"Koningsdag" in Niederlanden: König mit verblasstem Glanz

    Niederländer feiern "Koningsdag":Willem-Alexander: König mit verblasstem Glanz

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    Unser Nachbarland sieht orange: Zum "Koningsdag" schmücken Niederländer ihre Häuser und Straßen in der Nationalfarbe und feiern ihren König. Doch ganz so beliebt ist er nicht mehr.

    König Willem-Alexander, aufgenommen am 12.04.2023 Amsterdam (Niederlande)
    König Willem-Alexander: Seine Beliebtheitswerte sind das dritte Jahr in Folge gesunken. (Archivfoto)
    Quelle: dpa

    Es war ein historischer Moment: Willem-Alexander stand in der Nieuwe Kerk in Amsterdam, den roten, mit Hermelin gefütterten Königsmantel um seine Schultern gehängt, und hob die Hand zum Schwur. Am 30. April 2013 wurde Willem-Alexander zum König der Niederlande ernannt. Für ihn sei es eine fast unwirkliche Erfahrung gewesen, erinnert er sich in einem Podcast zum zehnjährigen Thronjubiläum.
    Inzwischen ist der König wieder mit beiden Füßen auf der Erde gelandet, und zwar ziemlich unsanft. Bereits das dritte Jahr in Folge sanken seine Beliebtheitswerte in Meinungsumfragen.

    Archiv: Boote in Amsterdam zur Feier des Königstages 2018, aufgenommen am 27.04.2018
    Quelle: imago

    Die Niederlande sind von Groningen im Norden bis Maastricht im Süden orange gefärbt und mit Luftballons und Fahnen geschmückt: Es ist "Koningsdag" an diesem Donnerstag, das Land feiert den 56. Geburtstag von König Willem-Alexander.

    Traditionell gehören dazu gigantische Flohmärkte, Straßenfeste und Festivals - und natürlich die Farbe der Oranje-Familie. Schon in der Nacht sollten Partys, Festivals und Flohmärkte in einigen Städten starten - trotz ungewöhnlicher Kälte. Die königliche Familie wird in Rotterdam mitfeiern.

    Für Willem-Alexander ist es ein doppeltes Fest. Denn es ist zugleich sein zehnjähriges Thronjubiläum. Am 30. April 2013 wurde Willem-Alexander in Amsterdam vereidigt, nachdem seine Mutter Beatrix - heute 85 Jahre alt - abgedankt hatte.

    Quelle: dpa

    Nur Note "ausreichend" für den König

    Zwar stehen am heutigen Donnerstag wieder landesweit die großen Feiern zum "Königstag", dem Geburtstag von Willem-Alexander, an. Doch gerade mal ein mageres "ausreichend" geben die Niederländer ihrem nun 56 Jahre alten König.
    So miese Noten hatte er noch nie. Auch bei seiner Frau Máxima (51) blättert der Glanz: Die Beliebtheit der Blondine aus Argentinien hat ebenfalls deutlich abgenommen.

    "Sorry" für Corona-Fehltritte

    Ursache ist das Paar selbst: Es trat während der Corona-Pandemie in so ziemlich jeden Fettnapf, der sich bot. Zum Beispiel jetteten die beiden in eine Ferienvilla nach Griechenland, während die Niederländer zu Hause bleiben sollten.
    Nach kaum 24 Stunden kehrten sie zwar zurück und sagten in einer TV-Ansprache zerknirscht "Sorry". So ganz wurde ihnen die Entschuldigung aber nicht abgenommen.
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    Beliebtheitswerte sinken

    Dabei hatte alles so gut angefangen. Mit Traumnoten für Monarchie und König. Willem-Alexander war ein "König zum Anfassen", jung und modern. Fast 75 Prozent der Bürger sprachen ihm vor zehn Jahren ihr Vertrauen aus - inzwischen sind es nur noch 46 Prozent.
    Als im Sommer 2014 die Passagiermaschine mit Flugnummer MH17 über der Ostukraine mit einer russischen Luftabwehrrakete abgeschossen wurde, stand der König seinem zutiefst geschockten Volk zur Seite. Die meisten der 298 Todesopfer waren Niederländer.
    Der Monarch tat das, was er versprochen hatte: "das Volk verbinden, repräsentieren und ermutigen".

    Ein nahbarer König?

    Willem-Alexander sucht die Nähe zum Volk - und unterscheidet sich dadurch gerade von seiner Mutter, Prinzessin Beatrix (85), die 33 Jahre lang auf dem Thron saß. Sie war eine Majestät und legte Wert darauf.
    Wer ihm persönlich begegnet, trifft einen charmanten, warmherzigen Mann mit viel Humor. Als Kronprinz galt Willem-Alexander noch als "Feierbiest", das gern ein Pilsje trank, und als Sportfan. Letzteres ist er immer noch - kaum spielt irgendwo eine Oranje-Mannschaft, sitzt er auf der Tribüne.
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    Willem-Alexander, der Familienvater

    Und er präsentiert sich als stolzer Familienvater, der sich freche Kommentare von seinen Töchtern Amalia (19), Alexia (17) und Ariane (16) sogar vor laufenden Kameras gefallen lässt.
    Die Herrschaft der Frauen im Palast aber, so sagte er neulich, habe eine Grenze: bei seinem Vollbart. "Aber die vier Damen bei Ihnen zu Hause, die haben doch auch eine Meinung dazu", wurde er jetzt gefragt. "Ja", räumte er lachend ein, "aber ich habe den Rasierapparat in der Hand".
    König Willem-Alexander bei einem Gruppenfoto vor dem Huis ten Bosch Palast in Den Haag, aufgenommen am 26.04.2023
    König Willem-Alexander am Mittwoch in Den Haag: Gruppenfoto am "Huis ten Bosch"-Palast anlässlich des zehnjährigen Thronjubiläums
    Quelle: epa

    Kostet die Monarchie zu viel?

    Die Volksnähe hat Schattenseiten, wie die Kolumnistin und Máxima-Biografin Marcia Luyten meint.

    Ein König, der gewöhnlich sein will, der erlebt, dass man sein Haushaltsbuch durchsucht. Und weg ist die Magie.

    Marcia Luyten, Kolumnistin

    Den Luxus, das Jetset-Leben und sicher das Jahresgehalt von gut einer Million Euro steuerfrei - das finden eben immer mehr Niederländer gar nicht so königlich.

    Ein königlicher Podcast

    Um vom negativen Image wegzukommen, kurbelte der Hof die PR-Maschine an. Zum Thronjubiläum ließ sich der König für einen zehnteiligen Podcast - "Mit den Augen des Königs" - befragen. Allerdings nicht von einem kritischen Journalisten, sondern einem Radio-DJ.
    Er mache sich im Übrigen nicht allzu viele Sorgen über die schlechten Umfrageergebnisse. Schließlich habe auch das Vertrauen in andere Institutionen abgenommen. Außerdem sei es ja auch nur eine Momentaufnahme.
    Zumindest hat er wohl noch viel Zeit, die Werte zu drehen: Die Oranjes bleiben oft mehr als drei Jahrzehnte auf dem Thron. Willem-Alexander macht das auch immer noch gerne, wie er sagt.

    Dass ich das tun darf. König sein von diesem schönen Land.

    König Willem-Alexander

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    Quelle: Annette Birschel, dpa

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