Sind Kaffeekapseln aus Aluminium wirklich Umweltsünde?

    Aluminium-Verpackung:Sind Kaffeekapseln tatsächlich Umweltsünde?

    von Tim Ehrhart
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    Kaffeekapseln haben einen schlechten Ruf und gelten als schwerwiegende Umweltsünde. Doch stimmt das wirklich? Eine Studie der Universität Quebec ist der Frage nun nachgegangen.

    Das Bild zeigt Kaffeekapseln auf einem Haufen.
    Kaffeekapseln gelten wegen ihrer Aluminiumverpackung als Umweltsünder.
    Quelle: dpa

    "Nespresso - What else?" Mit diesem Werbeslogan und einem galant in die Kamera lächelnden George Clooney hat die Marke Nespresso des Schweizer Lebensmittelgiganten Nestlé den Kapselkaffee salonfähig gemacht.
    Eine Kombination aus minimalistisch modernem Design, schneller Zubereitung und langer Haltbarkeit bei gleichbleibendem Geschmack hat die wallnussgroßen Aluminiumkapseln zu einem weltweiten Verkaufsschlager werden lassen. Allein im Jahr 2000 erzielte der Konzern einen Umsatz von 210 Millionen Franken, umgerechnet rund 212 Millionen Euro.

    Aluminium führt zu schlechtem Ruf des Kapselkaffees

    Doch gerade das Erfolgsgeheimnis der Kaffeekapseln stellte sich auch als größte Schwäche heraus: Die Aluminiumverpackung, die Kaffeearomen über lange Zeit konservieren kann, verbraucht in der Herstellung viel Energie und verursacht gewaltige Müllberge. Daher gelten diese schon lange als Umweltsünde.
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    Von den Plantagen Südamerikas, Afrikas oder Südostasiens werden die Bohnen in die Verarbeitungsfabriken Italiens, Österreichs oder der Schweiz verschifft, bis sie in den lokalen Super- und Großmärkten im Regal landen. Allein der Transport erzeugt gewaltige Mengen an CO2-Emissionen, von Lagerung und Röstung ganz zu schweigen.
    Dieser Prozess ist im Grunde bei allen Kaffeeprodukten gleich, unabhängig davon, ob es sich um gemahlenen Kaffee für Filtermaschinen oder ganze geröstete Bohnen für Vollautomaten und Siebträger handelt.

    Studie: Kaffeekapseln verbrauchen teils weniger CO2

    Laut einer Studie der Universität Quebec könnte die Zubereitungsmethode von Kaffee allerdings einen Unterschied in Sachen Umweltfreundlichkeit machen, da dadurch verschieden viele Emissionen verursacht werden. Die Kaffeekapsel scheint hierbei positiv hervorzustechen.
    Weltweit verwendet der Großteil der Kaffeetrinker sogenannte "Drip-Down-Filterkaffeemaschinen". Der kanadischen Studie zu Folge verursache diese Zubereitung aber bis zu eineinhalb Mal so viele Emissionen wie die Kapsel. Der Grund: Eine Tasse Kaffee (280 Milliliter) aus der Kapselmaschine verbrauche lediglich 14 Gramm Kaffeepulver, ein traditioneller Filterkaffee hingegen ganze 25 Gramm.
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    Die Frage der Zubereitungsform

    Außerdem würden Drip Down-Maschinen mehr Energie verschwenden, um Wasser für den Kaffee zu kochen und warm zu halten. Kaffeekapseln hingegen seien so konzipiert, dass die Maschine lediglich die benötigte Menge an Wasser verbrauche - mit der abgestimmten Menge Kaffee dazu.
    So kommt die Studie zu einem überraschenden Ergebnis: Eine Tasse Kaffee aus einer Kapsel spare zwischen 11 und 13 Gramm Rohkaffee im Vergleich zu anderen Zubereitungsformen.

    Kaffee: Ressourcen-intensiver Genuss

    Die Erkenntnisse der Studie sind allerdings mit Vorsicht zu genießen: Verarbeitung und Logistik von Rohkaffee sind unabhängig vom Endkonsum schon sehr CO2-intensive Angelegenheiten.
    Eine Transformation der Branche in Richtung Nachhaltigkeit oder gar Klimaneutralität allein durch den Fokus auf die Kapsel wäre kaum von Erfolg gekrönt.

    Warum Kapseln trotzdem umweltschädlich sind

    Allein die Beschaffung der Rohstoffe zur Herstellung der Aluminiumkapseln zieht eine katastrophale Umweltbilanz - von der Entsorgung ganz zu schweigen.
    Diese unangenehme Tatsache hat sich auch in der Branche durchgesetzt, einige Unternehmen haben Konsequenzen gezogen: So hat 2020 der italienische Kaffeegigant Lavazza begonnen, Kapseln aus biologisch abbaubarem Material zu verkaufen. Ein erster Schritt auf einem langen Weg in Richtung Nachhaltigkeit.

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