Westeuropa-Studie: Lebenserwartung in Deutschland niedrig

    Westeuropäischer Vergleich:Lebenserwartung: Wie Deutschland abschneidet

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    In Deutschland ist die Lebenserwartung im Vergleich mit anderen Ländern Westeuropas besonders niedrig. In dem Ranking liegt die Bundesrepublik auf den hinteren Plätzen.

    Archiv: Rentner bei einer Veranstaltung, aufgenommen am am 06.06.2015 in Eberswalde (Brandenburg)
    In ihrer Studie sprechen die Experten von einem Warnsignal für die Nachhaltigkeit des deutschen Gesundheitssystems.
    Quelle: dpa

    Deutschland belegt bei der Lebenserwartung im westeuropäischen Vergleich hintere Plätze. Bei einem Ranking unter 16 Ländern in Westeuropa erreicht die Bundesrepublik bei den Männern Platz 15, bei den Frauen Platz 14, wie das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) am Mittwoch in Wiesbaden erläuterte.

    Wesentliche Ursache für den Rückstand ist eine erhöhte Zahl von Todesfällen aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

    Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB)

    Die gemeinsame Studie des BiB und des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung in Rostock erschien im "European Journal of Epidemiology".

    Spanierinnen und Schweizer werden in der EU am ältesten

    Die Lebenserwartung war im westeuropäischen Vergleich laut Zahlen aus dem Jahr 2019 bei den Frauen in Spanien (86,2 Jahre) am größten, bei den Männern in der Schweiz (81,9 Jahre).
    In Deutschland lag die Lebenserwartung bei 2019 Geborenen bei den Frauen bei 83,5 Jahren und bei den Männern bei 78,7 Jahren. Für die Studie seien die Sterbefälle in Deutschland nach Todesursachen mit sechs ausgewählten Ländern verglichen worden, erläuterte BiB-Forscher Pavel Grigoriev.

    In Deutschland sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen ein großes Problem

    Mit Blick auf Vorreiterländer mit hoher Lebenserwartung schneide Deutschland gerade bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen schlecht ab. Beim Vergleich nach Alter gebe es bei Männern bereits ab 50 Plus Rückstände. Bei den Frauen erkläre sich das eher schlechte Abschneiden bei der Lebenserwartung dagegen überwiegend aus erhöhter Sterblichkeit im Alter von über 65 Jahren.
    Thomas Münzel, Kardiologe an der Unimedizin Mainz
    Wir sprechen mit dem Kardiologen Thomas Münzel darüber, wieviel Lärm zu viel ist, und welche Auswirkungen die Lärmbelästigung durch den niemals ruhenden Verkehr auf uns hat. 26.04.2023 | 5:50 min
    Auch Umwelteinflüsse wie Lärm können Herz-Kreislauf-Erkrankungen hervorrufen:
    Um die Sterblichkeit, die auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen zurückzuführen sind, als Hauptfaktor zu identifizieren, sei die Lebenserwartungsdifferenz in Alters- und Ursachenkomponenten zerlegt worden, erläuterte Grigoriev und warnte:

    Dass Deutschland bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich zurückliegt, ist Anlass zur Sorge, da diese heutzutage als weitgehend vermeidbar gelten.

    Pavel Grigoriev, Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung

    Der Mortalitätsforscher vermutet, dass es Defizite bei der Vorbeugung gibt. Zu späte Diagnosen erschwerten zudem eine erfolgreiche Behandlung.

    Große wirtschaftliche Stärke und ein für den Großteil der Bevölkerung gut zugängliches und leistungsfähiges Gesundheitssystem stehen in Kontrast zu einer westeuropäischen Schlusslichtposition bei der Lebenserwartung.

    Pavel Grigoriev, Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung

    Der Widerspruch zwischen den hohen Investitionen in die Gesundheitsversorgung und den Ergebnissen bei der Lebenserwartung sei ein Warnsignal für die Nachhaltigkeit des Gesundheitssystems.
    Quelle: dpa

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