Pandemieprofiteurin: Prozess wegen Steuerhinterziehung

    Andrea Tandler vor Gericht:Maskendeal: Verdacht der Steuerhinterziehung

    von Claudia Vogelmann
    |

    Ein lukrativer Maskendeal endet mit dem Verdacht der besonders schweren Steuerhinterziehung in Höhe von 23,5 Millionen Euro. Prozessauftakt in München. Angeklagt: Andrea Tandler.

    04.10.2023, Bayern, München: Die Angeklagte Andrea Tandler (2.v.r) wird zu Prozessbeginn von einer Justizbeamtin neben ihrer Anwältin Sabine Stetter (l) in den Verhandlungssaal geführt.
    Zu Pandemiebeginn verdienten Politikertochter Andrea Tandler und ihr Partner mit Maskendeals Millionen. Nun stehen sie wegen Steuerhinterziehung und Subventionsbetrug vor Gericht.04.10.2023 | 1:40 min
    Als die Not am größten war, hielt sie die Hand auf. Satte 48 Millionen Euro hat Andrea Tandler, die Unternehmerin und Tochter des früheren CSU-Generalsekretärs sowie bayerischen Innenministers und Strauß-Intimus Gerold Tandler, unter anderem für die Vermittlung von FFP2-Masken als Provision kassiert.
    Das ist moralisch verwerflich, aber rechtlich nicht angreifbar. Doch dieser Millionendeal soll drei schwere Fälle von Steuerhinterziehung mit sich gebracht haben. Dafür muss sie sich seit dem Morgen vor Gericht verantworten.

    Tandler vermittelte nach NRW, Bayern und zum Bund

    Der Reihe nach: In einer Nachricht an Ihre Freundin Monika Hohlmeier, der EU-Abgeordneten und Strauß-Tochter, bat sie um Kontakte auf bundes- und landespolitischer Ebene. Wer Masken bräuchte, dem könne sie behilflich sein.
    Tandler vermittelte der Schweizer Firma Emix Kontakte nach Nordrhein-Westfalen, Bayern und zum Bund - Kontakte direkt in die Gesundheitsministerien. Zu Beginn der Corona-Pandemie waren medizinischen Masken weltweit Mangelware.

    Nachrichten | Thema
    :Coronavirus

    Wie ist die Lage in Corona Deutschland? Wer braucht die vierte Impfung gegen das Coronavirus? Welche Regeln plant die Ampel-Koalition? Bleiben Sie aktuell informiert.
    eine undatierte elektronenmikroskopische aufnahme des «u.s. national institute of health» zeigt das neuartige coronavirus
    Die Schweizer konnten liefern, für rund 700 Millionen Euro sollen sie Masken und Schutzkleidung verkauft haben. Und Andrea Tandler wurde zur Multimillionärin. 48 Millionen Euro soll sie an den Maskendeals verdient haben. So weit, so fragwürdig. Und doch ein legales Geschäft.

    Verdacht der besonders schweren Steuerhinterziehung

    Nun steht sie allerdings vor dem Landgericht München 1. Angeklagt ist sie wegen des Verdachts der besonders schweren Steuerhinterziehung in drei Fällen.
    Es geht um 23,5 Millionen Euro hinterzogene Steuern und um Subventionsbetrug. Dabei habe Tandler Steuern bezahlt, in Form von Unternehmensgewinnen. Doch das Geschäft, so sieht es die Staatsanwaltschaft, habe sie als Einzelunternehmerin eingefädelt. Dafür würden höhere Steuern anfallen.

    Tandler droht Gefängnisstrafe

    Für jeden einzelnen Fall der besonders schweren Steuerhinterziehung kann das Gericht eine Haftstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren Haft verhängen. Für Tandler könnte das also eine Gefängnisstrafe bedeuten.
    Die zuständige Richterin, Andrea Wagner, gilt als erfahren in diesen Dingen. Zuletzt hatte sie Alfons Schuhbeck hinter Gitter gebracht. Bei ihm ging es 1,2 Millionen Einkommenssteuer, die er nicht bezahlt hat.
    Über einen Zeitraum von sechs Jahren soll er regelmäßig in die Kassen seiner Restaurants gegriffen und Geld abgezweigt haben. Für 1,2 Millionen Euro Steuerschulden verhängte die Richterin drei Jahre und zwei Monate Haft.
    Andrea Tandler soll 23,5 Millionen Euro Steuern hinterzogen haben. Seit Anfang dieses Jahres sitzt sie bereits in U-Haft. Die Münchner Justiz ging von Fluchtgefahr aus. Nach 18 Verhandlungstagen könnte ein Urteil fallen.

    Mehr zum Thema Covid-19 und Wirtschaft