Klimakrise: Dürre von 2018 und 2020 historisch für Europa

    Extremste Dürre seit 250 Jahren:Hitze-Sommer 2018 bis 2020 waren historisch

    Katharina Schuster
    von Katharina Schuster
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    Die Dürre 2018 bis 2020 war die extremste seit 250 Jahren. Die Folge: Deutschlands Böden sind immer noch zu trocken. Doch steht uns diesen Sommer deshalb wieder eine Dürre bevor?

    Aus dem UN-Dürrebericht geht hervor, dass die Dürreperioden um 29 Prozent gestiegen sind.
    Die Dürre-Periode zwischen 2018 und 2020 war historisch für Europa.
    Quelle: dpa

    Unerträgliche Hitze, kaputte Ernten, kühle Schwimmbad-Becken: Mit der Dürre 2018 bis 2020 verbindet wohl jeder*r etwas anderes. Forschende des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) verbinden mit der Zeit wohl vor allem eines: erschreckende Zahlen. Die Hitze-Sommer waren laut ihrer Studie historisch einmalig - so extrem wie seit 250 Jahren nicht.
    Ihren Daten zufolge habe sich seit Mitte des 18. Jahrhunderts keine Dürre so großflächig über Europa ausgebreitet - vom Dürrezentrum in Mitteleuropa bis in den Norden nach Skandinavien und im Süden bis ans Mittelmeer.
    36 Prozent Europas waren betroffen, insbesondere Länder in Zentraleuropa wie Deutschland, Frankreich und Tschechien. Das mache die Jahre zum neuen Vergleichsmaßstab, stellt der Hauptautor der Studie, Oldrich Rakovec, im Gespräch mit ZDFheute fest.

    Kein anderes europäisches Dürreereignis der letzten 250 Jahre hatte eine so große räumliche Ausdehnung wie das zwischen 2018 und 2020.

    Oldrich Rakovec, Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)

    Das Forscher*innenteam um Oldrich Rakovec vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) analysierten historische Wetterdaten seit 1766. Basierend darauf rekonstruierten sie die Ausdehnung, den Verlauf und die Intensität vergangener Trockenperioden in Europa. Maßgebliches Kriterium für eine Dürre war dabei die Bodenfeuchte bis in zwei Meter Tiefe.

    Dürre 2018-2020: Besonders heiß, lange andauernd und auf großer Fläche

    Ein weiteres Ergebnis der Studie: Die Dürre hielt auch länger an. Und zwar 33 Monate - von April 2018 bis Dezember 2020. Nur die Trockenheit von 1857 bis 1860 dauerte mit insgesamt 35 Monaten noch etwas länger. Außerdem lagen die Temperaturen in diesen Jahren um 2,8 Grad über dem langjährigen Mittelwert - eine Rekordhitze in den letzten 250 Jahren.

    Die Dürren in der Vergangenheit waren eher kalte Dürren, bei denen sich die durchschnittliche Temperatur kaum veränderte.

    Rohini Kumar, Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)

    Flughafengelände in Schönefeld am 31.07.2017
    Flughafengelände in Schönefeld am 26.07.2018

    Berliner Umland im Juli 2017

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    Quelle: dpa


    Die extreme Hitze sorgte dafür, dass sich die Trockenheit durch hohe Verdunstung weiter verschärfte. Als Folge nahm die Bodenfeuchte so schnell und drastisch ab wie kaum jemals zuvor: "In nur vier Monaten erreichte die Dürre 80 Prozent ihrer maximalen Intensität, nach zehn Monaten war ein historisches Maximum erreicht", so das Team.
    Außerdem spannend: Die Rekonstruktion des Forschungsteams bestätigte, dass die vier letzten Sommerdürren in Europa - 1947/1948, 2003/2004, 2015/2016 und 2018-2020 - immer schon im Frühjahr begannen.

    Archiv: Dürre in Deutschland, leerer Rhein bei Düsseldorf
    Quelle: imago

    Unter Dürre versteht man einen Wassermangel, der durch weniger Niederschlag und/oder eine höhere Verdunstung durch erhöhte Temperatur (oder Wind) als üblich verursacht wird.

    Je nach Dauer der Dürre unterscheidet man:
    • meteorologische Dürre (ein bis zwei Monate trockener als üblich)
    • landwirtschaftliche Dürre (zwei Monate und länger trocken, Ernteeinbußen)
    • hydrologische Dürre (ab vier Monate, Grundwasser und Pegel betroffen)
    • sozio-ökonomische Dürre (ab einem Jahr, Wassermangel bremst produzierende Wirtschaft)

    Quelle: Deutscher Wetterdienst (DWD)

    Steht Deutschland 2022 wieder ein Dürre-Sommer bevor?

    "Was sich in den nächsten Monat abspielen wird, ist schwer abzuschätzen", erklärt ZDF-Wetterexperte Özden Terli. Aber die Temperaturabweichung liege in West- und Mitteleuropa für Juni, Juli und August in Deutschland für diese Monate laut einer Prognose des Deutschen Wetterdienstes (DWD) bei 2 bis 3 Grad mehr als üblich, so Terli.
    Das müsse zwar "nicht eine weitere Dürre bedeuten, es ist aber bereits trocken im Norden und Osten Deutschlands". Denn höhere Temperaturen bedeuteten mehr Verdunstung.

    Was gegen eine Dürre wirken könnte, zumindest vorübergehend, wären Gewitter, die allerdings bei höheren Temperaturen auch extremer werden und Starkregen produzieren.

    Özden Terli, ZDF-Wetterexperte

    "Außerdem fließt das Wasser in so einem Fall eher ab, als dass es in tiefere Schichten einsickert und bringt wiederum kaum Besserung", erklärt ZDF-Wetterexperte Terli.
    Auch der DWD kann aktuell auf ZDFheute-Anfrage nicht sagen, ob 2022 wieder eine extreme Dürre-Periode droht. Was aber feststehe: "Momentan sind die Böden in den obersten 60 Zentimetern in weiten Teilen Deutschlands trockener als zu dieser Jahreszeit üblich." Dies betreffe insbesondere die Regionen entlang und westlich des Rheins, Teile Thüringens und des Nordostens.

    Klima und Wetter ist nicht das gleiche. Laut Umweltbundesamt liegt der entscheidende Unterschied in den verschiedenen Zeiträumen:
    • Das Wetter beschreibt den aktuellen Zustand.
    • Das Klima beschreibt einen Mittelwert, der die Wetterverhältnisse aus einer längeren Zeitspanne enthält.

    Das heißt: Ungewöhnlich kaltes Wetter an einem oder mehreren Tagen ist kein Beweis gegen die globale Erderwärmung. Denn wenn es an den restlichen Tagen des Jahres wieder deutlich wärmer ist, ergibt sich daraus ein höherer Mittelwert als in den Jahrzehnten davor. Am Ende kommt es darauf an, wie warm es im Durchschnitt ist. Es kann an einigen Tagen zwar außerordentlich kalt sein – ist es an den restlichen Tagen des Jahres aber deutlich wärmer, ergibt sich daraus ein höherer Mittelwert als in den Jahrzehnten zuvor.

    Der Klimawandel äußert sich darüber hinaus in Extremwettereignissen. Das können Dürren sein, aber auch Tornados, extremer Schneefall oder schwere Gewitter.

    Quelle: Umweltbundesamt

    Welche Folgen haben die Dürren bis heute und zukünftig?

    Bis heute wirken die extremen Dürren 2018-2020 nach. "Das Jahr 2021 war zwar etwas feuchter und hat den für die Landwirtschaft wichtigen Oberboden gut mit Wasser versorgt, die Feuchtigkeit ist aber nicht überall bis in größere Tiefen vorgedrungen", so die Forschenden. In den tieferen Bodenschichten sei es daher noch immer zu trocken - und 2022 habe erneut mit einem viel zu trockenen Frühjahr begonnen.
    Langfristige, also mehrjährige, Dürreperioden könnten zu einer Erschöpfung der Grundwasserleiter führen. "Das könnte auch die Schäden an Pflanzen und Ökosystemen verstärken und die Häufigkeit von Waldbränden erhöhen", stellt Rekovec fest.
    Die Darstellung zeigt 67 Deutschland-Karten, für jedes Jahr von 1955 bis 2022 eine. Für jedes Jahr lässt sich ableiten, wie intensiv die Dürre ausgeprägt war. Für den Zeitraum vor 2017 gilt: Dürren traten vereinzelt auf und meist war die Trockenheit auf eine Region konzentriert. Besonders auffällig sind die Jahre 2018 bis 2022. Da war die Dürre fünf Jahre in Folge besonders intensiv. Im Jahr 2021 war zwar nicht ganz Deutschland von der Dürre betroffen. Doch im Nordosten, wo Dürre herrschte, war diese sehr intensiv.
    Für die Zukunft nach 2022 sieht es ebenfalls nicht gut aus: Die Forscher*innen simulierten das Ausmaß von Dürren bei ungebremstem und bei gemäßigtem Klimawandel. Das Ergebnis: Selbst bei gemäßigtem Klimawandel könnte die durchschnittliche Dürredauer bis 2100 auf bis zu 100 Monate steigen - das wären acht Jahre Dürre am Stück. 50 Prozent der Fläche Europas könnten dann betroffen sein.
    Wesentlich extremer fällt das Szenario bei ungebremstem Klimawandel aus: "Dann könnte die mittlere Dauer einer Dürre mehr als 200 Monate betragen, bis zu 70 Prozent von Europa könnten betroffen sein", so Rekovec.
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    Welche Regionen in Deutschland wären in Zukunft vor allem betroffen?

    Ganz konkret wären in Zukunft vor allem Regionen mit wenig Niederschlag von Wasserknappheit betroffen, stellt die deutsche Umweltwissenschaftlerin Claudia Pahl-Wostl im Gespräch mit ZDFheute fest. Heißt: der Osten und der Nordosten Deutschlands, aber auch Teile Baden-Württembergs sowie Hessen und Rheinland-Pfalz.
    Es sei denkbar, "dass gewisse Landnutzungen nicht mehr möglich sein werden in bestimmten Regionen".
    War der vergangene Monat kälter oder wärmer als früher?
    ZDFheute Infografik
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    Was können wir aus der Studie lernen?

    Dass nun im Nachhinein die Dürre als historisch bezeichnet werde, bestätige den Eindruck von damals, stellt ZDF-Wetterexperte Özden Terli fest. "Meteorologen und Wissenschaftler haben auf die ungewöhnlichen Ereignisse hingewiesen und, dass sie mit der Klimakrise in Verbindung stehen, was sich ja nun bestätigt."

    Je nachdem, wie sich die Klimakrise fortsetzt, abhängig davon, wie wir Menschen uns verhalten, werden Dürren sich deutlich verschärfen.

    Özden Terli, ZDF-Wetterexperte

    Hitze, Dürre, Klimakrise
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