Katholische Kirche: Reformbeschlüsse auf Synodalversammlung

    Katholiken beenden Synodalen Weg:Reformen: Kleine Schritte statt Brechstange

    Jürgen Erbacher, ZDF-Redaktion Kirche und Leben
    von Jürgen Erbacher
    |

    Die katholischen Bischöfe und Laien in Deutschland beschließen eine Reihe einschneidender Reformen. Allerdings geht es nicht so schnell voran, wie viele Gläubige es sich wünschen.

    Die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare, die Anerkennung sexueller Vielfalt, die Predigt für Frauen in der Messfeier sowie die Bitte an den Papst, die Abschaffung des Pflichtzölibats zu bedenken. Die Beschlüsse der fünften und vorerst letzten Synodalversammlung des Synodalen Wegs zeigen, dass die katholische Kirche in Deutschland Reformen kann.
    Sie zeigen zudem, dass nicht nur die Mehrheit der Gläubigen, sondern auch die der Bischöfe Veränderungen wollen. Alle Beschlüsse erreichten die notwendige Zweidrittelmehrheit der Bischöfe. In den Debatten wurde allerdings deutlich: Bei vielen Laien gibt es Frust darüber, dass die Reformen nicht noch beherzter angegangen werden.
    Andererseits haben gerade konservative Bischöfe den Eindruck, dass ihre Positionen sowie Bedenken des Vatikans an den Reformen nicht ausreichend gewürdigt würden. So kam es zu teils emotionalen und kontroversen Debatten, in denen sich beide Seiten gegenseitig Erpressung vorwarfen.

    Laien sehen Verwässerung der Beschlüsse

    Viele der Texte, über die abgestimmt wurden, erfuhren unmittelbar vor der finalen Entscheidung auf Wunsch der Bischöfe Änderungen. Laien sprachen von einer Verwässerung der Beschlüsse, die über die Schmerzgrenze hinausginge. Bischöfe wie der Mainzer Peter Kohlgraf warben darum, in den Änderungen die Chance zu sehen und eine Ablehnung zu verhindern.
    In diesem Vorgehen wird deutlich, dass den Bischöfen, allen voran dem Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, daran gelegen war, ohne negative Schlagzeilen den Reformprozess zu beenden. Der Preis dafür ist, dass zwar viele Türen geöffnet wurden, es bis zur konkreten Umsetzung aber noch dauern wird.
    Außenansicht Kirche
    Seit drei Jahren ringen Bischöfe und Laien in dem Reformprozess der katholischen Kirche um Veränderungen. Die Stimmung ist angespannt.09.03.2023 | 2:46 min

    Synodaler Rat soll eingesetzt werden

    Damit die Beschlüsse nicht im Sand verlaufen, wurde ein Ausschuss eingesetzt. Das Gremium umfasst 74 Bischöfe und Laien. Es soll die Umsetzung der Beschlüsse evaluieren und über die Texte und Reformanliegen beschließen, die im dreijährigen Reformprozess noch offen geblieben sind.
    Ziel ist es zudem, in drei Jahren einen Synodalen Rat auf Bundesebene einzusetzen. Der soll dauerhaft eine synodale Beratung und Beschlussfassung von Laien und Bischöfen zu wichtigen Fragen der katholischen Kirche in Deutschland garantieren.

    Widerstand aus dem Vatikan

    Hierzu gibt es heftigen Widerstand aus dem Vatikan. Dort sieht man durch die Mitbestimmung der Laien die Autorität der Bischöfe beschnitten. Bischof Bätzing konterte diesen Einwand mehrfach mit dem Hinweis, dass die Statuten für das Gremium noch nicht ausgearbeitet seien und die Bedenken aus Rom dabei berücksichtigt würden.
    Allerdings war ein Text zur Mitbestimmung der Laien der einzige, der nach der Debatte im Plenum auf der Kippe stand und dann nicht zur Abstimmung gegeben wurde.

    Reformer in der katholischen Kirche sind erleichtert

    Nach den Beschlüssen der fünften Synodalversammlung gibt es trotz mancher Wermutstropfen große Erleichterung bei den Reformern in der katholischen Kirche. Allerdings ist mit Gegenwind aus Rom zu rechnen. Die Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften etwa wurde 2021 von der vatikanischen Glaubenskongregation eigens untersagt.
    Zugleich gibt es in der Bischofskonferenz Belgiens bereits die Möglichkeit der Segnung. Bei diesem und den anderen Themen werden die Bischöfe viele Gespräche mit vatikanischen Stellen führen müssen, um nicht weitere Vetos aus der römischen Zentrale zu provozieren.

    Synodaler Weg bleibt hinter Erwartungen zurück

    Der Reformprozess "Synodaler Weg" wollte als Antwort auf den Missbrauchsskandal wichtige Veränderungen in der katholischen Kirche voranbringen, um künftig Missbrauch und Vertuschung zu verhindern. Er leitete erste Reformen ein, blieb aber hinter den Erwartungen vieler Gläubigen zurück.
    Für die Bischöfe bleibt am Ende der Spagat zwischen dem Reformwillen der Mehrheit der Gläubigen einerseits und den Bedenken aus dem Vatikan andererseits.

    Mehr zum Thema