mehr in die Schule schicken. Ein junges Mädchen sagt uns:

Ich habe Angst, ich lerne jetzt lieber zu Hause.
Schülerin

Und ein Mann drückt sich vorsichtig aus: "Die Regierung und andere tun viele Dinge, damit die Leute beschäftigt sind und damit die Regierung weiter tun kann, was sie will."

Die Revolution geht weiter - im Iran und in der Diaspora:

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Iranische Minister widersprechen sich bei Erklärung

Die Regierung hat lange geschwiegen zu den Vorfällen, am Mittwoch aber beauftragte der Präsident den Innenminister mit der Klärung der Vorfälle und dieser trat gemeinsam mit dem Bildungsminister vor die Kamera. Dort unterschied sich die Interpretation auffallend.

Während der Bildungsminister äußerte, es handele sich vor allem um ein psychologisches Problem der Mädchen und ihrer Familien, schien Innenminister Ahmad Vahidi zwar von tatsächlichen Angriffen auszugehen, spielte diese aber als eine Art Jungsstreiche herunter: "Der Geheimdienst wird herausfinden, welche Gruppen dies getan haben, ob es vielleicht aus Abenteuerlust geschah. Er wird es uns dann mitteilen, aber noch wissen wir es nicht."

Vize-Gesundheitsminister Junes Panahi dagegen sagte, "einige Leute wollen, dass alle Schulen, insbesondere die Mädchenschulen, geschlossen werden".

Nur eine Version kann stimmen.

Diana Zimmermann berichtet aktuell aus dem ZDF-Auslandsstudio Istanbul in der Türkei.

Der Iran, das islamische Land im Mittleren Osten, ist seit 40 Jahren abgeschottet. Vor allem junge Menschen wünschen sich eine Öffnung gen Westen:

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