Studie: Wie kommen junge Menschen zum Lesen?

    Studie zum Leseverhalten:Wie kommen junge Menschen zum Lesen?

    von Steffi Moritz-Möller
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    Das Buch ist bei jungen Menschen nach wie vor gefragt - doch das Leseverhalten hat sich laut einer Studie verändert. Vor allem Social Media bringt sie wieder zum gedruckten Buch.

    Eine Frau hält ein Buch in den Händen.
    Das gedruckte Buch hat weiterhin einen hohen Stellenwert bei jungen Menschen.
    Quelle: dpa

    Junge Menschen lesen laut einer Studie der Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen und des Börsenvereins weniger. Begleitet wird diese Entwicklung gemäß der Befragung auch von teureren Bücherpreisen. Für die Studie wurden junge Leser und Leserinnen von zehn bis 29 Jahren sowie Eltern befragt. 

    Zahl verkaufter Kinder- und Jugendbücher geht zurück

    Die Ausgaben für Kinder- und Jugendbücher sind der Studie zufolge von 2019 auf 2023 um 7,4 Prozent auf 672 Millionen Euro gestiegen. Im selben Zeitraum ist die Zahl der verkauften Kinder- und Jugendbücher von 66,6 Millionen auf 58,3 Millionen zurückgegangen (minus 12,6 Prozent). 
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    Gedruckte Bücher am beliebtesten

    Bücher hätten demnach einen hohen Stellenwert bei jungen Menschen. Nichtsdestotrotz steht das Buch in Konkurrenz mit zahlreichen anderen Medien, vor allem digitale Angebote haben bei jungen Menschen inzwischen die Nase vorn. Aber gerade im Bereich Ratgeber, Lebenshilfe und bei Themen wie Politik, Umwelt und Geschichte ist das Buch nach wie vor für junge Menschen wichtig.
    Das gedruckte Buch ist in allen Altersgruppen und unabhängig von der Selbstnutzung oder dem Vorlesen mit Abstand das am meisten genutzte Format: 97 Prozent lesen Bücher gedruckt. Aber auch Hörbücher werden ebenfalls häufig genutzt, öfter als E-Books, die keine Konkurrenz zum gedruckten Buch darstellen.
    Die wichtigsten Kriterien für eine Buch-Entscheidung sind, dass es spannend erzählt ist und dass der Titel sowie das Cover ansprechend sind (zwischen 78 und 85 Prozent). Eltern ist Wissensvermittlung bei der Buchauswahl wichtiger als ihren Kindern.
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    Späterer Kontakt mit Büchern

    Junge Lesende kommen heute später in Kontakt zu Büchern als früher. Das Elternhaus und die Schule haben immer noch großen Einfluss auf das selbständige Lesen junger Menschen.
    Allerdings legt das Elternhaus heute seltener den Grundstein für die Buchbegeisterung als früher. Das Vorleseritual durch die Eltern oder Großeltern hat nachgelassen. Im Gegenzug ist die Schule als Impuls für das Lesen heute wichtiger. 
    Die Grenzen zwischen den Genres verschwimmen zunehmend: Kinder und Jugendliche lesen zum Teil keine klassischen Kinder- und Jugendbücher mehr, sondern auch viel Belletristik. Darüber hinaus lesen Erwachsene auch Bücher, die sich an junge Menschen richten. 
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    Buchhandlungen und Soziale Medien als Impulsgeber

    Die Buchhandlung ist nach wie vor ein zentraler Ort, an dem Kinder und junge Erwachsene in Kontakt mit neuen Büchern kommen; auch Bibliotheken sind wichtige Kontaktpunkte sowie persönliche Empfehlungen. 
    Social Media ist ein wichtiger Impulsgeber für junge Lesende. Hier werden vor allem kurze Zusammenfassungen geschätzt. Gekauft wird nach wie vor am liebsten im klassischen Print-Format. 
    Lesen in Originalsprache spielt eine große Rolle, dabei steht die Verbesserung der Sprachkenntnisse im Vordergrund. Das Gefühl, dass bei der Übersetzung Witze oder Wortspiele verloren gehen, folgt als Grund mit etwas Abstand auf Platz zwei. 

    Bücher als zuverlässige Faktenquelle

    Peter Kraus vom Cleff, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins freut es, dass das Buch noch immer als zuverlässige Quelle für Fakten wahrgenommen wird. "Die Ergebnisse der Studie machen aber auch Handlungsbedarf deutlich: Dass junge Menschen heute später zum Bücherlesen finden, zeigt, dass wir starke Angebote der Leseförderung sowohl außerhalb des Elternhauses als auch für das Elternhaus benötigen. Zudem ist eine übergeordnete politische Strategie vonnöten, um der fortschreitenden Verschlechterung der Bildungssituation in Deutschland entgegenzuwirken." 
    Die Studie beschäftigt sich mit jungen Menschen, die bereits lesen. Währenddessen wächst die Zahl der Kinder, die nicht lesen oder lesen können.

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