Verbrechen in Kinderheim in Wunsiedel: Verdächtiger gesteht

    Tod in Kinderheim in Wunsiedel:Angeklagter gesteht Vergewaltigung

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    In einem Kinderheim wird ein Mädchen tot aufgefunden - ein Junge soll der Täter sein. Nun hat ein 26-Jähriger vor Gericht gestanden, das Mädchen zuvor vergewaltigt zu haben.

     An einer Mauer vor dem Kinder- und Jugendhilfezentrum, in dem eine Zehnjährige tot aufgefunden wurde, liegen Blumen, Kuscheltiere und Kerzen.
    Nach dem gewaltsamen Tod eines Mädchens in einem Kinderheim in Wunsiedel steht nun ein Mann wegen Vergewaltigung vor Gericht. 01.02.2024 | 2:56 min
    Der Fall löste über die Region hinaus Entsetzen aus: Vor dem Landgericht Hof werden ab diesem Donnerstag mehrere mutmaßliche Verbrechen in einem Kinderheim im oberfränkischen Wunsiedel juristisch aufgearbeitet. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 26-jährigen Angeklagten unter anderem Diebstahl und mehrfachen Kindesmissbrauch vor. Zum Prozessauftakt vor dem Landgericht Hof räumte er die ihm vorgeworfenen Taten ein - sein Verteidiger verlas am Donnerstag eine entsprechende Erklärung.
    Der 26-Jährige ist nicht wegen der Tötung des Mädchens angeklagt. Die Ermittler gehen davon aus, dass das Mädchen von einem damals elfjährigen Jungen umgebracht wurde, der strafrechtlich nicht belangt werden kann.

    Verdächtiger bestreitet Tötung

    In der Erklärung gab der Angeklagte an, er sei in der Nacht zum 4. April 2023 durch ein offenes Fenster in das Kinderheim in Wunsiedel gestiegen, um dort Wertgegenstände zu stehlen. Da er dort früher selbst untergebracht gewesen sei, habe er sich im Gebäude ausgekannt. Im Heim sei er dann von einem Jungen entdeckt worden - und der Junge habe ihn aufgefordert, ihm zu zeigen, wie man sich selbst befriedigt. Das habe er getan. Im weiteren Verlauf habe der Junge das Mädchen aus dem Heim dazugeholt und es in einem Zimmer auf ein Bett gedrückt.
    Ein Einsatzwagen der Polizei steht vor einer Kinder- und Jugendhilfe-Einrichtung (weißes Haus auf der linken Seite). Eine Zehnjährige war am Dienstagmorgen von Angestellten der Einrichtung leblos in einem Zimmer gefunden worden.
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    In der Einlassung seines Anwalts gab der Angeklagte weiter an, das Mädchen dann vergewaltigt zu haben. Anschließend habe er das Kinderheim fluchtartig verlassen. Den Tod des Mädchens habe er zu keinem Zeitpunkt gewollt und den Jungen auch nicht dazu aufgefordert.
    Der vermutlich gewaltsame Tod eines zehnjährigen Mädchens in dem Heim ist nicht Gegenstand der Anklage. Die Zehnjährige war am Morgen des 4. April 2023 tot in einem Bett des Kinder- und Jugendheims gefunden worden.

    Junge als Zeuge geladen

    Im Laufe der Nacht soll es laut den Ermittlungen dann zu einem Streit zwischen dem Elfjährigen und dem Mädchen gekommen sein, bei dem der Junge das Mädchen stranguliert haben soll. Der mittlerweile zwölf Jahre alte Junge ist in dem Prozess als Zeuge geladen und wird zudem von einem Anwalt als Nebenkläger vertreten.
    Er gilt wegen des mutmaßlichen Sexualdelikts als Geschädigter, wie ein Sprecher des Landgerichts mitteilte. Auch die Eltern des getöteten Mädchens haben sich als Nebenkläger dem Verfahren angeschlossen.
    Auf dem Bild ist das Eingangsschild einer Justizvollzugsanstalt zu sehen.
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    Mehrere Einbrüche

    Dem Angeklagten wirft die Staatsanwaltschaft ferner fünf Einbrüche zwischen Mai 2022 und April 2023 vor. Dabei soll der Deutsche unter anderem Baumaschinen im Wert von rund 16.000 Euro gestohlen haben. In einem Fall habe er zudem einen Brand gelegt, um seine Spuren zu verwischen. Der Angeklagte sitzt seit Ende April 2023 in Untersuchungshaft.
    Für den Prozess vor einer Jugendkammer des Landgerichts sind 39 Zeugen geladen, darunter ein Rechtsmediziner und ein Sachverständiger der forensischen Psychiatrie. Es sind neun Verhandlungstage bis Anfang März geplant.
    Quelle: dpa, KNA

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