Angriff auf Polizisten mit Benzin: Lebenslange Haft

    Brandanschlag auf Einsatzkräfte:Ratingen: Lebenslange Haft für Täter

    |

    Vor sieben Monaten hat ein Mann in Ratingen Polizisten angegriffen und Benzin entzündet. Nun hat ihn das Landgericht Düsseldorf zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt.

    Bürger haben zum Gedenken an die Opfer der Explosion in einem Hochhaus, bei dem mehrere Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr schwer verletzt wurden, am Tatort Kerzen und Blumen niedergelegt
    Der Angeklagte hatte mehrere Liter Benzin in seiner Wohnung in Richtung einer Polizistin geschüttet und entzündet, nachdem Einsatzkräfte zu seiner Wohnung gekommen waren.
    Quelle: dpa

    Für die Explosion in einem Hochhaus in Ratingen bei Düsseldorf, bei der neun Einsatzkräfte verletzt wurden, ist ein 57-Jähriger zu lebenslanger Haft verurteilt worden.
    Das Düsseldorfer Landgericht sprach den Deutschen wegen versuchten Mordes in fünf Fällen schuldig und stellte die besondere Schwere seiner Schuld fest. Als Motiv nannte das Gericht Hass auf den Staat.

    Richter: Angeklagter offenbarte menschenverachtende Einstellung

    Der Vorsitzende Richter sagte:

    Der Angeklagte wollte Polizisten töten, weil sie den von ihm gehassten Staat repräsentieren.

    Vorsitzender Richter

    Noch nach der Tat habe er den Spezialkräften der Polizei den Mittelfinger gezeigt "und damit zum Ausdruck gebracht, was er vom Staat und seinen Institutionen hält". Damit habe er zugleich seine grob menschenverachtende Einstellung offenbart. "Die Tat war perfide wie sinnlos."
    Einsatzkräfte der Feuerwehr nach einer Explosion in einem Ratinger Hochhaus
    Bei der Explosion in Ratingen soll es sich laut Behörden um einen gezielten Angriff auf Einsatzkräfte gehandelt haben. Mehrere Einsatzkräfte wurden verletzt, acht lebensgefährlich.12.05.2023 | 0:22 min

    Verletzte Polizisten mit lebenslangen Schäden

    Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst waren am 11. Mai zur Wohnung des Mannes im zehnten Stock eines Hochhauses gekommen, um einer hilflosen Person zu helfen, die in der Wohnung vermutet wurde.
    Doch in der Wohnung lauerte der 57-Jährige hinter einer Barrikade aus Wasserkästen, schüttete mehrere Liter Benzin auf die Einsatzkräfte und zündete das Gas-Luft-Gemisch mit einem brennenden Textil. Es kam zu einer Explosion mit einer Hitze von mehreren 100 Grad. Ein Feuerball traf die Einsatzkräfte und setzte ihre Kleidung in Brand.
    Acht der neun Verletzten werden bleibende Schäden behalten. Die meisten werden wohl nicht in ihren Beruf zurückkehren können und unter den Folgen ihr Leben lang leiden, hatte eine Nebenklagevertreterin gesagt.

    Mann lebte mit Leiche seiner Mutter in der Wohnung

    Der Angeklagte, Frank P., hatte während des gesamten Prozesses kein Wort gesagt. Das Urteil nahm er regungslos auf. Die Feststellung der besondere Schwere der Schuld lässt eine Haftentlassung nach 15 Jahren rechtlich zwar zu, in der Praxis ist dies aber so gut wie ausgeschlossen. "Es wäre nicht vertretbar, ihn nach 15 Jahren in die Freiheit zu entlassen", sagte Richter Rainer Drees.
    Ein Psychiater hatte berichtet, dass der Mann während der Corona-Pandemie einen Hang zu Verschwörungstheorien entwickelt habe. Die Covid-Impfung habe er als "Impfstoff des Teufels" und staatliche Institutionen wie das Arbeitsamt als "Werkzeuge des Teufels" bezeichnet. Zudem habe er behauptet, die Medikamente seiner Mutter seien vergiftet.
    Der Mann lebte wochenlang mit der Leiche seiner Mutter in der Wohnung. Den Einsatzkräften war starker Verwesungsgeruch entgegen geströmt. Weil die Bewohner der Wohnung wochenlang nicht gesehen wurden und ihr Briefkasten überquoll, hatte die Hausverwaltung die Polizei informiert.

    Verteidiger: Mandant hat sich abgeschottet

    Verteidiger Frank Schubert hatte zuvor eine Verurteilung wegen schwerer Körperverletzung gefordert. Sein Mandant sei erst zur Tat geschritten, als eine Waffe auf ihn gerichtet worden sei. Außerdem habe er nicht damit rechnen können, dass der Feuerball auch aus der Wohnung heraus um die Ecke läuft und dort weitere Menschen verletzt.
    Sein Mandant habe die Förderschule besucht und einen Hauptschulabschluss nach der neunten Klasse erworben, bevor er als Maler und Lackierer gearbeitet habe. Während der Corona-Pandemie habe er sich in die Isolation begeben, eingeigelt und Vorräte angelegt. "Er hat sich von der Gesellschaft abgegrenzt und abgeschottet", sagte er.
    Ein Nebenklagevertreter sagte, das Urteil sei eine Genugtuung für die Opfer. Es werde dem Sachverhalt gerecht. Seine Mandantin, eine Notfallsanitäterin, werde den Menschen weiterhin helfen.
    Quelle: dpa

    Mehr zu dem Fall