Marokko lehnt Hilfe ab: Sind Spenden dennoch sinnvoll?

    Nach Ablehnung von THW-Hilfe:Marokko: Kommen Spenden derzeit an?

    von Jan-Frederik Fischer
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    Deutschland hatte Marokko nach dem Erdbeben Hilfe vom Technischen Hilfswerk angeboten. Diese wurde aber abgelehnt. Was bedeutet das für Spendenaufrufe? Sind diese derzeit sinnvoll?

    Die Angehörigen eines Erdbebenopfers reagieren, als sie auf Trümmern in Ouirgane, Marokko, stehen.
    In Marokko wächst die Not und Verzweiflung bei Betroffenen des schweren Erdbebens.12.09.2023 | 1:40 min
    Fünf Tage nachdem Marokko von einem schweren Erdbeben getroffen wurde, ist von Normalität noch lange keine Rede. Die Bergungs- und Aufräumarbeiten dauern an. Zudem haben zahlreiche Menschen ihr zu Hause verloren. Hilfe wird dringend benötigt - und doch hat das Land vor kurzem auch Internationale Unterstützung abgelehnt - etwa vom deutschen THW.
    Wie sinnvoll sind derzeit Spendenaufrufe - wie etwa für das "Aktionsbündnis Katastrophenhilfe - mit Blick auf die Restriktionen?
    ZDF-Reporterin Anne Arend im Gespräch mit Moderator Mitri Sirin.
    Nach dem Erdbeben in Marokko mit rund 3000 Toten hoffen die Menschen auf Unterstützung. Doch eine Hilfslieferung des Deutschen Roten Kreuzes wurde abgesagt. Anne Arend berichtet. 14.09.2023 | 1:16 min

    Hilfsorganisationen: Zusammenarbeit mit lokalen Partnern

    Das "Aktionsbündnis Katastrophenhilfe", für das auch das ZDF zu Spenden aufruft, ist ein Bündnis, deren Mitglieder weltweit mit Partnern vernetzt sind und Hilfsmaßnahmen eigenständig umsetzen. So sind zur Zeit auch Hilfsmaßnahmen in Marokko möglich. Aktuell sind folgende Bündnismitglieder mit ihren nationalen und marokkanischen Partnern aktiv:
    • Deutsche Rote Kreuz - Marokkanischer Roter Halbmond
    • Unicef Deutschland - Unicef Marokko
    • Caritas international - Caritas Marokko
    Auf Anfrage von ZDFheute bestätigt das "Aktionsbündnis Katastrophenhilfe":

    Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bündnisorganisationen und ihre marokkanischen Partner waren unmittelbar nach dem Beben aktiv, um die Menschen zu versorgen.

    Dominique Mann, Aktionsbündnis Katastrophenhilfe

    Erdbeben in Marokko
    ZDFheute Infografik
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    Marokko: Helfen Spendengelder?

    Auch "Caritas international" zählt zu den Organisationen, die vor Ort Partner haben. Die konkrete Frage, ob Spendengelder derzeit in Marokko ankommen würden, bejaht das Hilfswerk im Gespräch mit ZDFheute.
    Generell würden Caritas-Hilfsmaßnahmen weltweit meist durch "nationale Caritasverbände oder andere zivilgesellschaftliche Akteure umgesetzt". Übertragen auf den aktuellen Fall heißt das:

    In Marokko sind wir derzeit in engem Kontakt mit der Bruderschaft der Franziskaner in Marrakesch, die direkt nach dem Erdbeben betroffene Dörfer im Atlasgebirge aufgesucht haben.

    Sven Recker, Caritas international

    Konkret werden über den Orden folgende Hilfsgüter verteilt:
    • Lebensmittel
    • Trinkwasser-Aufbereitungsanlagen
    • Hygiene-Artikel
    • Decken
    • Zelte
    • Stromgeneratoren
    Darüber hinaus plant "Caritas international" weitere Hilfsmaßnahmen. Doch:

    Erfahrungsgemäß macht es Sinn, nicht sofort alle Gelder in Nothilfemaßnahmen fließen zu lassen und schon jetzt den Wiederaufbau von zerstörtem Wohnraum im Blick zu haben.

    Sven Recker, "Caritas international"

    Aktionsbündnis Katastrophenhilfe
    Spendenkonto: Commerzbank
    IBAN: DE65 100 400 600 100 400 600
    BIC: COBADEFFXXX
    Stichwort: ZDF Erdbeben Marokko

    Ärzte der Welt e.V.
    Spendenkonto: Deutsche Kreditbank
    IBAN: DE06 1203 0000 1004 3336 60
    BIC: BYLADEM1001
    Stichwort: Nothilfe Marokko

    SOS-Kinderdörfer weltweit
    IBAN: DE22 4306 0967 2222 2000 00
    GLS Gemeinschaftsbank
    BIC: GENODEM1GLS
    Stichwort: Nothilfe Erdbeben Marokko

    Online-Spenden: spenden.zdf.de
    ZDFtext Seite 890

    Im Aktionsbündnis Katastrophenhilfe haben sich Caritas international, Deutsches Rotes Kreuz, Unicef und Diakonie Katastrophenhilfe zusammengeschlossen.

    Ebenfalls zum Aktionsbündnis gehört das "Deutsche Rote Kreuz" (DRK). Auch dessen Mitglieder organisieren Hilfen für betroffene Region. So sollen jetzt - nach einer konkreten Anfrage nach Unterstützung durch die Schwesterorganisation "Roter Halbmond" - am Donnerstag Hilfsgüter per Flugzeug nach Marokko gebracht werden. Mit an Bord:
    • 550 Zelte
    • 3.120 isolierte Bodenmatten
    Die Anfrage zur Unterstützung sei dabei unabhängig von einem staatlichen Hilfeersuchen erfolgt, erklärt "DRK"-Sprecherin Rebecca Winkels. Stattdessen gebe es auch innerhalb der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung "Recht und Pflicht zur gegenseitigen Hilfe".
    Zugleich bekräftigt auch Winkels, dass Spendengelder in Marokko ankommen würden. So erklärt sie:

    Unmittelbar nach den Geschehnissen wurden erste Gelder aus laufenden Projekten genutzt, um den Freiwilligeneinsatz finanziell zu unterstützen. Die Spenden an das DRK werden nach Bedarf dem Marokkanischen Roten Halbmond zur Verfügung gestellt beziehungsweise für konkrete Hilfsanforderungen eingesetzt.

    Rebecca Winkels, Deutsches Rotes Kreuz

    Auch die nun startenden Hilfsgüterlieferungen würden von den Geldern finanziert.
    Die Momenten-Magnituden-Skala gibt an, wie stark ein Erdbeben war. Ab 4 ist es deutlich wahrnehmbar, ab 6 sind größere Schäden zu erwarten.
    Die Momenten-Magnituden-Skala misst, wie stark ein Erdbeben war.

    Marokko: Fehlende Stromversorgung als Problem

    Doch was wird derzeit eigentlich am dringendsten benötigt? Nach Einschätzungen von "Caritas international" sei - neben Lebensmitteln, Trinkwasser und Hygiene-Artikeln - vor allem die fehlende Stromversorgung in entlegenen Gebirgsdörfern ein Problem. Nicht zuletzt, weil es nachts kalt werde. Aus diesem Grund versuche die Hilfsorganisation vor Ort etwa Zelte zu organisieren.
    Auch das "DRK" verweist auf Nahrungsmittel, Wasser, Notunterkünfte sowie sanitäre Anlagen. Sprecherin Winkels ergänzt:

    Neben den materiellen Bedürfnissen ist es auch wichtig, die vom Erdbeben Betroffenen psychologisch zu unterstützen, da viele unter Schock stehen.

    Rebecca Winkels, Deutsches Rotes Kreuz

    Helfer aus Deutschland nach Marokko?

    Dass "Caritas international" jedoch eigene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Deutschland nach Marokko entsendet, sei derzeit nicht geplant. Gegenüber ZDFheute heißt es:

    Die lokalen Kolleginnen und Kollegen kennen die Lage vor Ort, wissen, wo Hilfe benötigt wird und werden auch in Monaten noch dort sein, um den Menschen in Not helfen zu können.

    Sven Recker, "Caritas international"

    Auch das "Deutsche Rote Kreuz" verweist zunächst auf ihre marokkanische Schwestergesellschaft. Dennoch ergänzt die Organisation:

    Einige weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind auf dem Weg nach Marokko oder bereits vor Ort. Dies ist aufgrund der einzigartigen Voraussetzungen innerhalb der Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung möglich.

    Rebecca Winkels, Deutsches Rotes Kreuz

    Service
    :Spendenaufruf für Marokko

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