#MeToo: Weinstein-Prozess muss neu aufgerollt werden

    Schlappe für #MeToo:Weinstein-Prozess muss neu aufgerollt werden

    von Susanne Lingemann, New York
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    Das oberste New Yorker Berufungsgericht hat das Urteil gegen Weinstein wegen Verfahrensfehlern aufgehoben. 2020 war er wegen sexueller Straftaten zu 23 Jahren verurteilt worden.

    Filmproduzent Harvey Weinstein sitzt vor Gericht
    Vor einem Gericht in New York haben Vertreter der Staatsanwaltschaft angekündigt den Vergewaltigungs-Prozess gegen den früheren Filmproduzenten Harvey Weinstein neu aufzurollen.02.05.2024 | 0:30 min
    Es war ein historischer Prozess, der als Sieg der #MeToo-Bewegung gefeiert wurde: "Die Zeit ist abgelaufen für leere Entschuldigungen ohne Konsequenzen und die Kultur des Schweigens, die Täter wie Weinstein erst möglich gemacht hat," verkündete Schauspielerin Rosanna Arquette zum Prozessbeginn.
    Der mächtige Filmproduzent Harvey Weinstein wird im Februar 2020 von einem Geschworenengericht für schuldig befunden und dann von einem Richter zu einer Freiheitsstrafe von 23 Jahren verurteilt. Mehr als 80 Frauen, unter ihnen Gwyneth Paltrow und Angelina Jolie beschuldigen Weinstein, sie sexuell belästigt, genötigt oder vergewaltigt zu haben. Manche Fälle sind verjährt, in anderen hat sich Weinstein außergerichtlich verglichen. Zwei Fälle aber werden in New York verhandelt - wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung.
    Harvey Weinstein
    Nach Aufhebung des Urteils gegen den ehemaligen Hollywood-Produzenten Weinstein hagelt es Kritik. Zahlreiche Schauspielerinnen reagieren entsetzt auf die Entscheidung des Gerichts.26.04.2024 | 0:27 min

    Weinsteins "Besetzungscouch" in LA war ein offenes Geheimnis

    Harvey Weinstein galt zu diesem Zeitpunkt als einer der mächtigsten Manager in der US-Filmbranche, schien unantastbar. Seine "Besetzungscouch" war unter Frauen in der Filmbranche ein offenes Geheimnis. Unter dem Vorwand, Rollen für Filme zu besprechen, lud er junge Schauspielerinnen in seine Hotelzimmer ein, meist in Los Angeles und soll sie zu Massagen oder Sex genötigt haben.
    2017 hatten die New York Times und der New Yorker erstmals die Vorwürfe zahlreicher Frauen aus der Filmindustrie gegen Weinstein veröffentlicht und so die MeToo-Bewegung angestoßen. Die Vorwürfe reichten von sexueller Belästigung über Nötigung hin zu Vergewaltigung.
    Harwey Weinstein auf dem Weg zum Gericht im Jahr 2020
    Ein Gericht in New York hat die Verurteilung des ehemaligen Filmmoguls Harvey Weinstein wegen Sexualverbrechen aufgehoben. Die Richter gaben der Berufung des 72-Jährigen statt.25.04.2024 | 0:42 min
    Nachdem die Artikel veröffentlicht wurden, erhoben immer mehr Frauen ihre Stimme, die von Weinstein sexuell belästigt wurden. Die Schauspielerin Alyssa Milano rief nach Bekanntwerden des Skandals dazu auf, über Twitter das Hashtag #MeToo (dt. "ich auch") zu nutzen, wenn man als Frau sexuelle Übergriffe erlebt habe.

    Verurteilungen in zwei Prozessen

    Weinstein wurde aus seinem Unternehmen und aus öffentlichen Ämtern entlassen, seine Ehefrau ließ sich scheiden und im Laufe der Prozesse nahm er körperlich sehr stark ab, lief gestützt auf einen Rollator ins Gericht und wird im März 2020 zu 23 Jahren Haft verurteilt.
    USA-Korrespondentin Claudia Bates im Gespräch mit Moderatorin Jana Pareigis.
    Ein New Yorker Gericht hat ein Vergewaltigungsurteil gegen den ehemaligen Hollywood-Produzenten Weinstein wegen Verfahrensfehlern überraschend aufgehoben. Claudia Bates berichtet.25.04.2024 | 1:19 min
    In der Verhandlung hatte der Richter zugelassen, dass Zeuginnen aussagen durften, deren Fälle nicht Gegenstand der Anklage waren. Die Staatsanwaltschaft wollte zeigen, dass die Übergriffe Weinsteins Teil eines Musters waren. Das Berufungsgericht entscheid in seiner 4:3 Revision - darunter drei Richterinnen - dass dies ein schwerwiegender Verfahrensfehler gewesen sei.

    Staatsanwaltschaft will Verfahren neu aufrollen

    Nicole DeBorde Hochglaube ist Verteidigerin und hat als Staatsanwältin auch Sexualtäter angeklagt. Sie ist von der Entscheidung des Berufungsgerichts nicht überrascht. "Es ist eine Mahnung, sich nicht dem öffentlichen Aufschrei zu beugen," sagt sie ZDFheute. Ein großes Problem sei es, wenn eine Bewegung den Gerichtssaal betritt. "Der Gerichtssaal muss ein Ort sein, der sich strikt an das Gesetz hält."
    Die New Yorker Staatsanwaltschaft hat angekündigt das Verfahren gegen Weinstein neu aufzurollen. Auf freien Fuß kommt der 72-jährige nicht. In Los Angeles war er im vergangenen Jahr zu 16 Jahren Haft verurteilt worden.
    "Hollywood Stories: #Me Too – Der Fall Harvey Weinstein": Nahaufnahme von Harvey Weinstein, der von einer Kamera gefilmt wird.
    2017 bezichtigen mehrere Frauen den Filmproduzenten Harvey Weinstein der sexuellen Nötigung und Vergewaltigung. Der Skandal erschüttert Hollywood, und die weltweite #MeToo-Bewegung startet.25.12.2020 | 25:50 min
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