Island: Vulkan wieder ausgebrochen - kilometerlanger Erdriss

    Kilometerlanger Erdriss:Vulkan auf Island wieder ausgebrochen

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    Auf Island ist es erneut zu einem Vulkanausbruch nahe dem Küstenort Grindavík gekommen. Aus einem schätzungsweise drei kilometerlangen Erdriss sprudelte glutrote Lava.

    Island, Grindavík: Ein Blick auf den ausbrechenden Vulkan. Auf Island ist es erneut zu einem Vulkanausbruch gekommen.
    Nach dem letzten Ausbruch vor knapp zwei Monaten ist auf Island erneut ein Vulkan ausgebrochen. Betroffen ist das Gebiet nördlich der Hafenstadt Grindavík.08.02.2024 | 0:22 min
    Auf Island ist es zum dritten Mal innerhalb von nur acht Wochen zu einem spektakulären Vulkanausbruch gekommen. Nördlich des Küstenortes Grindavík tat sich ein schätzungsweise drei Kilometer langer Erdriss auf, aus dem im Anschluss glutrote Lava sprudelte. Nach Angaben der Wetterbehörde Vedurstofa erreichten die Lavafontänen nordöstlich des Berges Sylingarfell eine Höhe von rund 50 bis 80 Metern.
    Die Dampfwolke stieg demnach sogar bis in eine Höhe von rund drei Kilometern auf. Rund um den Riss bildete sich schnell ein Lavafeld, wie in Livestreams des isländischen Rundfunksenders RÚV zu sehen war. Wie lange der Ausbruch diesmal anhält, ließ sich noch nicht abschätzen. Experten rechneten damit, dass er sich bereits innerhalb von wenigen Tagen wieder legen könnte.
    Lava flows from a volcano in Grindavik
    Im Südwesten Islands kam es zuletzt zu Vulkanausbrüchen. Der Ort Grindavík, in dem rund 4.000 Menschen leben, mussten evakuiert werden.15.01.2024 | 2:57 min

    Isländische Behörden: Warmwasserversorgung beeinträchtigt

    Allerdings wurde im betroffenen Gebiet die Warmwasserversorgung gekappt. Die isländischen Behörden riefen daher die Notstandsstufe für die Region auf der Reykjanes-Halbinsel südwestlich von Reykjavik aus. Die Warmwasserleitung sei kaputt, was einen Mangel an heißem Wasser in der Region Sudurnes verursacht habe, teilte die Zivilschutz- und Polizeibehörde mit. Sie rief die Bewohner und Unternehmen auf der Halbinsel zum Strom- und Wassersparen auf. Der nahegelegene Flughafen Keflavík - Islands internationaler Flughafen - stand ohne warmes Wasser da.
    Die Wetterbehörde hatte in den vergangenen Tagen eine erneute Ansammlung von mehreren Millionen Kubikmetern Magma unterhalb des Vulkangebietes auf der Reykjanes-Halbinsel verzeichnet und deshalb davor gewarnt, dass die Wahrscheinlichkeit einer zeitnahen erneuten Eruption gestiegen sei. Kurz vor dem Ausbruch kündigte er sich am frühen Donnerstagmorgen dann mit einem erneuten Schwarm von Erdbeben an.
    Auf der Infografik werden die zwei Kontinentalplatten gezeigt, auf denen sich Island befindet. Man sieht wie sich Magma unter der Erde bildet und durch die Erdschichten nach oben drückt.

    Es ist der sechste Ausbruch dieser Art auf der Halbinsel südwestlich von Reykjavik seit 2021 und dabei der dritte allein seit Mitte Dezember. Bei der jüngsten Eruption Mitte Januar hatte die Lava auch die Ausläufer des zuvor evakuierten Ortes Grindavík erreicht und dort Häuser zerstört - es war das erste Mal seit einem halben Jahrhundert, dass bei einem Ausbruch auf der Nordatlantik-Insel Behausungen von Lavamassen zerstört worden waren.

    Blaue Lagune: Betrieb vorübergehend eingestellt

    Nun scheint die Lage des Ausbruchsortes günstiger zu sein: Der Erdspalt liegt nach Angaben von Kristín Jónsdóttir von der Wetterbehörde nördlich eines Punktes, der den Lavafluss wesentlich bestimmt. Das bedeute, dass die Lava nach Osten, Westen und Norden strömen werde, es aber weniger wahrscheinlich sei, dass sie südlich in Richtung Grindavík fließen werde, sagte sie im isländischen Rundfunk.
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    Dunja Hayali erklärt anhand eines 3D-Modells, warum in Island Vulkane ausbrechen.19.12.2023 | 1:09 min
    Eine unmittelbare Gefahr für Grindavík, ein Kraftwerk oder andere Infrastruktur in dem Gebiet bestand also zunächst nicht. Auch die Betreiber des Geothermalbades Blaue Lagune, das bei vielen Touristen zu den Highlights einer Reise nach Island zählt, teilte mit:

    Der aktuelle Ausbruchsort liegt in sicherer Distanz zur Blauen Lagune.

    Mitteilung des Geothermalbades

    Dennoch wurde der Betrieb des Bades mit seinem weiß-blauen Wasser am Donnerstag vorübergehend eingestellt.
    Lava ist an der Straße nach Grindavík in der Nähe der Ausfahrt zur Blauen Lagune zu sehen.
    Der Vulkanausbruch befindet sich nahe der Ausfahrt zum bei Touristen beliebten Geothermalbad Blaue Lagune.
    Quelle: dpa

    Spalteneruption ohne große Aschewolke

    Die Eruptionen der vergangenen Jahre sehen nicht so aus, wie man sich einen klassischen Vulkanausbruch vorstellt: Die Lava sprudelt nicht aus einem Vulkanberg in die Höhe, sondern strömt aus einem länglichen Riss in der Erde hervor, weshalb man diese Art von Ausbrüchen auch als Spalteneruption bezeichnet.
    Auch wenn sich Islands internationaler Flughafen Keflavík ganz in der Nähe des Ausbruchsortes befindet, haben solche Eruptionen keine Auswirkungen auf den Flugverkehr: Anders als beim Ausbruch des Vulkangletschers Eyjafjallajökull im Jahr 2010 entsteht dabei keine große Aschewolke - mit einer solchen kilometerhohen Wolke hatte der Eyjafjallajökull damals tagelang den internationalen Flugverkehr lahmgelegt.
    Ausbrechender Vulkan Eyjafjallajökull in Island 2010 mit rot glühender Lava.
    Kein Land Europas ist vulkanisch so aktiv wie Island, das auf der Nahtstelle zweier Kontinentalplatten liegt. Aber die Isländer lieben ihre Vulkane und nutzen die Energie aus dem Erdinneren.13.12.2020 | 43:33 min
    Quelle: dpa

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