Schott Pharma: Größtes deutsches Börsendebüt dieses Jahres

    Interview

    Börsendebüt für Schott Pharma:Wie sehr hat Corona geholfen, Herr Reisse?

    |

    Premiere für die Pharmasparte des Mainzer Spezialglasherstellers Schott: Ab diesem Donnerstag werden von ihr erstmals an der Börse Papiere gehandelt. Fragen an den Vorstandschef

    Hessen, Frankfurt/Main: Almuth Steinkühler (l), Finanzvorständin Schott Pharma, und Andreas Reisse, Vorstandsvorsitzender Schott Pharma, stehen vor der Frankfurter Börse.
    Almuth Steinkühler (l), Finanzvorständin Schott Pharma, und Andreas Reisse, Vorstandsvorsitzender Schott Pharma, vor der Frankfurter Börse.
    Quelle: dpa

    Die Pharma-Sparte des Spezialglasherstellers Schott hat beim größten deutschen Börsendebüt dieses Jahres deutlich Kursgewinne verbucht. Der Mutterkonzern, die Mainzer Schott AG, nimmt mit dem Verkauf von 23 Prozent der Anteile an seiner Tochter 935 Millionen Euro ein.
    ZDF-Börsenexperte Frank Bethmann sprach mit Andreas Reisse, Vorstandschef von Schott Pharma, über den Erfolg des Unternehmens und welche Rolle Corona und Diätspritzen dabei gespielt haben.

    Im August 2022 gliederte der Spezialglashersteller Schott seine Pharma-Sparte aus. Schott Pharma stellt unter anderem Spritzen aus Glas und Spezialglaskunststoff, Ampullen und Fläschchen für den Medizinbereich her.

    Quelle: ZDF

    ZDFheute: Der Börsengang verlief erfolgreich. Wie sehr hat Corona geholfen?
    Andreas Reisse: Corona, ganz ehrlich, hatte auf unser Wachstum keinen nennenswerten Einfluss. Alle denken ja immer, wir profitieren so stark von Corona ….
    ZDFheute: … immerhin gehören Biontech und Moderna zu ihren großen Kunden.
    Reisse: … das schon. Aber für uns ist der Einfluss durch Corona wirklich nicht groß gewesen. Ein Fläschchen kostet ein paar Cent; und man hat zum Beispiel sechs Impfdosen in einem Fläschchen. Der Anteil betrug weniger als drei Prozent unseres Umsatzes während der Pandemie. Was hingegen gut ist für uns, ist der Durchbruch der mRNA-Technologie - durch Corona.
    Da sind jetzt viele Medikamente in der Pipeline, zum Beispiel für Grippeimpfungen und die sind üblicherweise abgepackt in einer Spritze - also im Gegensatz zu den Fläschchen eine Dosis pro Spritze. Und die Spritze ist als Packmittel auch deutlich teurer. Wir profitieren davon, dass sehr viele Produkte in der Entwicklung sind und auf den Markt kommen werden. Das unterstützt dann auch unser Wachstum.
    Berlin: Ein Apotheker hält eine Ampulle mit 6 Dosen des neuen an die Omikron-Sublinie XBB.1.5 angepassten Corona-Impfstoffs in einer Apotheke.
    In Deutschland ist der Impfstoff gegen die aktuelle Corona-Variante in Arztpraxen verfügbar. Gesundheitsminister Lauterbach und das RKI rufen Risikogruppen zur Impfung auf.18.09.2023 | 1:16 min
    ZDFheute: Die Börse hört gerne Wachstumsgeschichten. Nur dürfte das Wachstum der vergangenen Jahre bereits in dem hohen Aktienkurs eingepreist sein.
    Reisse: Wir werden auch zukünftig zweistellig wachsen und damit stärker als der Pharmamarkt. Davon bin ich überzeugt. In den letzten Jahren sind wir so etwa zwölf Prozent jährlich gewachsen. Daran orientieren wir uns.
    ZDFheute: Woher nehmen Sie die Sicherheit?
    Reisse: Wir haben sehr viele Kundenverträge abgeschlossen, auch sehr langfristige, teilweise bis 2030. Und wir haben natürlich auch coole Produkte, innovative Produkte, die von der Pharmaindustrie gebraucht und entsprechend stark nachgefragt werden.
    Neuer Corona-Impfstoff verfügbar
    Es wird mit einem weiteren Anstieg von Corona-Infektionen in der Herbstzeit gerechnet. Ein neuer Impfstoff ist an die aktuelle Virusvariante angepasst. 18.09.2023 | 2:08 min
    ZDFheute: Stichwort Produkte. Welche Rolle spielen für die Entwicklung GLP-1-Medikamente? Eigentlich Diabetes-Medikamente, die sich aber auch großer Beliebtheit auf dem - ich nenne es mal - Abnehmmarkt erfreuen. Wie sehr profitiert Schott Pharma davon?
    Reisse: Wir generieren bereits Umsatz im deutlich zweistelligen Millionenbereich mit den Produktlösungen für diese Medikamente. Dennoch sind GLP-1-Medikamente ein Trend, der gerade erst anfängt. Davon wird Schott Pharma massiv profitieren, weil wir die führenden Hersteller der Branche bereits beliefern. Das wird sich später auch an unseren Umsätzen zeigen.
    ZDFheute: Zum Verständnis: Das sind auch Medikamente, die mittels einer Spritze gegeben werden? Oder warum profitieren sie davon?
    Reisse: Das ist unterschiedlich. Es gibt Spritzensysteme, üblicherweise Auto-Injektoren, die sich Patienten zuhause selbst verabreichen können. Zum anderen werden Pen-Systeme verwendet. Diese enthalten mehrere Injektionen. Da liefern wir dann häufig Karpulen, darunter auch sterile Karpulen.
    Smartphone-Display
    Sie wird in den USA als Wunderwaffe gegen überschüssige Pfunde gepriesen.06.04.2023 | 5:18 min
    ZDFheute: Das Geld, das Schott Pharma mit dem Börsengang eingenommen hat, geht an den Mutterkonzern, die Schott AG. Wofür wird dieses Geld verwendet?
    Reisse: Schott ist ein grundsolides Unternehmen. Was die Schott-Gruppe noch vor sich hat, ist die grüne Transformation. Wir haben bei Schott noch viele Schmelzwannen im Einsatz, die heute mit Gas betrieben werden. Und da ist der klare Wille da, diese Heizungen zu elektrifizieren. Das ist ein wesentlicher Teil, für den das Geld verwendet werden soll. Der andere Bereich sind Wachstumsprojekte. Große Wachstumsprojekte in anderen Bereichen des Konzerns. Wir selbst als Schott Pharma haben unser Wachstum in den letzten Jahren immer selbst finanziert. Wir sind hochprofitabel.
    Das Interview führte Frank Bethmann von der ZDF-Börsenredaktion.

    Mehr zum Thema Finanzen