Royales Erbe: Charles will Sklavenhandel erforschen lassen

    Royales Erbe:Charles will Sklavenhandel erforschen lassen

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    Der Buckingham-Palast gab bekannt, dass Charles III. jetzt Verbindungen der britischen Krone zu Sklavenhandel untersuchen lassen will. Denn es gibt massive Vorwürfe.

    Charles III. in Uniform, 2022
    Charles III. in Uniform, 2022
    Quelle: Getty Images

    Der britische König Charles III. will nach Angaben des Buckingham-Palasts in London historische Nachforschungen zur Verbindung der britischen Monarchie mit dem internationalen Sklavenhandel unterstützen.
    Wissenschaftler würden in größerem Umfang als bisher Zugang zu den Archiven der britischen Krone erhalten, erklärte der Palast am Donnerstag. Charles nehme das Thema "außerordentlich ernst".

    Britische Könige hatten in Sklaverei investiert

    Unter anderem Ende des 17. Jahrhunderts, unter dem britischen König Jakob II., hatte die Krone erheblich in den Sklavenhandel investiert. Charles habe seit der Übernahme des Throns von seiner im September verstorbenen Mutter Elizabeth II. mit "Nachdruck und Entschlossenheit" daran gearbeitet, ein tieferes Verständnis für die Auswirkungen der Sklaverei zu erhalten, erklärte ein Sprecher des Königshauses.
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    Im Juni 2022 hatte Charles, damals noch als Prinz, bei einem Treffen der Staats- und Regierungschefs des Commonwealth die historischen Verbindungen des Königshauses zu Sklaverei angesprochen.
    Damals hatte er gesagt, um die Kraft der "gemeinsamen Zukunft" des Staatenbundes zu entfalten, müsse auch "Unrecht" anerkannt werden, das "unsere Vergangenheit geprägt hat".

    Entschuldigung des Königshauses fehlt bis heute

    Damit meinte der damalige Prinz nicht nur die anwesenden Staats- und Regierungschef des Staatenbundes Commonwealth, der aus den ehemaligen Kolonien des Britischen Empires hervorgegangen ist, sondern auch seine eigene Familie:

    Auch wir müssen neue Wege finden, unsere Vergangenheit anzuerkennen.

    Charles III. im Juni 2022

    Eine Entschuldigung für die Verwicklung der britischen Königsfamilie in den Sklavenhandel sprach der damalige Thronfolgers jedoch nicht aus.

    Royales Eingeständnis könnte Entschädigungsforderungen nach sich ziehen

    Bereits ein Jahr zuvor, bei den Feierlichkeiten zur Republikgründung in Barbados, hatte Charles die Sklaverei als "entsetzliche Grausamkeit, die unsere Geschichte für immer befleckt" bezeichnet. Doch auch hier äußerte er kein Wort der Entschuldigung. Ähnlich verhielten sich Prinz William und Prinzessin Kate bei ihrer Reise in die Karibik im vergangenen Jahr.
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    "Die Königsfamilie sagt nicht Entschuldigung", kommentierte damals Philip Murphy, Leiter des Instituts für Commonwealth Studies an der University of London, die Äußerung Williams im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.
    Die Formulierungen der royalen Familie seien mit großem Bedacht gewählt, um nicht Forderungen nach Entschädigungen Tür und Tor zu öffnen, so Murphy.

    Offensive von Charles zur Rettung des Commonwealth?

    Charles scheint es nun geraten, in die Offensive zu gehen. Denn einige Commonwealth-Mitglieder streben die Loslösung von der britischen Krone an und wollen sich - wie zuletzt bereits Barbados - zu Republiken erklären.
    Vor allem in der Karibik werden solche Stimmen der Ablösung von der Krone zunehmend lauter, wo Hunderttausende aus Afrika verschleppte Menschen unter britischer Kolonialherrschaft auf den Zuckerrohrplantagen schuften mussten.

    Britischer Staat entschädigte Sklavenhalter

    Großbritannien rühmt sich damit, bereits 1834 die Sklaverei abgeschafft zu haben. Verschwiegen wird jedoch oft, dass damit eine massive Entschädigung für Sklavenhalter einherging, an deren Tilgung das Land noch bis 2015 zahlte. Die ehemaligen Sklaven und ihre Nachfahren erhielten bislang keinerlei Entschädigungszahlungen.
    Die Dokumente in den königlichen Archiven könnten weitere brisante Fakten über die früheren Verbindungen der königlichen Familie zur Sklaverei ans Licht bringen: Einem von der Zeitung "The Guardian" veröffentlichten Dokument zufolge übertrug der berüchtigte Sklavenhändler Edward Colston im Jahr 1689 Anteile im Wert von 1.000 Pfund an Jakobs Nachfolger Wilhelm III.
    Quelle: AFP, dpa

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