"Foo Fighter" Dave Grohl: Ich brauche Musik zum Überleben

    Foo Fighter Dave Grohl:"Ich brauche Musik zum Überleben"

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    Mit Nirvana die Musikwelt revolutioniert, mit den Foo Fighters zu einem der größten Stadionrocker mutiert. In der Lockdown-Langeweile hat Dave Grohl nun über sein Leben sinniert.

    Ein Hotelzimmer, natürlich standesgemäß für einen der größten Rockstars, im Londoner Savoy. Dave Grohl will über seine Autobiografie "Der Geschichtenerzähler" plaudern, die am 1. November auf Deutsch erscheint. Gut gelaunt, mit einer Tasse in der Hand, macht der bekennende Kaffee-Junkie seinem Ruf alle Ehre: als Mister Nice Guy des Rock'n'Rolls.
    ZDFheute: Dave, warum eine Autobiografie, mit 52?
    Dave Grohl: Die Idee entstand während der Zeit der Corona-Lockdowns. Ich bin ein Workaholic, muss immer beschäftigt sein. Nerve schon morgens um sieben Leute, ob und wann denn das Projekt nun voran geht. Also lag es nahe, ein paar der vielen Geschichten aufzuschreiben, die passiert sind. Irgendwann hat mich der Verlag gestoppt, sonst wäre das Buch 1.000 Seiten lang geworden. 

    ... wurde 1969 geboren. Aufgewachsen ist er im Umland von Washington D.C. Nach dem Schulabbruch wurde er Schlagzeuger bei Nirvana und revolutionierte die Musikwelt. Nach dem Tod von Sänger Kurt Cobain gründete er die "Foo Fighters" und machte sie zu globalen Rock-Ikonen. Es folgten Alben, Touren, Dokumentationen. Unzählige Projekte mit Größen wie Jagger, McCartney oder Bowie. Sein vielleicht größter Triumph: das Leben als Arbeitstier mit Touren rund um den Globus mit seiner zweiten Ehefrau und ihren drei Kindern unter einen Hut bringen zu können.  

    ZDFheute: Das Buch besteht aus vielen großen und kleinen Episoden, aber was hält es zusammen, gibt es einen Tenor?
    Grohl: Es geht ums Überleben. Seit meiner Kindheit, als sich meine Eltern haben scheiden lassen. Überleben vom Gehalt einer Lehrerin. Überleben, dass ich ein mieser Schüler war. Dann das Tourleben als Teenager. Eingepfercht in einen Van. Miese Clubs. Irgendwo auf dem Boden pennen. Dann den Erfolg von Nirvana überleben. Das Ende. Danach die Erkenntnis, dass ich Musik zum Überleben brauche. Daraus werden die Foo Fighters, die auch mehrmals vor dem Aus standen. Nur nicht falsch verstehen, ich lebe meinen Rock'n'Roll Traum. Aber es war oft ziemlich dunkel darin.
    ZDFheute: Apropos Nirvana, können Sie Fragen dazu noch hören, 30 Jahre nach dem Erscheinen von Nevermind?
    Grohl: Wenn ich an die Band denke, sehe ich drei Typen, die ihre Instrumente auf die Bühne schaffen, um Songs zu spielen, die wir in einer Scheune geprobt haben. Null Geld, nichts zu essen, Kurt und ich hausten in einem Rattenloch. Dann explodierte die Sache, Erfolg, Geld, dreieinhalb Jahre. Dann erschießt sich Kurt. Mein erstes Leben ist vorbei. Ich bin 25. Und ich brauche Jahre, um das halbwegs zu verarbeiten.
    ZDFheute: Vom schüchternen Schlagzeuger im Hintergrund zum Frontmann, der 90.000 im Stadion bearbeitet wie nur wenige. Schicksal oder Glück?
    Grohl: Ich glaube an das Gesetz der Anziehung. Wenn man etwas wirklich will, alles gibt, dann kommen Möglichkeiten, und die ergreift man dann. Seit ich Kind war, wollte ich Musiker werden, meinen Idolen nacheifern. Habe hart gearbeitet, und irgendwann kam ein Anruf von zwei Typen aus Seattle, die ich flüchtig kannte. Und da hat es Boom gemacht, musikalisch hat alles gepasst.
    ZDFheute: Im Buch klingt ihre kindische Freude durch, wenn Sie einen Ihre musikalischen Helden treffen. Dabei sind Sie doch mittlerweile selbst in der ersten Liga der Rockstars angekommen?
    Grohl: Ich empfinde mich noch immer als der kleine Junge, der in seinem Kinderzimmer auf seinen Kissen Drums spielt. Inmitten der Poster von Led Zeppelin, den Beatles oder AC/DC. Überirdische sind das, bis du sie triffst. Und merkst, das sind auch nur Menschen. Aber eben ganz besondere, meine Helden. Was ich nie vergesse, auch wenn ich mit einem davon jamme, mit ihnen musizieren darf und kann.
    ZDFheute: Würden Sie einem Teenager heute raten, hey, versuche es doch wie ich mit Musik?
    Grohl: Mit 15, 16, als wir Punk-Rock schrammelten, mit ein paar Freunden, hat doch niemand gedacht, damit jemals Geld verdienen zu können. Genau das würde ich heute sagen. Wenn du von deiner Musik besessen bist, dann mach einfach. Ob was daraus wird, scheißegal. Seit Spotify verstehe ich die Musikwelt nicht mehr. Wir produzieren unser Platten, Videos, Dokumentationen komplett selbst. Haben unsere eigene Blase außerhalb der Musikindustrie geschaffen. Ein unglaublicher Luxus, wir können tun und lassen, was wir wollen. Einer der Gründe, warum es die Foo Fighters noch immer gibt.   
    ZDFheute: Ein neuer Song mit Mick Jagger, Foo Fighters-Studioalbum Nummer Zehn, eine Platte mit Bee-Gees-Covern, eine Autobiografie. Das waren die vergangenen Monate, was kommt als nächstes?
    Grohl: Gerade mache ich ein paar Live-Sessions, in dem ich allein auf der Bühne erkläre, wie ich mit nur einem Kassettenrekorder mehrspurige Aufnahmen in meinem Kinderzimmer aufgenommen habe. Wie Schlagzeug spielen bei Nirvana funktioniert hat. Was sehr viel Spaß macht. Eine Foo Fighters Tour steht an. Und dann ist da ein völlig abgedrehtes Projekt. Kommt bald, ich darf noch nichts verraten, wirklich nicht.
    Das Interview führte Andreas Stamm aus dem ZDF-Studio London.

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